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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche
Autoren: Jude Deveraux
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lächelte erfreut. Sie fand nur selten Gelegenheit, einem Gast ihren Garten zu zeigen.
    »Haben Sie ihn selbst angelegt?«
    »Ein Junge kommt zweimal die Woche, um mir beim Unkrautzupfen zu helfen; aber zumeist pflege ich ihn selbst.«
    »Er ist so reizend wie seine Besitzerin«, sagte er und blickte sie dabei an.
    Einen Moment glaubte Nellie, schamrot zu werden, bis sie sich darauf besann, daß er nur höflich sein wollte. »Möchten Sie nicht Platz nehmen?« fragte sie und deutete auf eine kleine Schaukel, die unter der Rebenlaube aufgebaut war. Sie eilte ihm voraus, um die Stangenbohnen wegzunehmen, die sie gepflückt hatte, als Terel sie zu sich rief, damit sie ihr beim Aufräumen der Hüte helfen sollte.
    »Ja, vielen Dank«, sagte er und nahm ihr die Schüsseln ab. »Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Ihnen beim Bohnenputzen helfe, nicht wahr? Das würde mir ein Gefühl von Heimat geben.«
    »Natürlich nicht.« Sie stellte die leeren Schüsseln zwischen sich und ihn — eine für den Abfall, die andere für die von Fäden befreiten, gebrochenen Bohnen — und füllte seinen Schoß mit Bohnen, ehe sie sich ebenfalls mit einer Portion bediente.
    »Wo sind Sie denn zu Hause, Mr. Montgomery?« fragte sie.
    »In Warbrooke, Maine«, antwortete er, und sobald er zu reden angefangen hatte, wollte er gar nicht mehr aufhören. Er ist so einsam wie ich, dachte Nellie bei sich, und korrigierte sich sogleich. Wie konnte sie einsam sein, wo sie doch Terel und ihren Vater hatte?
    Er erzählte ihr von seinem Leben in der Nähe des Ozeans, von dem Ort, wo er aufgewachsen war, und daß er genauso viele Jahre auf einem Segelschiff wie auf festem Boden verbracht habe.
    »Ich lernte Julie kennen, als ich fünfundzwanzig war«, sagte er.
    Nellie blickte ihn an, betrachtete sein Profil, und sie konnte die Traurigkeit in seinen Augen erkennen, den Kummer aus seinen Worten hören. Ihr Vater hatte ihr erzählt, daß Mr. Montgomery Witwer sei. »Sie war Ihre Frau?«
    Er sah sie an, und der Schmerz in seinen Augen löste nun ebenfalls einen Schmerz in ihrer Brust aus. »Ja«, sagte er leise. »Sie starb vor vier Jahren im Kindbett. Ich verlor sie und das Baby zwei Tage vor meinem dreißigsten Geburtstag.«
    Sie langte über die Bohnenschüsseln hinweg nach seiner Hand und drückte sie. Die Berührung schien ihn aus einer Trance zu wecken. Er saß da, blinzelte ein paarmal und lächelte dann. »Ich glaube, Sie müssen mich verzaubert haben, Miß Grayson. Ich habe von Julie nicht mehr geredet, seit . . .«
    »Es sind die Bohnen«, meinte sie munter, da sie ihn nicht mehr traurig erleben wollte. »Es sind verzauberte Bohnen, die von den Heinzelmännchen gezüchtet wurden.«
    »Nein«, sagte er, sie wie gebannt ansehend. »Ich glaube, Sie sind es, die mich verzaubert hat.«
    Nellie spürte, wie sie errötete. »Mr. Montgomery, es ist gar nicht nett von Ihnen, ein so altes Mädchen wie mich auf die Schippe zu nehmen.«
    Er lachte nicht über ihren Scherz, sondern sein Gesicht wurde wieder ernst. »Wer hat Ihnen gesagt, daß Sie ein altes Mädchen wären?«
    Nellie wurde nun ganz verwirrt. »Das braucht mir niemand zu sagen. Ich . ..« Sie wußte nicht, wie sie fortfahren sollte. Sie hatte noch nie neben einem so überaus gutaussehenden Mann gesessen, der versucht hatte, mit ihr zu flirten. Warte nur, bis er Terel kennenlernt, dachte sie bei sich. Wenn Terel eines ihrer schönen Abendkleider trug, konnte sie einen ganzen Saal voll hübscher Männer enthusiasmieren. »Du meine Güte, Mr. Montgomery, sehen Sie doch nur, wieviel Uhr es schon ist! Ich muß das Dinner zu Ende kochen, mein Vater wird gleich nach Hause kommen, Terel wird jeden Moment erscheinen, ich muß mich noch umziehen und . . .«
    »In Ordnung«, sagte er lachend. »Ich weiß, wenn ich entlassen werde.« Er hob die Schüsseln auf, erlaubte nicht, daß Nellie eine davon trug, und vertrat ihr dann auf dem Gartenpfad den Weg. »Sagen Sie mir, Miss Grayson, kochen Sie auch so gut wie Sie schön sind?«
    Nellie spürte, wie ihr Gesicht nun feuerrot wurde. »Sie sind ein Schwerenöter, Mr. Montgomery. Mit solchen Reden bringen Sie sicherlich die halbe Damenwelt von Chandler zum Erröten.«
    Er nahm ihre Rechte in die seine und betrachtete sie. »Tatsächlich«, sagte er leise, »flirte ich nie. Seit Julie starb, habe ich keine andere Frau mehr angeschaut.«
    Nellie war sprachlos. Sie fand keine Worte. Daß dieser Mann, der so gut aussah, daß er das Herz eines jeden Mädchens in
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