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110 - Zombies im Orient-Express

110 - Zombies im Orient-Express

Titel: 110 - Zombies im Orient-Express
Autoren: Larry Brent
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    Das Telefon
klingelte mitten in der Nacht. Der Mann im Bett fuhr zusammen. Dr. Alex Haith
hatte derzeit mehrere schwerkranke Patienten und wusste, dass die Nächte im
Augenblick für ihn viel Aufregung brachten. Seltsamerweise dachte er bei dem
Klingelgeräusch jedoch sofort an einen Namen: Earl of Gainsbourgh. Der
Achtundfünfzigjährige gefiel ihm seit Wochen nicht. Das chronische Leiden des
Mannes hatte sich verschlimmert, Herz und Nieren waren in Mitleidenschaft
gezogen, und die besten Medikamente und Haiths Spezialwissen reichten nicht
mehr aus, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Der Arzt meldete sich sofort,
und sein Verdacht wurde bestätigt. „Der Earl bittet um Ihren Besuch, Doc“,
sagte eine dunkle, gepresst klingende Stimme. Es war
der alte Butler, der sprach. Jonas gehörte zum lebenden Inventar des Castles,
er diente dort seit fünfzig Jahren und hatte den Earl auf allen seinen Reisen
begleitet. „Es geht zu Ende, Doc. Bitte beeilen Sie sich.“
    „Ich mache
mich sofort auf den Weg, Jonas.“ Haith warf die Decke zurück, stand auf und
schlüpfte in seine Hose, die über der Stuhllehne hing.
    Fünf Minuten
später raste der schwarze Bentley durch die Nacht. Dr. Alex Haith lebte in einem Apartmenthaus am
Hyde-Park. Der Arzt verdiente gut. Man merkte seinem Lebensstil an, dass seine
Patienten aus den gehobenen Kreisen und dem Geldadel stammten. Haith hatte sich
mit einigen erstaunlichen Behandlungen einen Namen gemacht. Einmal empfohlen,
begann die Lawine von allein zu rollen. Haith konnte sich im Gegensatz zu
manchen Kollegen über mangelnde Arbeit nicht beklagen. Er konnte es sich heute
leisten, Patienten abzulehnen. Haith liebte die schönen Dinge und die
angenehmen Seiten des Lebens. Dazu gehörten für ihn auch eine luxuriös
eingerichtete Wohnung, zwei Luxusfahrzeuge, ein Bentley und
ein amerikanischer Straßenkreuzer, und Reisen in die ganze Welt. Exotische
Länder wie Thailand, Indien, Haiti und die Südseeinseln hatten es ihm besonders
angetan. Mindestens drei Monate im Jahr hielt Haith sich nicht in London auf.
Auch jetzt, während er durch die sternenlose, regnerische Nacht fuhr, war er
mit seinen Gedanken ganz woanders. In weiter Ferne ...
    Er sah sich
am Strand von Nouméa, umringt von verführerischen Mischlingsmädchen, hörte das Rauschen
der Brandung, spürte den weißen, heißen Strand und sah den wolkenlosen,
tiefblauen Himmel über sich. Sehnsucht nach der Ferne, nach Freiheit und vor
allem nach Wärme und Sonne überfiel ihn. Das Letztere war eine Seltenheit im
nebligen London. Alex Haith machte Reisepläne, während er in nördlicher
Richtung davonfuhr und die Stadt verließ. Philip Earl of Gainsbourgh lebte
fünfundzwanzig Meilen außerhalb Londons. Haith fuhr so schnell er konnte. Unter
einer halben Stunde, das wusste er jedoch, würde er auf keinen Fall sein Ziel
erreichen. Bis dahin konnte es zu spät sein ...
    Aber auch
eine schnellere Ankunft bot keine Garantie für Leben und Gesundheit des Earls.
Der Organismus war verbraucht. Und das noch vor Erreichen des sechzigsten
Lebensjahres. Gainsbourghs Zustand war ihm medizinisch ein Rätsel. Eine
logische Erklärung für die Krankheit des Patienten gab es im eigentlichen Sinne
nicht. Nach einer Rückkehr aus dem Ausland, das lag genau fünf Jahre zurück,
begann das Siechtum des Earls of Gainsbourgh. Die Symptome waren unklar und
passten in keines der bekannten Krankheitsbilder. Haith hatte damals auf eine
Malaria getippt. Aber der klinische Befund hatte diesen Verdacht ausgeräumt.
Der Earl verfiel zusehends, alle Organe waren angegriffen, und Haith wurde
unwillkürlich an einen schnell alternden Organismus erinnert. Auch diese Dinge
gingen ihm jetzt wieder durch den Kopf. Der Regen hatte stärker eingesetzt, im
Süden über dem Kanal zuckten erste Blitze am Nachthimmel. Fernes Donnergrollen
war zu vernehmen. Alex Haith hatte das Gefühl, der einzige Mensch auf der Welt
zu sein. Nachdem er das hektische und noch immer lebenserfüllte London hinter
sich gelassen hatte, lagen die Straßen wie ausgestorben vor ihm. Kein Wagen kam
ihm entgegen. Keiner folgte ihm. Der Regen prasselte auf das Dach des Bentleys
und rauschte über die Frontscheibe, so dass die Scheibenwischer die Flut des
Wassers kaum verdrängen konnten. Gegen den regenschweren, blitzenden Himmel
zeichneten sich die Umrisse der Bäume ab, die den Straßenrand säumten. Dann war
endlich das schwere Gemäuer des Gainsbourgh-Castles zu sehen. Eine vier Meter
hohe
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