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Heimliche Wuensche

Titel: Heimliche Wuensche
Autoren: Jude Deveraux
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alten Mann, den ihr Vater ihr einmal vorgestellt hatte. Nicht mit . . .«
    »Nellie! Wo bist du denn gewesen?« fragte Terel, die jetzt im Dunklen vor ihr aufragte. »Wir haben dich überall gesucht. Anna demoliert die Küche, und Vater will, daß du sie beaufsichtigst, und ich brauche dich zum Aufschnüren meines Mieders. Wir müssen leiden, während du hier sitzt und träumst. Manchmal habe ich das Gefühl, daß du uns vergißt und nur an dich selbst denkst.«
    »Ja, du hast recht. Es tut mir leid. Ich werde Anna zurechtstutzen.« Nur widerwillig verließ sie die Schaukel und den Garten und kehrte in die nüchterne Welt zurück, die sie im Haus erwartete.
    Erst Stunden später, nachdem sie das Geschirr gewaschen, die Küche aufgeräumt und sich wieder eine Predigt ihres Vaters, ihre Eßgewohnheiten betreffend, angehört hatte, konnte sie endlich hinauf in Terels Zimmer gehen.
    »Ich mußte mir von Anna das Mieder aufschnüren lassen«, sagte Terel, die im Nachthemd und Frisiermantel vor ihrem Spiegel saß und sich die Haare bürstete, im bitteren Ton.
    Nellie begann Terels Kleider in den Schrank zu räumen. Sie war müde und sehnte sich danach, ein Bad nehmen und dann ins Bett gehen zu können.
    »War er nicht himmlisch?«
    »Wer?«
    »Mr. Montgomery natürlich. Oh, Nellie, merkst du denn nie, was um dich herum vorgeht?«
    »Er war sehr nett, ja.«
    »Nett? Er war viel mehr als das. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Mann gesehen, der besser aussieht als er — Dr. Westfield vielleicht ausgenommen; aber der ist schon vergeben. Vater meinte, er habe den Eindruck, daß er sehr vermögend sei.«
    »Ja, ich denke, daß Dr. Westfield ziemlich wohlhabend ist«, erwiderte Nellie müde.
    »Doch nicht Dr. Westfield! Nellie, warum hörst du manchmal nicht zu, wenn ich mit dir rede? Vater meint, Mr. Montgomery sei sehr vermögend. Aber wenn er Geld hat, verstehe ich nicht, warum er sich mit dem Gedanken trägt, den Posten anzunehmen, den Vater ihm anbietet. Es sei denn . . .«
    »Es sei denn was?«
    »Nun ... ich möchte ja nicht prahlen; aber hast du bemerkt, wie er mich beim Essen angeschaut hat?«
    Nellie, die hinter der Schranktür stand, war froh, daß Terel ihr Gesicht nicht sah. »Nein, ich fürchte, ich habe nicht darauf geachtet. Aber Terel, Liebes, du mußt doch inzwischen daran gewöhnt sein, daß die Männer dich anschauen.«
    »Ja«, sagte Terel leise und betrachtete sich im Spiegel. Mr. Montgomery hatte sie tatsächlich angeschaut; aber nicht so, wie die Männer das meistens taten. Tatsächlich war da sogar etwas Frostiges in diesem Blick gewesen, als er sie mit seinen dunklen, fast schwarzen Augen gemustert hatte.
    Sie legte die Hand an den Hals. Dieser Mann war eine Herausforderung. Sie würde ihn erobern müssen.
    »Ich frage mich, wie er heißen mag«, murmelte Terel.
    »Jace«, antwortete Nellie, ohne zu überlegen.
    Terel betrachtete ihre Schwester im Spiegel. Nellie stand hinter dem kleinen Wandschirm am Waschständer, so daß nur ihr Gesicht zu erkennen war. Im Kerzenlicht sah Nellie schön aus. Ihre Haut war makellos. Sie hatte lange Wimpern und volle Lippen. Als Terel nun wieder ihr eigenes Spiegelbild betrachtete, erkannte sie, daß sie nicht halb so hübsch war wie Nellie. Im Vergleich zu Nellies Gesicht war ihres zu lang, ihre Nase zu scharf und ihre Haut lange nicht so glatt.
    Terel öffnete eine Schublade in ihrer Frisierkommode, holte einen Beutel mit Sahnebonbons heraus, ging dann zu Nellie und legte den Arm um sie. »Es tut mir leid, daß Vater beim Dinner so garstig zu dir gewesen ist. Er hätte doch Mr. Montgomery nicht erzählen müssen, daß du den Kuchen ganz allein aufgegessen hast. Du hast den Mann ja nicht beachtet; aber du hättest sehen sollen, was für ein Gesicht er in diesem Augenblick machte!«
    Nellie löste sich aus Terels Umarmung.
    »Nellie, es tut mir leid. Ich wollte dich nicht beleidigen. Ich dachte, du könntest die Sache von der humorvollen Seite betrachten. Ich finde es erheiternd, daß eine Frau einen ganzen Kuchen vor dem Dinner verschlingt.«
    »Ich finde das gar nicht erheiternd«, sagte Nellie steif.
    »Nun gut — ich werde aufhören zu lachen, wenn du nicht darüber lachen kannst. Wirklich, Nellie, wenn du manchmal über dich selbst lachen könntest, hättest du es viel leichter im Leben. Wo willst du denn jetzt hin?«
    »Ich nehme ein Bad und gehe dann ins Bett.«
    »Du bist wütend.«
    »Nein, das bin ich nicht.«
    »Doch, das bist du. Ich sehe es dir
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