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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic
Autoren: Clive Cussler
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kurze Zeit sprachlos vor Erleichterung.
    Schließlich konnte Seagram sagen: »Vielen Dank, Mr. Präsident. Auf irgendeine Weise werden wir es schaffen und fündig werden. Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Gut. Dann wünsche ich Ihnen viel Glück. Aber seien Sie vorsichtig, ich möchte keine solche Spionagepanne wie seinerzeit Eisenhower mit dem U-2-Aufklärungsflugzeug erleben. Verstanden?«
    Bevor Seagram und Donner antworten konnten, hatte er sich abgewandt und das Büro durch eine Seitentür verlassen. Donners Chevrolet passierte die Torkontrollen des Weißen Hauses.
    Er ordnete sich in den fließenden Verkehr ein und fuhr über den Potomac nach Virginia.
    »Wir haben Glück gehabt«, sagte Seagram. »Das ist dir doch klar?«
    »Wem sagst du das. Wenn er gewußt hätte, daß wir schon vor zwei Wochen einen Mann auf russisches Gebiet geschickt haben, dann wäre unser lieber Präsident ganz schön in Fahrt geraten.«
    »Die Gefahr besteht immer noch«, sagte Seagram wie im Selbstgespräch. »Falls NUMA unseren Mann nicht herausholen kann.«
2
    Sid Kopiin glaubte sterben zu müssen.
    Seine Augen waren geschlossen und sein Blut befleckte den Schnee. Während er langsam zu Bewußtsein kam, zuckten grelle Schmerzesblitze durch sein Gehirn, und ein Gefühl von Übelkeit stieg würgend in seiner Kehle hoch. Er hatte eine Kugel abbekommen, oder waren es zwei? Das wußte er nicht genau.
    Langsam öffnete er die Augen, wälzte sich herum und richtete sich auf Händen und Knien auf. In seinem Kopf tobte ein rasender Schmerz, und als er mit einer Hand hinauftastete, fühlte er geronnenes Blut auf einer Wunde über der linken Schläfe. Die Wunde war außen durch die Kälte betäubt und schmerzlos. Aber die Stelle, an der ihn die andere Kugel dicht unterhalb der Rippen an der linken Seite getroffen hatte, tat höllisch weh, und er spürte die klebrige Wärme des Bluts, das unter seiner Kleidung an Schenkeln und Beinen hinabrann.
    Eine Salve aus einer Schnellfeuerwaffe warf hallende Echos von den Bergwänden zurück.
    Kopiin spähte umher, sah jedoch nichts als den von arktischem Wind gepeitschten Vorhang von wirbelndem Schnee. Ein weiterer Feuerstoß schmetterte durch die eisige Kälte. Nach seiner Schätzung war der Schütze nur etwa hundert Meter entfernt. Ein sowjetischer Soldat auf Streifendienst feuerte offenbar blindlings durch den Schneesturm, in der vagen Hoffnung, ihn noch einmal zu treffen. Kopiin hatte alle Hoffnung aufgegeben, die kleine Bucht noch zu erreichen, in der sein Boot verankert lag. In seinem jetzigen Zustand hätte er auch nie die achtzig Kilometer aufs offene Meer hinaus zu dem wartenden ozeanographischen Forschungsschiff von NUMA fahren können. Er sank in den Schnee zurück. Die Kugelwunden und der Blutverlust hatten ihn sehr geschwächt. Aber der Russe durfte ihn nicht finden. Das gehörte zu seiner Vereinbarung mit der Meta-Abteilung. Während er qualvoll langsam Schnee über seinen Körper zu scharren begann, glaubte er plötzlich durch das Heulen des Windes Hundegebell zu hören. In diesem Moment sehnte Sid Kopiin sogar seinen Tod herbei. Er war nur Professor der Mineralogie und kein Geheimagent mit Spezialausbildung. Sein vierzigjähriger Körper war der Belastung von scharfen Verhören bestimmt nicht gewachsen. Wenn er am Leben blieb, würden sie die Wahrheit in wenigen Stunden aus ihm herauspressen. Er schloß die Augen, und das Bewußtsein der Niederlage schmerzte ihn jetzt noch mehr als die Wunden.
    Als er die Augen wieder öffnete, sah er den Kopf eines großen Hundes mit zottig weißem Fell über sich. Es war ein Komondor, ein ungarischer Schäferhund, der ihm mit gefletschten Zähnen an die Kehle wollte und mit Mühe von einem Sowjetsoldaten an der Leine zurückgehalten wurde. Der Mann blickte in mürrischer Teilnahmslosigkeit auf ihn herab: mit der linken Hand die Hundeleine haltend und in der Rechten die schußbereite Maschinenpistole.
    Wie eine Vision tauchte in diesem Moment aus dem wirbelnden Schnee eine andere Gestalt auf. Ein leiser Knall ertönte, und der große Komondor fiel lautlos zur Seite. Der Russe ließ die Leine los und versuchte hastig, seine Waffe zu erheben. Der merkwürdig leise Knall wehte wieder mit dem Wind herüber, und aus einem kleinen Loch mitten auf der Stirn des Soldaten strömte plötzlich Blut. Sein Blick wurde glasig, und er brach neben dem Hund zusammen.
    Kopiin war zu erschöpft, um die Zusammenhänge zu begreifen. Er sah nur, wie ein Mann in grauem
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