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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic
Autoren: Clive Cussler
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Parka aus dem Schneegestöber auftauchte und sich zu ihm hinabbeugte. Sein Gesicht war dunkel gebräunt und wirkte mit seinen kantigen Zügen fast ein wenig grausam. Aber aus seinen tief meergrünen Augen strömte im Gegensatz dazu intensive menschliche Wärme.
    »Dr. Kopiin, nicht wahr?« fragte der Fremde, während er eine Pistole mit Schalldämpfer in die Tasche schob und sich in den Schnee kniete. »Sie brauchen jetzt als erstes ärztliche Hilfe.«
    »Wer sind Sie?« fragte Kopiin halb benommen.
    Der Fremde nahm Kopiin wie ein Kind auf die Arme, richtete sich auf und stapfte durch den Schnee den Berghang hinunter in Richtung der Bucht. »Mein Name ist Pitt«, sagte er. »Dirk Pitt.«
    »Ich verstehe nicht… wo kommen Sie her?«
    Kopiin hörte die Antwort nicht mehr. Bewußtlosigkeit senkte sich wie ein dunkles Tuch über ihn und befreite ihn von allen Schmerzen.
3
    Seagram hatte sich zum Mittagessen mit seiner Frau in einem kleinen Gartenrestaurant dicht bei der Capitol Street verabredet, und während er auf sie wartete, trank er einen Margarita-Cocktail. Natürlich kam sie – wie immer in ihrer achtjährigen Ehe – zu spät. Er winkte den Kellner heran und bestellte einen zweiten Drink.
    Dana Seagram kam schließlich und war ein wenig atemlos, als sie sich ihm gegenübersetzte.
    In ihrem orangefarbigen Sweater und dem braunen Tweedrock wirkte sie jugendlich wie eine Collegestudentin. Sie war blond, und der Blick ihrer dunkelbraunen Augen verriet wache, spottlustige Intelligenz. »Habe ich dich lange warten lassen?« fragte sie lächelnd.
    »Genau achtzehn Minuten«, antwortete er. »Etwa zwei Minuten länger als üblich.«
    »Entschuldigung. Aber Admiral Sandecker hatte eine Stabsbesprechung anberaumt, und die zog sich länger als erwartet hin.«
    »Was ist sein neuester Geistesblitz?«
    »Ein neuer Flügel für das Marine-Museum. Er hat die Bewilligung und ist jetzt auf der Suche nach Ausstellungsstücken.«
    »Was denn etwa?«
    »Kleinere und größere Gegenstände, die aus berühmten Schiffen geborgen wurden.« Der Kellner servierte Seagrams Margarita, und Dana bestellte einen Daiquiri. »Es ist erstaunlich, wie rar diese Dinge sind. Ein oder zwei Rettungsgürtel von der Lusitania, ein Ventilator von der Maine und ein Anker von der Bounty, aber alles an verschiedenen Stellen.«
    Er stieß ein spöttisches Lachen aus. »Verschwendung von Steuergeldern, nach meiner Meinung. Altes verrostetes Gerumpel in Glaskästen zur Schau stellen.« Der Kleinkrieg war wieder einmal eröffnet.
    »Die Restaurierung solcher Erinnerungsstücke aus Schiffen und Booten hat geschichtlichen Wert«, sagte Dana scharf.
    »Hört, hört: die Marinearchäologin spricht.«
    »Scheint dir immer noch auf den Wecker zu gehen, daß deine Frau etwas aus sich gemacht hat.«
    »Mir geht nur dein Hinterhofjargon auf den Wecker. Gehört das zur Emanzipation?«
    »Jedenfalls besser als deine Kostümierung«, antwortete sie schlagfertig. »In diesem Anzug und mit deinem Studentenhaarschnitt der vierziger Jahre siehst du aus wie ein Handelsreisender aus Omaha.«
    »In meiner Position kann ich mich nicht wie ein Hippie der sechziger Jahre anziehen.«
    »Du meine Güte.« Sie seufzte theatralisch. »Warum konnte ich keinen Installateur oder Gartenarchitekten heiraten? Ausgerechnet in einen Physiker aus dem Mittelwesten mußte ich mich verlieben.«
    »Immerhin erfreulich zu wissen, daß du mich mal geliebt hast.«
    »Ich liebe dich immer noch, Gene«, sagte sie, und ihr Blick wurde weich. »Die Entfremdung ist erst in den vergangenen zwei Jahren entstanden. Kaum sitzen wir am selben Tisch, müssen wir einander weh tun.« Sie griff nach seiner Hand. »Ist dir nicht klar, daß es unsere Berufe sind, die die Kluft zwischen uns geschaffen haben? Noch ist es nicht zu spät, Gene. Wir könnten beide kündigen und wieder ins Lehrfach gehen. Du mit deinem Diplom in Physik und ich in Archäologie: wir könnten leicht an vielen Universitäten lehren. Als wir uns kennengelernt haben, waren wir in derselben Fakultät. Erinnerst du dich noch? Das waren unsere glücklichsten Jahre.«
    »Mach es uns nicht noch schwerer, Dana«, sagte er. »Ich kann nicht einfach aufhören. Jetzt nicht.«
    Sie zog ihre Hand zurück. »Warum nicht?«
    »Ich arbeite an einem wichtigen Projekt.«
    »Jedes Projekt in den vergangenen fünf Jahren ist wichtig gewesen. Bitte, Gene, wir müssen weg aus Washington. In dieser Stadt ist unsere Ehe zum Scheitern verurteilt.«
    »Ich kann nicht
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