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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic
Autoren: Clive Cussler
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fragte er sich, weshalb er eigentlich so lange und verbissen um diese undankbare Würde gekämpft hatte. Seine politische Laufbahn hatte ihn Freunde und eine zerbrochene Ehe gekostet. Und unmittelbar nach Ablegung des Amtseids war seine Stellung fast gleichzeitig erschüttert worden durch einen Skandal im Finanzministerium, einen Streik des Flughafenpersonals im ganzen Lande und einen feindseligen Kongreß, der im Laufe der Zeit jeden im Weißen Haus residierenden Präsidenten das Mißtrauen gelehrt hatte. Seine beiden letzten Vetos waren von der Kongreßmehrheit überstimmt worden, und das steigerte noch seine Amtsmüdigkeit.
    Ein Glück, daß er sich nicht einer weiteren Wahl stellen mußte. Es erschien ihm immer noch als eine Art Wunder, daß er überhaupt zwei Amtszeiten gewinnen konnte. Denn er hatte so ungefähr alle politischen Tabus gebrochen, die für einen erfolgreichen Kandidaten seit eh und je unerläßlich waren. Er war geschieden, ging nicht zur Kirche, rauchte in aller Öffentlichkeit Zigarren und trug außerdem einen großen Schnurrbart. In achtzehn Monaten würde seine zweite Amtszeit vorüber sein. Dieser Gedanke tröstete ihn – und die Vision eines freiwilligen Exils, das er dann an Bord einer Jacht im Südpazifik genießen würde. Er schloß die Augen, um die Vision deutlicher werden zu lassen. In diesem Moment öffnete sein Assistent die Tür und räusperte sich.
    »Verzeihung, Mr. Präsident, aber Mr. Seagram und Mr. Donner warten.«
    Der Präsident schwenkte zu seinem Schreibtisch zurück und fuhr sich durch sein dichtes silbergraues Haar. »Gut, lassen Sie sie herein.«
    Seine Laune besserte sich. Für Gene Seagram und Mel Donner war der Präsident immer zu sprechen. Sie waren die Planungsleiter der Meta-Abteilung: einer Gruppe von Wissenschaftlern, die ganz geheim an bisher noch nie untersuchten Forschungsprojekten arbeiteten – an Projekten, die den jetzigen Stand der Technologie sprunghaft um zwanzig bis dreißig Jahre vorantreiben sollten.
    Die Meta-Abteilung war ein eigenes Geistesprodukt des Präsidenten. Schon im ersten Jahr seiner Amtszeit hatte er das Projekt geplant und dazu mit allen möglichen Manipulationen den unbegrenzten Geheimfonds benutzt. Eine kleine Gruppe von ihm persönlich ausgewählter Männer mit glänzenden Fähigkeiten und Forschungsdrang bildeten den Kern der Abteilung.
    Insgeheim war er sehr stolz auf sein Werk. Sogar der CIA und das Nationale Sicherheits-Amt wußten nichts von dessen Existenz. Es war immer sein Traum gewesen, die finanzielle Grundlage für eine Gruppe von Forschern zu schaffen, die ihr Wissen und ihre Talente der Planung und Durchführung von Phantasieprojekten widmeten, bei denen die Erfolgschancen eins zu einer Million standen. Sein Gewissen wurde nicht im geringsten von der Tatsache belastet, daß die Meta-Abteilung fünf Jahre nach ihrer Gründung noch völlig erfolglos arbeitete. Die Begrüßung ohne Händeschütteln war fast freundschaftlich formlos. Seagram öffnete eine abgegriffene Lederaktenmappe und entnahm ihr einen Faltdeckel mit Luftaufnahmen. Er breitete die Fotos auf dem Schreibtisch aus und deutete auf einige Gebiete, die auf den durchsichtigen Deckblättern umkreist waren.
    »Die Bergregion im oberen Teil der Insel Nowaja Semlja nördlich vom russischen Festland. Alle Meßdaten unserer Satellitensensoren errechnen für dieses Gebiet eine schwache Möglichkeit.«
    Der Präsident stieß einen leisen Fluch aus. »Jedesmal, wenn wir etwas entdecken, muß das in der Sowjetunion oder einem anderen unerreichbaren Gebiet liegen.« Er ließ seinen Blick über die Fotos gleiten und wandte sich Donner zu. »Die Erde ist doch recht groß. Sicherlich gibt es noch andere erfolgversprechende Gebiete.«
    Donner schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Mr. Präsident, aber Geologen sind auf der Suche nach Byzanium, seit Alexander Beesley dessen Existenz im Jahre 1902 entdeckt hat.«
    »Die Radioaktivität von Byzanium ist so extrem hoch, daß nur noch winzige Reste davon irgendwo auf den Kontinenten vorhanden sein können«, erklärte Seagram. »Was wir über dieses Element ermitteln konnten, haben wir aus den kleinen, künstlich hergestellten Partikeln errechnet.«
    »Kann man denn nicht auf künstlichem Wege eine größere Menge des Elements herstellen und lagern?« fragte der Präsident.
    »Nein, Sir«, antwortete Seagram. »Das langlebigste Teilchen, das wir in einer sehr energiereichen Beschleunigungsanlage herstellen konnten, zerfiel in
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