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Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex
Autoren: Johanna Driest
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um den Joint irgendwo loszuwerden, und als sie wiederkommt, kniet sie sich neben die Couch, so dass sie mein Gesicht von nahem genau betrachten kann. »Das ist übrigens kein DJ, du hast doch gehört, das ist ein Computer. Hal 9000. Und Engel verkehren ausschließlich mit Computern. « Sie kichert.
    Wir sind ein schönes Gruppenbild – ich liege auf dem Rücken, die Blondine kniet vor mir auf der Erde, und die Rote sitzt neben mir auf der Couch. Dabei fummelt sie an mir herum, um das Mieder meines Kostüms zu öffnen. Leise sagt sie:
    »Ich möchte wissen, was für eine Schambehaarung ein Engel hat.«
    »Ich glaube, die haben gar keine«, sagt die Blonde.
    Rotkäppchen bewegt sich so, als würde sie ihre Hand an meinem Bein hochschieben, obgleich ihre Hand nicht mehr in meinem Gesichtskreis ist. »Ihre Haut ist ganz weich und glatt. Sie hat überhaupt keine Haare«, sagt sie.
    »Auch nicht zwischen den Beinen?«
    »Nein, sie ist ganz glatt«, sagt Rotkäppchen.
    »Sie müsste doch was merken.« Blondi wendet sich wieder meinem Gesicht zu und schaut mir wie eine untersuchende Ärztin in die Augen.
    »Ich glaube, sie merkt nichts«, sagt die Rote leise.
    »Bist du denn jetzt an einer empfindlichen Stelle?«
    »Ja, aber ich glaube, sie merkt wirklich nichts.«
    Ich starre an einen bestimmten Punkt der Decke und denke, Scheiß-2C-B, was machen sie jetzt mit mir, aber ich bewege
die Augen doch wieder und sehe, wie Blondi anfängt, mein Haar zu streicheln. Auch das fühle ich nicht, aber ich sehe, wie ihre Hand sich immer in der gleichen Weise über meinen Kopf bewegt. Rotkäppchen beugt sich nun ganz nah über mich und tastet langsam und behutsam wie ein neugieriges Kind mein Gesicht mit ihren Augen ab. Ich sehe, dass sie nicht ihre natürliche Haarfarbe hat, an den Ansätzen ist es heller. Ihre Augenbrauen sind gezupft, sie möchte sie möglichst dünn und weit geschwungen haben. Ich überlege gerade, wie ihre Ehe aussehen mag, da sagt sie: »Du schöner Engel. Was musst du nur gerade denken, so still liegst du da. Warum bist du zu uns auf die Erde gekommen?« Sie küsst mich auf die Wange.
    Ihre blonde Freundin steht auf und zieht sie hoch. »Komm.«
    Ich weiß nicht, was sie vorhat, aber sie fasst ihre Freundin um die Hüfte, dreht mit ihr langsam und verträumt eine Runde und bleibt vor dem Flachbildschirm stehen. »Wie schön sind diese Polarbären«, sagt sie mit einem Blick auf den Dokumentarfilm, der ofenbar in einer Schleife läuft.
    »Ja. Mir ist kalt«, sagt Rotkäppchen.
    »Eine weiße Eislandschaft. Stellst du dir so den Himmel vor?«
    »Das wäre wunderschön. Nur müssten wir mit Schneeanzügen da hochkommen.«
    »Aber unser Engel hier trägt ja auch keinen.«
    Die Rote wirft mir einen Blick zu. »Nein. Vielleicht gibt es im Himmel kein Kälteempfinden.«
    »Vielleicht.«
    Sie löst sich aus der Umarmung und setzt sich wieder zu mir auf die Couch.
    Die Blonde bleibt stehen, wo sie ist. »Deep dive. Sie sagen, dass sie das genommen hat. Da hört sich ja schon der Name nach einem langen Adieu an.« Sie schaut mich mit einem so
traurigen Ausdruck an, als würde sie bedauern, nicht zu meiner Beerdigung kommen zu können. Doch die Rote lächelt mir zu und tätschelt meine Wange. »Mach dir keine Sorgen. Alles wird gut werden. Du siehst all die Grausamkeiten auf dieser Erde, doch wenn du zurückgehst in deinen Himmel, erzähl deinem Gott, dass es keinen Grund zur Sorge gibt.«
    »Nein, echt nicht.« Die beiden Frauen sehen sich verständnisvoll an, und dann gilt Rotkäppchens Aufmerksamkeit wieder mir: »Rapunzel und ich verbreiten so viel Liebe auf der Erde, wie es nur geht.« Zuversichtlich nickt sie mir zu.
    Plötzlich aber springt sie auf und sagt alarmiert: »Ich muss hier raus!«
    »Raus?«, fragt die Blonde und lächelt selig.
    »Ja, ich muss das Land verlassen. Sofort.«
    »Ja, lass uns nach Hawaii gehen.«
    Die Rote aber empfängt nichts mehr auf der sanftmütigen Liebeswelle, ihre Welt ist nun aggressiv. »Hawaii, da ist alles zerstört, da herrschen die Banden, ganz Porte-au-Prince ist ein Friedhof. Wenn sich jetzt nichts ändert, dann bringe ich jemanden um.« Sie zittert.
    Mit ein paar Schritten ist die Blonde bei ihr, nimmt ihren Ellbogen und spricht ihr beruhigend zu. »Lass uns rausgehen, und dann sehen wir uns die Sonne an.«
    »Die Sonne? Ist der Kalender der Maja zu Ende?« Einen Moment ist sie wie erstarrt, dann schreit sie.
    Schnell packt Blondi sie und hält ihr den Mund zu. »Wenn wir
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