Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex
Autoren: Johanna Driest
Vom Netzwerk:
langsam auf die Tür zusteuern, dann schaffen wir es.«
    Leise wispernd antwortet Rotkäppchen: »Nicht! Da draußen passiert es schon.«
    »Okay. Komm jetzt, es passiert gar nichts.«
    Auf dem Weg nach draußen höre ich Rotkäppchen noch sagen: »Es wird nie aufhören.«

34. Kapitel
    H al war ziemlich gut drauf – ausgehen, Leute treffen, durch die Lokale ziehen. Zu Hause waren wir eigentlich nur noch zum Schlafen. Er war wieder schweigsam geworden, so wie er es als Kind gelernt hatte und wie Adrian, Hank, Liam und andere ihn kannten, also fing ich morgens schon im Bett an, ihm vorzulesen, oder beim Frühstück. Weil ich mir nicht sicher war, ob er mir zuhörte oder nur mit offenen Augen Löcher ins Weltall starrte, versuchte ich, ihn zu einer Reaktion zu bringen, indem ich ihm immer wieder dasselbe vorlas: den Anfang von Zarathustra. Es war das einzige Buch, das dort herumlag, auf Deutsch, ein Geschenk von seinem Onkel, der am 23. August 44 in die USA emigriert war, weil er bei der Waffen-SS gedient hatte und nicht in das kommunistische Rumänien zurückkonnte. »Meinem lieben Neffen«, stand da, »der das beenden soll, was wir nie schaften – Onkel Claus am 23. August 1991.«
    Irgendwann gestand Hal mir, dass er bis zu meinem ersten Besuch, nachdem ich dann in eine Polizeikontrolle geraten war, eine Blockade gehabt hatte und er mir »unendlich dankbar« sei, sie durch mich überwunden zu haben. Mir ging es aber nicht darum, dass er mir dankbar war, immer bessere Musik zu machen, sondern nur darum, ob er mich noch liebte.
    »Natürlich liebe ich dich noch.«
    Okay, ich zweifelte nicht an unserer körperlichen Anziehung. Ich dachte aber an eine Liebe, die sich auch für die Zukunft
öffnete und die sich in der Zukunft spiegelte. Das Saisonende näherte sich, alle würden weggehen, und was wäre dann mit uns? Was war unsere Zukunft?
    Jedes Mal, wenn ich das Thema auf den Tisch des Hauses bringen wollte, passierte irgendetwas – jemand rief an oder kam dazu, oder es waren sowieso Leute da, in deren Gegenwart ich dieses Thema nicht anschneiden konnte. Ich kam mir langsam wie Anna vor, die immer danebengriff, wenn sie mich packen wollte.
    Diesmal musste er gleich nach dem Frühstück weg. Ich wartete, bis er seinen Kaviar verdrückt haben würde, aber er stocherte nur etwas in dem Ei herum, stand dann abrupt auf, gab mir einen Kuss und wollte verschwinden.
    »Hey!« Ich hielt ihn fest.
    »Ich trefe Paul Grey, er ist der Eigner vom Amnesia. Lass uns doch hinterher Lunch im Jockeyclub haben.«
    »Wie soll ich denn da hinkommen?«
    »Nimm den VW, den benutzt sowieso keiner.«
    »Wann?«
    »Um zwei.«
    »Aber ich hab keinen Führerschein.«
    »Interessiert doch keinen.« Damit war er hinaus.
     
    In gleichmäßigen flachen Dünungen kam das Meer herein, aber man konnte es hier nicht hören, weil die Musik zu laut war. Eine halbe Stunde hatte ich mich von der Bewegung der anrollenden flachen Gischtkämme einlullen lassen und schaute mich nun um. Immer wieder kamen neue Leute, die sich mit Küsschen begrüßten, lachten und eine Weile stehen blieben, bevor sie sich setzten, sich dann zuriefen, woher sie kamen und wen sie getroffen hatten. Die meisten trugen weiße flatternde Hemden, waren braungebrannt und würden aufspringen,
wenn sie Hal sähen, wie er durch die Tische auf mich zukäme. Aber er kam nicht. Ich hatte mir Cava bringen lassen, und das war nun schon das dritte Glas, das ich alleine hier am Tisch trank. Ich hatte mich so gesetzt, dass ich den Wind von vorne bekam, damit er mein Haar nach hinten strich. Die Geste, mein Haar zu schütteln oder mit den Händen nach hinten zu kämmen, gab mir Zuversicht. Es war eine Art von Mut. Es war die Gewissheit, dass ich genügend Kraft hatte, das zu bestehen, was kommen würde.
    Ich zuckte zusammen, als mich von hinten etwas berührte, erkannte Hal aber sofort an seinem göttlichen Duft. Er küsste mir auf die Schläfe. Ich lächelte, drehte mich zu ihm, zog die Sonnenbrille ein Stück herunter und hielt ihm meinen Mund hin. Er roch nach Zigaretten.
    »Hast du schon gegessen?«, fragte er.
    »Ich habe auf dich gewartet.«
    Er setzte sich und blätterte die Speisekarte durch. Dann legte er die Karte beiseite, schaute sich nach dem Kellner um und grüßte einige Leute, als sein Blick an ihnen vorbeistreifte. Ich schaute zum Meer und beobachtete drei Kinder, die im seichten Wasser planschten.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte ich. Die Kinder gossen sich aus zwei bunten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher