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Hausverbot

Hausverbot

Titel: Hausverbot
Autoren: Mariola Brillowska
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Jankowski hätte auch mein Outfit als unseriös bezeichnet. Außerdem wäre noch rausgekommen, dass ich etwas mit dem Langzeitstudenten Adrian hätte. Und dass ich von ihm sogar schwanger wäre. Irgendjemand hätte gesagt, wahrscheinlich würde ich den Studenten in den Seminaren Wodka verabreichen, aber das glaubte dann doch keiner. Das Problem an der Sitzung sei gewesen, dass kaum Studenten von mir da gewesen wären. Oleg meinte, dass meine Studenten jetzt gegen meinen Rausschmiss mobil machten. Sie hätten schon mal die ganze Hochschule mit Plakaten zugepflastert, auf denen Pro-f-Love drauf stünde.
    Na, das waren ja schöne Nachrichten. Vor allem das mit Adrian. Den kannte ich doch schon viel länger, noch bevor ich an der HaEfBeKa zu unterrichten begonnen hatte. Und was sollte dieses Gerücht mit der Schwangerschaft? Hatte ich denn zugenommen? Ich rannte zum Spiegel. Ich konnte nichts feststellen. Außerdem ging das keinen was an. Adrian war doch erwachsen. Das sah total nach Mobbing und Komplott aus. Diese Schweine hatten den armen alten Böhmler kurz vor seiner Pensionierung mit meiner Person auflaufen lassen. Weil er mich ja an die HaEfBeKa rangeholt hatte. Bloß warum? Vermutlich ging es um interne Hochschulpolitik. Böhmler war ein Querkopf. Wahrscheinlich musste er vorzeitig aus den Gremien raus, damit irgendwas durchgesetzt werden konnte. Bloß was? Vielleicht sollte auf der HaEfBeKa der Bereich der Freien Kunst abgeschafft werden. In letzter Zeit hörte ich öfters den Begriff Skills . Und wer sollte der neue HaEfBeKa-Präsident werden? Das alles kam mir so vor, als versuchte die Schill-Regierung, ihre Idee der neuen Ordnung der HaEfBeKa aufzudrücken. Der blöde Schill ließ schon den Hauptbahnhof mit klassischer Musik beschallen, damit sich die Junkies verzogen. Seit ich in Deutschland lebte, ging mir die Politik am Arsch vorbei. Jetzt bekam ich die Rechnung. Aber vielleicht war es für alles noch nicht zu spät? Ich beschloss, unbedingt mit Gina auf die nächste Anti-Schill-Demo zu gehen. Mitglied bei der Gewerkschaft musste ich natürlich auch werden. Einen Schwangerschaftstest sollte ich ebenfalls endlich machen. Meine Tage waren seit Wochen fällig. Der Stress setzte mir in letzter Zeit derartig zu, dass ich sogar aufgehört hatte, meine Post zu öffnen.
    An der Tür klopfte jemand. Ich machte auf. Vor mir stand der Postbote: Ihre Klingel geht nicht. Er händigte mir ein Einschreiben aus. Ich machte es auf und dachte: Alles klar, ein Unglück kommt selten allein . Ich hatte soeben meinen Geldjob verloren, dann sollte ich also verdammt noch mal auch noch aus meiner Wohnung rausfliegen. Weil meine Miete zwei aufeinanderfolgende Monate nicht bezahlt worden war, durfte mir mein Vermieter fristlos kündigen und gar eine Räumungsklage an den Hals schicken. Da das für mich nichts Neues war, haute mich das Einschreiben auch nicht vom Hocker. Dennoch fragte ich mich, was eigentlich mit meiner Bank los war. Und überhaupt, warum schickte mir der Vermieterarsch eigentlich keine Mahnung? Wahrscheinlich hatte er es sogar gemacht. Ich schaute den Poststapel durch. Eine Mahnung wegen nicht gezahlter Miete war tatsächlich darunter. Und ein paar andere wirklich unangenehme Briefe. Zum Beispiel der von meinem Gynäkologen, er hätte Krebszellen auf meinem Gebärmutterhals gefunden. Oder vom Bezirksamt Wandsbek, mein Vater würde Hilfe zum Leben brauchen, und ich sei gesetzlich verpflichtet, für ihn zu zahlen. Ich konnte mir das alles schon ausrechnen. Seit meine Mutter erkrankt war, zahlte mein Vater keine Miete mehr. Der Sozialismus ging. Meine Mutter starb. Der Kapitalismus kam. Mein Vater flog aus der Wohnung raus. Zum letzten Mal lieh ihm sein Jehovabrüderchen Marek noch Geld. Mein Vater kaufte sich eine Fahrkarte nach Hamburg. Söhnchen Romek nahm sich des Vaters an. Er zeigte dem Alten den Behördengang. Na prima. Vielen Dank, Bezirksamt Wandsbek, für die Familienzusammenführung.
    Ich öffnete weiter die Kuverts der vernachlässigten Post. Die KaEsKa wollte mich nicht mehr versichern. Ich wäre jetzt keine freie Künstlerin mehr, weil ich an der HaEfBeKa als Gastprofessorin arbeitete. Außerdem wären meine Beiträge schon lange nicht mehr bezahlt worden. Ich machte einen Brief vom Finanzamt auf, in dem es um Umsatzsteuervorauszahlung ging. Ich kapierte es nicht. Ich öffnete einen Brief von der Sparkasse, die mich informierte, dass das Finanzamt mein Konto gesperrt hatte. Vom Gericht kam auch ein
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