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Hausverbot

Hausverbot

Titel: Hausverbot
Autoren: Mariola Brillowska
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nichts tun. Sie gingen ständig Werkzeug holen und kamen erst eine halbe Stunde später wieder. Oleg, mein ukrainischer Bühnenbildassistent und Kameramann sowie Student, hatte sich mit denen bereits angelegt, bevor ich gekommen war. Die Stimmung war schlecht. Die Zeit lief davon. Ich schimpfte nur. Der Videotechniker konnte nichts einstellen, weil das Bühnenbild mit den Projektionsleinwänden noch nicht eingerichtet war. Der Beleuchter wartete auf das Bühnenbild. Der Tonmann wartete auf den technischen Durchlauf. Ich wartete darauf, dass alles endlich fertig wurde, damit ich mich auf die Promis konzentrieren konnte.
    James brachte Domenica eine halbe Stunde früher als geplant. Typisch James. Er musste immer auf sich aufmerksam machen. Ich führte Domenica und James in die Kantine und gab ihnen die Mitarbeiterausweise, mit denen sie alles billiger bestellen konnten. Kaum war ich zurück auf der Bühne, kam schon jemand aus der Kantine, der mich fragte, ob ich Domenicas Getränke bezahlen würde, da sie selber außer einem Fünfhunderter kein Geld dabeihätte. Ich nickte. Typisch Domenica. Sie musste unbedingt ihre Zugehörigkeit zum kriminellen Milieu vorführen. Als Statement sozusagen. Denn nur in diesen Kreisen gab es die Fünfhunderter im Umlauf. Viertel nach sieben tauchte Bert Wollersheim mit seiner Managerin auf, auch so einer Art Butlerin wie James. Die Managerin wollte als Erstes das Honorar von Wollersheim im Voraus kassieren. Ich dachte, meine Güte, warum ließ ich mich auf diese Halbwelt ein? Woher kam bei mir dieses Faible für Nutten und Zuhälter? Was reizte mich denn an diesen Menschen, dass ich sie in meine Shows einlud? Es ging mir nie darum, sie vorzuführen, weil sie marginal lebten. Ich fand sie wohl gut, weil sie mir das Gefühl gaben, dass nicht alle Deutschen die deutsche Ordnung verkörperten. Sie waren auf meinem Level. Dennoch trennten uns Welten. Ich tröstete mich damit, dass mit Maxwell wenigstens einer meiner Gattung dabei sein würde. Bei dem musste man aber auch aufpassen. Weil er eine Egomacke hatte und unerträglich sein konnte. Wie jeder Künstler, jede Nutte, jeder Zuhälter, wenn das Rampenlicht auf sie strahlte. Und wehe, es strahlte nicht. Ich zahlte der Managerin die Kohle für Wollersheim und den Hotelanteil aus. Wollersheim wollte nicht in der Künstlerpension in Sankt Georg übernachten. Die Managerin buchte für ihn eine Suite im ›Grand Elysée‹ zum zehnfachen Preis und bestand darauf, das für die Künstlerpension nicht ausgegebene Geld einzukassieren.
    Wegen der Promis und des entsprechenden Medienrummels kringelte sich schon ab halb acht eine Zuschauerschlange vor dem Eingang. Ich wurde nervös. Wir waren immer noch nicht fertig. Domenica sollte Soundcheck machen, ging aber ständig aufs Klo zum Koksen und kam nicht wieder, weil sie doch jetzt schon Interviews gab. Ihre wahnsinnig tiefe Stimme konnte nicht von irgendjemand imitiert werden, und schon gar nicht von James. Ich meckerte ihn an, dass Domenica offenbar nur auf ihre Interviews und nicht auf meine Show Bock hatte. Wollersheim brauchte unbedingt einen Kamm. Der war ja von Beruf Frisör und achtete penibel auf seine Frisur. Ich hatte meine Moderationszettel irgendwo verlegt. Oleg fehlte ein Kabel für seine Live-Kamera. Mit fehlten Assistenten. Außer Oleg hatte ich keinen, und der war gerade beschäftigt. Ich fluchte: Schrott Kampnagel, Schrott Techniker, Schrott Budget!
    Pünktlich um acht gingen die Türen auf. Das Publikum stürzte rein. Schrott drauf. Ich zog die Show durch. Ich stellte die prominente Jury vor. Ich suchte nach Kandidaten für den Porno-Karaoke-Wettbewerb. Ich erklärte die Spielregeln. Ich sagte das Sketchduo ›Triumph Unternational‹ mit Philipp und Wiktor an. Domenica verschwand wieder auf dem Klo. Nervig. Die erste Stöhnrunde ging los. Ich gab den Kandidaten ordentlich Wodka zu trinken, damit sie sich was trauten und es später auf den Fotos für die Dokumentation nicht nur nach PeKaEs, sondern auch nach BeEmEs aussah. Ich gab James Zeichen, er solle Domenica holen, weil gleich die Jury mit ihrem Urteil dran war. Langsam wurde mir klar, warum James bei dieser Frau gelandet war. Mit ihrer Renitenz passte sie wunderbar zu ihm. Zum Glück kam sie schnell zurück, setzte sich bräsig auf ihren dicken Arsch und wusste natürlich nicht, worum es ging, quatschte aber vollgekokst was von der Herbertstraße. Maxwell rappte eine Ode auf das Stöhnpärchen Numero eins, wobei ich wusste,
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