Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hausverbot

Hausverbot

Titel: Hausverbot
Autoren: Mariola Brillowska
Vom Netzwerk:
Frage.
    Eindeutig hatte ich eine Fehlgeburt. Schade. Ich hätte es gerne behalten. Weil Gina pubertierte und wahrscheinlich bald auszog, wollte ich wieder ein Kleinkind haben. Ich steckte mir eine ganze Klorolle in die Unterhose. Ich schob meinen Rock etwas runter, damit die Ausbeulung zwischen den Beinen nicht zu sehen war. Ich ging aus der Toilette direkt zum Ausgang. Niemand hinderte mich daran. Wie denn auch. Wie ich es schon geahnt hatte, war die Wahrnehmung des Notaufnahmepersonals von Betäubungsmitteln beeinträchtigt, die auf der Arbeit überall griffbereit rumlagen. Ich stellte mich an den Straßenrand. Ich winkte mir ein Taxi herbei. Ich stieg ein. Der Fahrer war kein Deutscher. Ich überlegte, ob die Tour nach Hause gehen sollte. Irgendwas in mir wehrte sich dagegen. Ich kriegte das Bild nicht aus dem Kopf, dass das Räumungskommando schon mein Hab und Gut auf die Straße stellte. Ich sah James vorfahren. Ich sah Gina ihre Sachen in die Schrottkiste von James einladen. Ich überlegte, ob ich Adrian von meiner Fehlgeburt erzählen sollte. Er war der Einzige, mit dem ich keine Verhütungsmittel nahm. Seit neun Jahren gingen wir miteinander ins Bett. Jedes Mal, bevor er kam, versäumte er nicht zu fragen, ob ich die Pille genommen hätte. Ich sagte immer Ja , obwohl ich nie die Pille nahm. Davon bekamen Frauen ihre piepsigen Stimmen, und die fand ich echt schrecklich. Ich konnte mir aber auch nicht vorstellen, mit Adrian eine Familienzelle zu bilden. Nach der Erfahrung mit James wollte ich nie wieder zusammen mit einem Mann ein Kind großziehen. Ohne ihren Vater war mein Leben mit Gina viel besser geworden. So wollte ich weiterleben. So ein Leben hatte ich mir damals als Kind für mich und meine Mutter sehr gewünscht.
    - Fahren Sie.
    - Wohin?
    - Ins Nirgendwohin.
    - Bitte aufschreiben .
    - Hier, bitte schön.
    - Danke. Und die Nummer?
    - Fahren Sie einfach hin. Ich war schon mal da. Wenn wir dort ankommen, werde ich es erkennen.
    Der Fahrer rief in der Zentrale an. Er gab Ins Nirgendwohin als Adresse an. Ich fühlte ein derbes Stechen im Herzen.

Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher