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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata
Autoren: Andrea Bannert
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    Kapitel 1
    Abraxmata
    Er ist nicht leicht zu finden in den undurchdringlichen Tiefen des Mondschattenwaldes.
    Zwischen allen erdenklichen Grüntönen, in denen der Mondschattenwald schimmert, kann man manchmal etwas Bläuliches huschen sehen. Er ist ein höchst seltsames Wesen mit einer grünlich-gelb gefleckten Haut, mit der er sehr gut getarnt ist. Diese ist jedoch an wenigen Stellen von türkis-blau schimmerndem Fell bedeckt, was ihn, wenn er mit seinen schnellen und ruckartigen Bewegungen durch den Wald läuft, verrät.
    Sein Name ist Abraxmata, und er hat eine sehr wichtige Aufgabe: den Schatz des Mondschattenwaldes zu bewachen. Dieser befindet sich in der Palemna-Höhle, hoch oben in einem Felsen, deren Eingang von dichten lianenartigen Schlingpflanzen verdeckt ist. Ein mächtiger Wasserfall rauscht von der oberen Kante des Felsens in die Tiefe, in einen geheimnisvoll grün glitzernden See, wodurch der Höhleneingang noch zusätzlich verborgen bleibt.
    Einem Känguru ähnlich hüpfte Abraxmata auf seinen drei Beinen durch das dichte, hohe Gras am Mondschattenbach entlang. Dabei drückte er sich mit seinen langen, froschähnlichen Hinterfüßen ab und schob mit der Vorderpfote nach. Etwa alle fünf Minuten blieb er stehen, stellte sich auf seine Hinterbeine und streckte sich, um über das hohe Gras hinweg auf den Bach sehen zu können. Offenbar suchte Abraxmata irgendetwas oder irgendjemanden in dem Gewässer, das sich wie eine funkelnde Schlange durch den gesamten Mondschattenwald zog und in dem allerlei Geschöpfe lebten. Abraxmata gelangte an einer Stelle an, an der der kleine Fluss eine sehr scharfe Rechtskurve machte. Um sich die große Anstrengung zu ersparen, sich ständig zu recken und zu strecken, um auf das Wasser sehen zu können, kämpfte er sich durch das Dickicht hindurch zum Wasser vor. Dabei stieg er auf das eine Ende eines abgebrochenen Astes, der in die Höhe schnellte und Abraxmata an den Kopf schlug. Benommen torkelte er im Gebüsch herum, stieß erst an einen Busch, dann an ein anderes Gehölz, bis er schließlich auf den Boden sank. Es dauerte eine Weile, bis Abraxmata wieder zu sich kam. Er wischte sich mit seiner Vorderpfote über das Gesicht und schüttelte kräftig seinen Kopf.
    Dann fielen seine großen dunklen Augen auf das Stück Holz, das ihm an den Kopf geknallt war. An einem Ende war es mit einem ockergelben Sekret beschmiert und stammte von einem Desilabaum. »Er muss hier ganz in der Nähe sein«, sagte Abraxmata zu sich selbst und setzte seinen Weg dicht am Ufer des Baches fort. Er ließ die letzten Gräser hinter sich und zwängte sich, an dem grünen Dickicht entlang, ganz eng daran gepresst, um nicht ins Wasser zu fallen, um die Kurve. Er hatte die Augen auf das Wasser gerichtet, als er von oben ein surrendes Geräusch hörte. Er blickte hinauf und sah, wie ein dunkelrotes Etwas durch die Luft auf ihn zuschoss. Abraxmata konnte sich gerade noch rechtzeitig ducken, um einen Zusammenstoß zu verhindern.
    Das fliegende Wesen drehte sich nach Abraxmata um und als es wieder nach vorne blickte, war es zu spät. Mit großer Geschwindigkeit rauschte es ins Gestrüpp hinein.
    Abraxmata wandte sich um und lief los in die Richtung, in der das Geschöpf abgestürzt war.
    »Murus! Ist dir irgendwas passiert? Bist du verletzt?«, rief er.
    »Nein, alles in Ordnung. Mir geht es gut«, schallte eine krächzende Stimme aus dem hohen Gras, und Abraxmata lief in ihre Richtung.
    Murus lag matschbespritzt am Boden, seine langen Flügel verdreht unter seinem kleinen Körper begraben. Abraxmata stürzte auf ihn zu und half ihm hoch.
    »Aua!«, stöhnte er. »Bei mir ist alles kaputt.«
    »Tut mir ja Leid«, entgegnete Abraxmata, »aber woher soll ich wissen, dass du wieder einmal Tiefflugmanöver übst?«
    Murus antwortete nicht. Was seine Flugkünste anbelangte, war er äußerst leicht verletzlich. Es passierte ihm sehr häufig, dass er irgendwo dagegen flog oder abstürzte. Was heißt häufig, eigentlich endete es jedes Mal in einer mittleren Katastrophe. Aber das durfte man ihm natürlich nicht sagen, wenn man es sich mit ihm nicht verderben wollte.
    »Ich bin auf der Suche nach Penton. Hevea hat mir letzte Nacht eine Nachricht von ihm überbracht. Natürlich hat Penton wieder so ein dickes Heinekinblatt verwendet, sodass die arme Hevea völlig erschöpft bei mir ankam. Na, jedenfalls will Penton mir etwas Wichtiges mitteilen. Du hast ihn bei deinen Flugübungen nicht zufällig irgendwo
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