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Glatze mit Sommersprossen

Glatze mit Sommersprossen

Titel: Glatze mit Sommersprossen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Hellsehen müßte man können...

    Beim frommen Nepomuk und der lispelnden Susanne — hätte ich geahnt, was an diesem wunderschönen Junitag auf mich zukommen sollte, wäre ich weder von meinem Sofa geklettert, noch hätte ich das Telefon von der Gabel genommen und mich mit „Pfiff“ gemeldet. O nein! Ooooooo-neiiiiiiin!!!
    Aber ich will nichts unterschlagen...
    Es begann also auf dem Sofa. Wie üblich um diese Zeit lag ich zwecks Verdauung einer schwerverdaulichen Kostbarkeit auf dem Rücken und drückte die Sprungfedern platt.
    Der herrliche Schweinebraten ä la Prinz Oskar muß mich besonders schwer gemacht haben, denn die äußerste Linksaußenfeder gab in merkwürdiger Regelmäßigkeit seltsame Knallgeräusche von sich. Pinsel, der sich auf meinem Bauch räkelte und sich vom Gluckern in seiner Schlafstatt hinübergleiten lassen wollte ins Reich der Hundeträume, zuckte jedesmal zusammen, wenn die Feder schoß.
    Schließlich wurde es ihm zu dumm, und er hüpfte, ärgerlich knurrend, von meiner Fleischsparkasse.
    Und dann war ich plötzlich eingeschlafen, obwohl ich gar nicht wollte. Und ich fand mich wieder in einem albernen Traum: Ich saß im Kino, knabberte Kartoffelchips und sah, wie ein Einbrecher samt Koffer in eine Wohnung einstieg. Er zog sich nackend aus, ging unter die Dusche, öffnete den Koffer und entnahm ihm einen weißen Overall mit knallrotem Herz auf der Brust. Unter dem Herz stand: „Unser Herzbubi“. Blöd, was?
    Aber es kam noch verrückter: Nachdem er in dem Overall verschwunden war, packte er einen Riesenhammer aus, dazu ein Paket Riesennägel und einen Wecker. Den Wecker zog er auf und deponierte ihn in der Röhre vom Kachelofen. Anschließend begann er mit dem Riesenhammer die Riesennägel in Schrank, Tisch und Stühle zu schlagen.
    Das Traumlachen blieb mir regelrecht in den Backenmuskeln stecken, denn, heiliges Kanonenröhrchen, es handelte sich um meine Wohnung. In meinen Schrank, meinen Tisch, in meine Stühle wuchtete dieser unsympathische Bursche mit der Warze auf der Nase seine Nägel. Und in meinem Kachelofen begann in dieser Sekunde der Wecker zu klingeln, während sich der Nageleinschläger feige vor meiner geballten Faust in Rauchschwaden auflöste.
    Nur der Wecker klingelte weiter.
    Ich drehte den Kopf ganz langsam in Richtung des Geräuschs und öffnete vorsichtig die Augen. Ei der Daus, die Röhre meines Kachelofens war leer...
    Aber das Klingeln... natürlich, das war das Telefon:
    , Rrrrrrrrrr.......Rrrrrrrrrr.........Rrrrrrrrrrrr......“
    Allein schon der Ton hätte mich warnen sollen, aber nein, ahnungslos, ohne ernsthaften Befehl, schwenkten meine Beine vom Sofa und trugen mich zum Apparat.
    Mit dem noch nicht verklungenen Zorn gegen den hämmernden Einbrecher in der Stimme, pfiff ich „Pfiff!!“ in die Muschel, während mir die Rosinen des Prinz-Oskar-Schweine-bratens böse aufstießen.
    „Bin ich mit dem Büro der Detektei Balduin Pfiff verbunden?“ fragte eine Frauenstimme.
    Detektei??? Wie das klang! So nach Sekretärin, Schreibmaschine und Vorzimmer. War ich eine Detektei??? Hm, wie konnte man einen lieben, kleinen und tüchtigen Kriminalisten eine Detektei nennen?
    Ich schickte einen, jetzt äußerst munteren Räusperer durch die Leitung und stellte fest: „Hier spricht der Meisterdetektiv höchstpersönlich!“
    „Prachtvoll!“ sagte die Dame jenseits des Drahtes. „Mein Name ist Agathe Mallinger. Ich rufe Sie auf Empfehlung von Frau Luise Bernbach an.“

    „Glllllirrirrirri-schrumm-schrumm-ffffftt“, machte mein Gedächtniscomputer und spuckte das Ergebnis in meine Erinnerung: Luise Bernbach, über zwei Zentner gewichtig, Zigarrenraucherin und Schwester des Knallophonerfinders Simon Mongg. Ein fideles Häuschen, die Luise, und mindestens so verfressen wie ich, hehehe...
    „Wenn Sie Frau Luise Bernbach empfohlen hat, sind Sie bei mir allerbestens-------(An dieser Stelle mußte ich gähnen,
    Entschuldigung!) aufgehoben!“ erwiderte ich leichtsinnigerweise. Und statt zu sagen: „Ich bin für die nächsten sieben Jahre ausgebucht!“ flötete ich: „Was kann ich für Sie tun, Frau Mallinger?“
    „Um diese Frage in ihrer ganzen Tragweite beantworten zu können, lieber Herr Pfiff, muß ich Sie zuerst kennenlernen. Es gibt auch zu viele Dinge, die ich erklären muß. Wann könnte ich Sie sehen?“
    „Hm“, brummte ich und gab mir Mühe, meine Stimme vielbeschäftigt klingen zu lassen. „Tja, mal eine Frage: Wollen Sie zu mir — oder soll ich
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