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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt
Autoren: Karin Slaughter
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geschehen war.
    Sie nahm den Kopf des Mexikaners zwischen beide Hände und starrte in sein lebloses Gesicht. » Bitte sag’s mir«, flehte sie, obwohl sie wusste, dass es zu spät war. » Bitte.«
    » Faith?« Detective Leo Donnelly, ihr alter Partner im Atlanta Police Department, stand auf der anderen Seite des Zauns. Er war außer Atem. Seine Hände umklammerten den Maschendrahtzaun. Der Wind riss das Sakko seines billigen, braunen Anzugs auseinander. » Emma geht es gut. Ein Schlosser ist schon unterwegs.« Seine Stimme klang träge und langsam, wie Sirup, der durch ein Sieb tropft. » Jetzt komm, Mädchen. Emma braucht ihre Mutter.«
    Faith schaute an ihm vorbei. Überall waren Polizisten. Das Dunkelblau ihrer Uniformen verschwamm, während sie das Haus, den Garten durchsuchten. Durch die Fenster verfolgte sie die Bewegungen des SWAT -Teams von Zimmer zu Zimmer, hörte ihre Rufe » sauber«, wenn sie nichts fanden. Das Geheul vieler Sirenen schwängerte die Luft. Streifenwägen. Krankenwägen. Ein Feuerwehr-Einsatzwagen.
    Der Notruf war in der Welt. Code 30. Beamter braucht Notfallunterstützung.
    Drei Männer erschossen. Ihr Baby in einem Schuppen eingesperrt. Ihre Mutter verschwunden.
    Faith sank in die Hocke, stützte den Kopf in die zitternden Hände und zwang sich, nicht zu weinen.

2 . Kapitel
    A lso, er erzählt mir, er hätte bei seinem Auto einen Ölwechsel gemacht, und weil es heiß war in der Werkstatt, hat er seine Hose ausgezogen…«
    » Aha«, meinte Sara Linton und versuchte, Interesse zu heucheln, während sie in ihrem Salat stocherte.
    » Und ich sagte: ›Hör mal, Kumpel, ich bin Arzt und nicht deshalb hier, um zu urteilen. Du kannst mir ruhig ehrlich sagen, was…‹«
    Sara sah die Bewegungen von Dale Dugans Lippen, doch zum Glück verschmolz seine Stimme mit dem mittäglichen Lärm der Pizzeria. Die leise Musik. Das Lachen der Menschen. Teller, die in der Küche herumgeschoben wurden. Seine Geschichte war nicht besonders fesselnd, nicht einmal neu. Sara war Kinderärztin in der Notaufnahme von Atlantas Grady Hospital. Davor hatte sie zwölf Jahre lang eine eigene Praxis gehabt und in der Zeit nebenbei auch als Coroner für eine kleine, aber aktive College-Stadt gearbeitet. Es gab so gut wie nichts, weder Geräte, Werkzeuge, Haushaltsprodukte oder Glasfiguren, die sie nicht irgendwann einmal in einer Öffnung eines menschlichen Körpers gefunden hatte.
    Dennoch fuhr Dale fort: » Dann kommt die Schwester mit den Röntgenaufnahmen rein.«
    » Aha«, sagte sie und gab sich Mühe, neugierig zu klingen.
    Dale lächelte sie an. Zwischen seinen Schneidezähnen klemmte Käse. Sara maßte sich kein Urteil an. Dale Dugan war ein netter Mann. Er war nicht gerade der Attraktivste, aber er sah ganz okay aus, mit Gesichtszügen, die viele Frauen attraktiv fanden, nachdem sie erfahren hatten, dass er Medizin studiert hatte. Sara ließ sich nicht so leicht mitreißen. Außerdem war sie am Verhungern, da die Freundin, die ihr dieses lächerliche Blind Date verschafft hatte, meinte, sie solle eher Salat als Pizza bestellen, weil das besser aussehe.
    » Also halte ich die Aufnahme in die Höhe, und was sehe ich…?«
    Steckschlüssel, dachte sie, bevor er endlich zur Pointe kam.
    » Einen Steckschlüssel! Kannst du dir das vorstellen?«
    » Nein!« Sie zwang sich zu einem Lachen, das klang wie die Töne aus einer Aufziehpuppe.
    » Und er behauptete weiterhin, er sei ausgerutscht.«
    Sie schnalzte mit der Zunge. » Ein ziemlicher Sturz.«
    » Ja, nicht?« Er lächelte sie noch einmal an, bevor er herzhaft in seine Pizza biss.
    Sara kaute Salat. Die Digitaluhr über Dales Kopf zeigte 2:12 und ein paar Sekunden. Die roten LED -Ziffern waren eine schmerzhafte Erinnerung daran, dass sie jetzt eigentlich zu Hause das Basketball-Spiel anschauen und den Berg Wäsche auf ihrem Sofa zusammenlegen könnte. Sara hatte mit sich selbst gewettet, nicht auf die Uhr zu schauen, um zu sehen, wie lange sie es aushielt, bevor ihre Selbstbeherrschung sich verflüchtigte und sie den tickenden Sekundenzeiger anstarrte. Drei Minuten und zweiundzwanzig Sekunden waren ihr Rekord. Sie nahm sich noch eine Gabel Salat und schwor sich, ihn einzustellen.
    » Also«, sagte Dale, » du warst auf der Emory.«
    Sie nickte. » Und du warst an der Duke?«
    Wie vorauszusehen, setzte er nun zu einer langatmigen Beschreibung seiner akademischen Errungenschaften an, wozu auch Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und programmatische Reden bei
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