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Perry Rhodan - 2511 - Schatten im Paradies

Titel: Perry Rhodan - 2511 - Schatten im Paradies
Autoren: Hubert Haensel
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1.
    Aveda, 30. Dezember 1462 NGZ
    17 Uhr – Internalarm

    »Wer will denn wirklich zurück ins Solsystem?«
    Durchdringend musterte Whistler seinen Besucher. Er hatte Legrange zu sich gebeten, um mit ihm zu reden – aber er fand nicht den rechten Zugang zum Thema.
    »Wir wissen weder, ob die Erde im Feuer der Chaosmächte untergegangen ist, noch haben wir die Mittel für eine Rückkehr«, stellt er klar. »Die Partei Bruderhilfe verkommt damit zum Fossil, weil wir Terra nicht unterstützen können. Und die Zeit arbeitet ohnehin gegen solche Ideen; sie ist gnadenlos.«
    Er atmete tief ein. Es roch nach feuchtem Löss und Mineralien, die der Ashawar auf seinem mehr als fünftausend Kilometer langen Weg ausgewaschen hatte. Manchmal erschrak er sogar nach all diesen Jahren, wenn er bewusst wahrnahm, wie sensibel seine künstlichen Sinne reagierten.
    Timber F. Whistler, mit der Produktion und dem Vertrieb von Robotern zu Ansehen gelangt, war selbst in großen Teilen zur Maschine geworden. Hassliebe prägte sein Verhältnis zu dem neuen Körper aus Metall und geklontem eigenem Zellgewebe.
    Wie sehr er sich verändert hatte, wussten nach wie vor nur wenige Menschen. Zu ihnen gehörte Sean Legrange, der seit Juni 1452 NGZ Verteidigungsminister der Stardust-Union war.
    Sean wurde ungeduldig. Whistlers scharfer Aufmerksamkeit entgingen die kleinen Details nicht: die Finger, die sich in die Armlehnen des Sessels eingruben; das Zucken der Muskeln, als wolle Legrange sich in der nächsten Sekunde in die Höhe stemmen und gehen. Mit seinen menschlichen Sinnen hätte Timber das niemals so deutlich wahrgenommen.
    »Willst du mit mir über Parteienprobleme reden?«, fragte Legrange ungläubig. »Unsere politische Landschaft ist quasi formstabil. Weniger als fünf Prozent für die Bruderhilfe. Und Helen Furtok als Vorsitzende der Partei Interstellare Achtung erzielt regelmäßig eine Zustimmung um die 25 Prozent.«
    Kraton Furtoks Tochter setzte wohl wie alle in ihrer Familie auf Aufrüstung und schürte die latenten Ängste in der Bevölkerung. Zu Beginn ihrer politischen Karriere war sie nicht müde geworden, die schon eingeschlafene Diskussion über den Polyport-Hof NEO-OLYMP wieder anzufachen und das Menetekel eines Angriffs auf das Stardust-System erneut an die Wand zu malen. Aber letztlich hatte sich auch diese Aufregung totgelaufen.
    Das Schreckgespenst einer Invasion ließ seit fünfzig Jahren auf sich warten.
    »Ich denke über das Solsystem nach, über die Milchstraße und über die Rolle, die ES spielt«, erwiderte Whistler auf Legranges Frage.
    »Willst du dir die Position der Paradiesvögel zu eigen machen?« Der Verteidigungsminister beugte sich im Sessel nach vorn. Seine Aufmerksamkeit, stellte Whistler fest, war schlagartig neu erwacht. »Die Paradiesvögel sind schwärmerische Pazifisten«, fuhr Legrange fort. »Sie glauben, mit einem Lächeln und einer Blume in der Hand gegen jede Bedrohung gewappnet zu sein. Ich wüsste zu gern, wo ihre Blumen wären, wenn ihnen die Terminale Kolonne hierher gefolgt wäre.«
    »ES hat uns in die Sicherheit des Stardust-Systems geführt und schützt uns ...« Whistler wiederholte nur, was die Paradiesvögel verbreiteten, zugleich winkte er heftig ab. »Zugegeben, seit über 115 Jahren ist es ruhig in unserer neuen Heimat. Aber kritikloses Vertrauen in die Superintelligenz ist längst nicht mehr angebracht. Bestes Indiz ist der Sextadim-Schleier – soll er eine Bedrohung von uns fernhalten oder die Umgebung des Kugelsternhaufens vor uns Galaktikern schützen?«
    Der Verteidigungsminister kratzte sich an der Nase. Ein amüsiertes Lächeln grub sich um seine Mundwinkel ein.
    »Unser Siganese Corma und Huslik Valting haben früher überall um Zustimmung für die Paradiesvögel geworben«, fuhr Whistler fort. »Seit sie sich intensiv mit der Atlantis/Talanis-Thematik beschäftigen und nach der unsichtbaren Insel im Nebeldom suchen, hören wir da nichts mehr. Die Zeiten ändern sich eben.«
    »Wie du redest, hast du vor, den Funkverkehr des Polyport-Hofs wieder aktiv zuzulassen?«, vermutete Legrange. »Damit wirst du alle Seiten gegen dich aufbringen. Hoffentlich bist du dir dessen bewusst.«
    »Worauf sollen wir warten? Und wie lange eigentlich? Ich habe gelernt, dass niemand seinem Schicksal ausweichen kann.«
    Whistler war seit zwei Legislaturperioden als Spitzenvertreter der Arbeitsgemeinschaft Lokaler Friede wieder Administrator der Stardust-Union. Sein Name und das Parteiprogramm
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