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Perry Rhodan - 2511 - Schatten im Paradies

Titel: Perry Rhodan - 2511 - Schatten im Paradies
Autoren: Hubert Haensel
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perfektioniert worden. Die Metallhülle widerstand größeren Belastungen. Die künstlichen Muskelfasern verstärkten seine Kraft. Wenn es sein musste, konnte er für geraume Zeit ohne zu atmen auskommen – weil die Sauerstoffversorgung für sein Gehirn, den Rest seiner Menschlichkeit, auf ein Körperdepot umschaltete.
    Trotzdem fühlte er sich innerlich zerrissen. Wahrscheinlich sogar deswegen.
    Ihn quälte das Warum?. Je mehr der neue Körper für ihn zur Gewohnheit geworden war, desto hartnäckiger hatte sich gerade diese Frage in ihm festgesetzt. Eine Antwort kannte er bislang nicht. Vielleicht gab es keine.
    Was will ich eigentlich hören? Die fantastische Behauptung einer höheren Bestimmung? Dass ich einem Komplott zum Opfer gefallen bin? Oder will ich einfach nur die Bestätigung, dass der Zufall zugeschlagen hat, banal und ohne jegliches Geheimnis?
    Aber das würde alles noch unverständlicher machen. Wir haben gelernt, Zufälle auszuschließen und unser Leben durchzuplanen. Zufälle haben darin keinen Platz, weil sie uns die eigene Ohnmacht aufzeigen.
    Seine Unruhe war wieder da. Dieser vage Zwang, nach etwas suchen zu müssen, von dem er eigentlich hoffen sollte, dass er es niemals fand.
    »Ich hatte lange keine Erinnerung an den Gleiterabsturz ...«, sagte Whistler nachdenklich. »Als sie endlich aufbrach, war ich erst froh darüber. Später fing ich an, diesen Moment ebenso zu verwünschen wie den Unfall an sich. Duncan flog den Gleiter – das ist über 85 Jahre her, aber mir fällt es nach wie vor schwer, das Geschehen zu akzeptieren.«
    Er ballte die Hände und winkelte die Arme am Körper an. Für einen Moment hatte Whistler das Gefühl, auf sich selbst einschlagen zu müssen. Aber dann zupfte er stattdessen den leicht gesmokten Kragen seines Anzugs zurecht. Das Material schimmerte irisierend. Ein sündhaft teures Stück Nostalgie, fast wie die Anzüge, die er auf der Erde getragen hatte. Gewohnheit war das. Und ein Hauch ersehnter Normalität.
    »In den letzten Jahrzehnten wurde meine Vollprothese mehrmals verbessert. Es gibt neu eingepasste biomechanische Teile, andere wurden in ihrer Leistungsfähigkeit erhöht – du weißt das ohnehin, Sean. Wenigstens sieht mir niemand an, was ich bin. Dass ich nicht mehr altere, schreiben alle dem goldenen Funkenregen zu. Aber ich weiß bis heute nicht, was damals wirklich geschah. Vor allem, warum es geschah.«
    »Würde das irgendetwas ändern?«
    Whistler zuckte die Achseln. »Es ist die alte Frage: Was könnte sein?«
    Schweigen.
    Legrange räusperte sich schließlich verhalten.
    »Du suchst also weiterhin einen Schuldigen, Timber. Warum akzeptierst du den Absturz nicht endlich als Verkettung tragischer Umstände? Ich war nicht lange mit meinem Vater zusammen – und selbst wenn, ich hätte ihn damals nie mit dem großen Timber F. Whistler in Verbindung gebracht. Für mich war Duncan ein Fremder, als er nach Ares City kam, ein Gesicht von unzähligen.
    Erst sein Tod nach dem Stolleneinsturz hat ihn mir nähergebracht. Weil ich urplötzlich auf mich allein gestellt war. Natürlich hätte ich zum Bruder meiner Mutter zurückgehen können, aber mit ihm hatte ich mich nie gut verstanden. Wahrscheinlich, weil für ihn alles durcheinandergeraten war, als seine Schwester mit ihrem ›Balg‹ in sein Leben einbrach. Balg, so hat Sebat mich genannt. Als ich mich nach zwei Wochen schlimmer Entbehrungen sogar über seine Nähe gefreut hätte, war er verschwunden, hatte Ares City mit unbekanntem Ziel verlassen.«
    »Was immer damals wirklich geschah, wir sind beide davon betroffen«, stellte Whistler fest. »Dir sollte ebenso viel wie mir daran liegen, Licht in das Dunkel zu bringen.«
    »Ich frage mich, Timber, was das heute noch bewirken könnte. Ohne den Speicherkristall mit den Tagebucheinträgen meines Vaters hätte ich nie von eurer Freundschaft erfahren. Duncan hat darin nachdrücklich seine Unschuld beteuert. Ich glaube ihm. Was hindert dich bis heute daran, das ebenfalls zu tun? Was hätte er davon gehabt, in seinem Tagebuch zu lügen, das du ja aller Wahrscheinlichkeit nach nie zu Gesicht bekommen würdest?«
    »Du argwöhnst, dass ich gar nicht nach innerem Frieden suche«, stellte Whistler erst nach einer Weile fest. »Ich finde ihn nicht, das trifft zu. Du weißt von Sinclair Marout Kennon?«
    Legrange nickte zögernd. »Nicht einmal während der Flottenausbildung habe ich von dem USO-Agenten Kennon gehört. Aber du hast ihn schon vor einigen Wochen
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