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Harter Schnitt

Harter Schnitt

Titel: Harter Schnitt
Autoren: Karin Slaughter
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adoptiert worden. Er war Special Agent beim GBI und einer der intelligentesten Männer, die sie kannte, und er war so legasthenisch, dass er, soweit sie das beurteilen konnte, nicht besser lesen konnte als ein Zweitklässler.
    Sie stand Schulter an Schulter mit ihm und starrte das Flugblatt an, das seine Aufmerksamkeit fesselte. » Sieht interessant aus.«
    Seine Überraschung, sie zu sehen, war sehr schlecht gespielt. » Dr. Linton. Ich wollte eben…« Er riss eine Telefonnummer von dem Flugblatt. » Ich überlege schon länger, mir ein Motorrad zuzulegen.«
    Sie schaute sich das Flugblatt an, das unter einer Werbung für neue Mitglieder die detaillierte Zeichnung einer Harley Davidson zeigte. » Ich glaube nicht, dass Lesben auf schweren Maschinen das Richtige für Sie sind.«
    Sein Lächeln war schief. Er hatte sein ganzes Leben damit zugebracht, seine Behinderung zu verbergen, und obwohl Sara es herausgefunden hatte, gab er noch immer nicht gern zu, dass er ein Problem hatte. » Ist doch eine tolle Möglichkeit, Frauen kennenzulernen.«
    » Wollen Sie Frauen kennenlernen?«
    Sara dachte an eine weitere von Wills Eigenheiten, nämlich sein unheimliches Talent dafür, den Mund zu halten, wenn er nicht wusste, was er sagen sollte. Daraus resultierten dann die verlegenen Augenblicke, die Saras Dates ausgesprochen unterhaltsam erscheinen ließen.
    Zum Glück war Wills Pizza fertig. Sara trat einen Schritt zurück, während er die Schachtel von der tätowierten und vielfach gepiercten Kellnerin entgegennahm. Die junge Frau warf Will einen Blick zu, den man nur anerkennend nennen konnte. Er schien das überhaupt nicht zu bemerken, während er nachschaute, ob sie seine Bestellung auch korrekt ausgeführt hatten.
    » Also.« Mit dem Daumen drehte er den Ehering an seinem Finger. » Schätze, ich sollte los.«
    » Okay.«
    Er rührte sich nicht. Sara ebenfalls nicht. Draußen fing ein Hund an zu bellen, das schrille Kläffen drang durch die offenen Fenster. Sara wusste, dass für die Kunden, die mit ihren Haustieren zum Restaurant kamen, neben der Vordertür ein Pfosten zum Anbinden und eine Schüssel mit Wasser standen. Sie wusste außerdem, dass Wills Frau einen kleinen Hund namens Betty hatte und dass dessen Pflege und Fütterung vorwiegend ihm überlassen war.
    Das Kläffen wurde intensiver. Will machte noch immer keine Anstalten zu gehen.
    Sie sagte: » Das klingt aber sehr nach Chihuahua.«
    Er horchte konzentriert und nickte dann. » Ich glaube, Sie könnten recht haben.«
    » Da bin ich wieder.« Dale war zurück von der Toilette. » Hör zu, ich habe einen Anruf aus dem Krankenhaus bekommen…« Er schaute zu Will hoch. » Hi.«
    Sara stellte die beiden einander vor. » Dale Dugan, das ist Will Trent.«
    Will nickte knapp. Dale tat dasselbe.
    Der Hund bellte weiter, ein durchdringendes, panisches Jaulen. An Wills Gesichtsausdruck sah Sara, dass er lieber sterben würde, als zuzugeben, dass der Hund zu ihm gehörte.
    Sie zeigte ein wenig Mitleid mit ihrem Blind Date. » Dale, ich weiß, dass du ins Krankenhaus musst. Vielen Dank für das Mittagessen.«
    » War mir ein Vergnügen.« Er beugte sich zu ihr und küsste sie direkt auf die Lippen. » Ich ruf dich an.«
    » Toll«, murmelte sie und musste sich beherrschen, um sich nicht die Lippen abzuwischen. Sara sah die beiden Männer noch ein knappes Nicken austauschen, bei dem sie sich vorkam wie der einzige Hydrant im Hundepark.
    Bettys Kläffen wurde noch lauter, als Dale über den Parkplatz ging. Will murmelte etwas in sich hinein, bevor er die Tür aufstieß. Mit einer Hand band er die Leine los und hob den Hund hoch, während er auf der anderen die Pizza balancierte. Das Kläffen hörte sofort auf. Betty drückte ihren Kopf am seine Brust. Ihre Zunge hing heraus.
    Sara strich dem Hund über den Kopf. Auf ihrem schmalen Rücken hatte sie frische Wundnähte. » Was ist passiert?«
    Wills Lippen waren noch immer zusammengepresst. » Sie hat sich mit einem Jack Russell angelegt.«
    » Wirklich?« Diese Art von Verletzungen konnte unmöglich von einem anderen Hund stammen, außer der Jack Russell hatte Scheren anstelle von Pfoten.
    Er deutete mit dem Kinn auf Betty. » Ich sollte sie nach Hause bringen.«
    Sara war noch nie in Wills Haus gewesen, aber sie wusste, wo er wohnte. » Müssen Sie nicht nach rechts?« Sie differenzierte: » In diese Richtung.«
    Will antwortete nicht. Er schien sich zu überlegen, ob er sie anlügen und damit durchkommen könnte.
    Sie
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