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Harka der Sohn des Haeuptlings

Harka der Sohn des Haeuptlings

Titel: Harka der Sohn des Haeuptlings
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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erschien.
    »Vater!«
    Mattotaupa war nicht fähig zu sprechen. Er riß den Knaben an sich, nur einen Herzschlag lang.
    Dann nahm er ihn an der Hand und führte ihn samt dem Pferd zu seinem eigenen Mustang, der versteckt in einem Wiesental lag.
    Das Büffelpferd begrüßte das andere Tier, als müsse es so sein. Mattotaupa und Harka sprachen noch nicht. Sie legten sich beide hin und ruhten am Hals der Tiere. Die Sonne leuchtete mit schrägen Strahlen über die Prärie, die Gräser beugten sich im Abendwind.
    Harka legte das Gesicht an die Schulter des Vaters. Die beiden sprachen noch immer kein Wort. Es gab nichts zu sagen. Sie gehörten zusammen. Sie teilten das Los der Verbannung. Sie waren vogelfrei. Nie würden sie die Zelte ihres Stammes wieder betreten, nie mehr des Abends die Flöten, nie mehr des Morgens das frohe Geschrei der Knaben hören, nie mehr den Büffeltanz der Dorfbewohner tanzen … nie mehr am Feuer mit den anderen essen, nie mehr einen Rock anziehen, den die Mutter oder die Schwester gestickt hatte.
    Nie mehr.
    Weil Hawandschita ein Lügner war und weil alle ihm glaubten, alle, auch Tatanka, auch Tschetan, auch Kraushaar.
    Harka gab dem Vater sein Messer. Aber als er ihm auch die Büchse geben wollte, winkte Mattotaupa ab. Harka sollte sie behalten.
    Stark genug waren sie miteinander, Mattotaupa und Harka. Stark genug, um in der Wildnis der Prärie zu leben, die ihre große Heimat war. Weiter dachten und fühlten sie beide noch nicht. Alles, was im Schoß ihres gemeinsamen Schicksals verborgen war, Verzweiflung, Haß, Rachedurst, blieb ihnen in dieser Stunde noch fern.
    Die beiden saßen auf, und Mattotaupa führte weiter gen Westen. Jetzt sprach er auch das erste Wort:
    »Bis zum Gebirge zu reiten, ohne mich umzusehen, das habe ich geschworen. Dann sind wir frei. Aber die Jagdgefilde der Dakota sollen wir niemals mehr betreten.«
    Die Mustangs setzten sich von neuem in Galopp.
     
     
     
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