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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika
Autoren: Elfie Ligensa
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    L angsam stieg die Sonne hinter den östlich gelegenen Weinbergen auf. Ein goldrotes Tuch legte sich über das Land, und die Tautropfen, die eben noch auf den zartgrünen Blättern der Rebstöcke geglitzert hatten, verdampften innerhalb weniger Minuten.
    Karl Ruhland ließ den Blick weit über die grünen Hügel schweifen, und wie immer wurde sein Herz weit beim Anblick dieses von Gott gesegneten Fleckens Erde. Hopeland bestand erst seit fünfundsechzig Jahren, doch es war bereits eins der größten und bedeutendsten Weingüter Südafrikas. Mit Besonnenheit und viel Fleiß hatte Karls Vater das Gut aufgebaut, er hatte die schwarzen Arbeiter von Beginn an bezahlt, keine Sklaven gehalten, sondern dafür Sorge getragen, dass es allen Menschen auf Hopeland gutging. Mit Fleiß und Treue war es ihm gedankt worden.
    Â»Guten Morgen, Lieber.« Von Karl unbemerkt war Sophie hinter ihn getreten. Zart legte sie den Kopf an seine Schulter, schaute mit ihm hinaus auf die sonnendurchglühten Rebhänge. »Es wird heiß werden heute. Hoffentlich hat Kimani mit seinen Leuten gestern noch einmal die Grenzzäune an der Ostseite geprüft. Du weißt, mit den Leuten von Gut Summerset gibt es immer wieder Ärger.« Sie biss sich auf die Lippen. »Verzeih, ich wollte nicht an die alten Wunden rühren.«
    Für einen Moment verhärtete sich Karl Ruhlands Gesicht. »Ach, weißt du, ich denke auch viel an meine Schwester und ihren Mann. Die beiden haben so viel Leid über unsere Familie gebracht. Ich werde es Madeleine nie verzeihen können, dass sie den Mörder meines Bruders geheiratet hat. Mutter hat es das Herz gebrochen.« Karl Ruhland, mit seinen einundsechzig Jahren immer noch stattlich, wandte Sophie sein sonnengebräuntes Gesicht zu. »Aber du hast recht, davon wollen wir heute nicht reden. Diese Familienfehde soll uns die Tage in Kapstadt nicht verderben.«
    Â»Ich mache mir aber Sorgen. Ich …« Sophie biss sich kurz auf die Lippen. »Ich habe so ein ungutes Gefühl. Madeleine hat lange nichts von sich hören lassen. Vor zwei Jahren hat sie das letzte Mal geschrieben.«
    Â»Und Geld haben wollen. Als ich ihr nicht die gewünschte Summe transferiert habe, sondern nur einen Bruchteil davon, hat sie sich nicht mehr gemeldet.«
    Â»Eben. Das stimmt mich besorgt. Und ihr Verwalter drüben auf Summerset ist auch beängstigend ruhig.«
    Karl lächelte, ein kleiner Faltenkranz entstand dabei um seine dunklen Augen. »Vielleicht hat er endlich eingesehen, dass er nichts gegen uns ausrichten kann. Mit dem Besitz geht es immer mehr bergab, ich bin sicher, dass Madeleine über kurz oder lang verkaufen muss. Aber das soll uns nicht kümmern. Komm, gehen wir hinunter zu Christopher. Er will gleich nach unserer Abreise mit einem Kontrollritt beginnen.« Stolz schwang in seiner Stimme mit, als er hinzufügte: »Er macht seine Sache ausgezeichnet, unser Sohn. Ich habe es nicht eine Stunde lang bereut, ihm vor einem Jahr die Verantwortung für Hopeland übertragen zu haben.« Er wies hinunter zum Gutshof. »Schau nur, er geht schon zum Stall.«
    Es schien, als hätte Christopher gespürt, dass seine Eltern ihn beobachteten. Er schaute kurz hoch zum Gutshaus, hob die Hand und winkte den beiden zu. Gerade als er die Stalltür erreicht hatte, wurde diese von innen geöffnet. Der junge Stallmeister führte einen gesattelten Apfelschimmel auf den Hof.
    Karl Ruhland lachte leise. »Da haben Josy und Kimani ihren Enkel aber früh aus den Federn geworfen!«
    Sophie lächelte. »Seit du ihn zum Stallmeister gemacht hast, ist Pandu ungemein fleißig geworden. Unsere treue Josy ist sehr stolz auf ihn, und das mit Recht!«
    Â»Er hat sich ja auch wirklich gut entwickelt.« Karl wandte sich ins Zimmer zurück. »Vor zwei Jahren, kurz nach dem Tod seiner Eltern, war er noch undiszipliniert und leichtsinnig. Um nicht zu sagen arbeitsscheu. Aber inzwischen …« Er zog sich einen leichten Hausmantel über, »inzwischen ist er unserem Sohn eine wirkliche Stütze.«
    Sophie Ruhland, mit ihren dreiundfünfzig Jahren immer noch eine sehr schöne Frau mit schlanker Gestalt, nickte. Sie trat ebenfalls vom Fenster zurück und ging zu ihrem kleinen Frisiertisch, der an der rechten Seite des geräumigen Schlafraums stand. Sophies langes dunkles Haar wies nur vereinzelt graue Fäden
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