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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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und lächelte. Er erwiderte das Lächeln, und wie jedes Mal, wenn wir einander in die Augen schauten, löste dies unweigerlich eine bestimmte Reaktion aus. Wir mussten uns küssen.
    Simon zu küssen war perfekt. Weder stießen dabei die Zähne gegeneinander, noch lief der Sabber. Wir küssten uns, bis wir aufhören mussten, um nach Luft zu schnappen, doch da waren meine Lippen schon immer so geschwollen, als hätte mich eine Biene gestochen. Wir grinsten einander an, und mich überkam das Bedürfnis, etwas unglaublich Intellektuelles von mir zu geben.
    »Habe ich schon erwähnt, dass ich hoffnungslos in dich verliebt bin?«
    Er seufzte zufrieden und nahm die Arbeit an meinen Füßen wieder auf. Dann setzte er zu einer tiefschürfenden und bedeutungsvollen Diskussion über ein sehr wichtiges Thema an.
    »Weißt du, wer meine Lieblingsschauspielerin ist?«
    »Äh … Angelina Jolie?«
    »Nein, die sieht eklig aus.«
    »Penélope Cruz.«
    »Wohl kaum.«
    »Ich geb’s auf.«
    »Sarah Sargeant.«
    Ich strahlte, denn ich bin Sarah Sargeant. Und ich bin Schauspielerin. Und würde in nur zwei Tagen nach L.A. fliegen, um eine Rolle in meinem ersten Hollywoodfilm
zu spielen. In keinem x-beliebigen Hollywoodfilm. Nein, in einem Psychothriller von Eamonn Nigels. Mit siebzehn Zeilen würde ich eine Stripperin namens Taylor, die in einer Hecke umgebracht wird, unsterblich machen. Das war nicht einfach, nur die nächste Stufe meiner Karriereleiter. Es war meine Chance, ein Bein oben auf den Speicher zu kriegen.
    Ich habe Werbung für Pizza Hut gemacht. Bei The Bill und Midsomer Murders mitgespielt. Habe im West End auf der Bühne gestanden. Und jetzt also Hollywood. Mein Traum wurde wahr. Es war die Erfüllung all dessen, wofür ich je in meinem Erwachsenenleben gearbeitet, geschauspielert und ausgiebig gekellnert hatte. Außerdem hatte ich einen wunderbaren Freund, der auf mich stolz war. Es überraschte mich, dass ich nicht platzte vor lauter Glück.
    »Sarah Sargeant … Ich habe gehört, dass sie ganz groß rauskommt«, warf ich ein, als wäre ich bei Newsnight .
    »Und ich weiß, dass ich bei ihr ganz groß rauskomme«, gab er grinsend wie ein Bauarbeiter, der ein junges Mädchen anmacht, zurück.
    Ich kicherte unanständig.
    »Und weißt du, wer mein liebster Organisator von Wohltätigkeitsprojekten ist?«
    Das war das Sahnehäubchen auf dem Kuchen. Auch Simons Karriere entwickelte sich richtig gut. Er hatte viel Geld als Alleinimporteur eines Getränks auf Tequila-Basis gemacht, das in einem realistisch geformten Plastikpenis serviert wird. Aber er ist ein so guter Mensch, dass er nicht einfach nur Geld verdienen und für sich ausgeben will. Also hat er ein Wohltätigkeitsprojekt ins Leben gerufen,
das Teenagern Abenteuerurlaube ermöglicht, die es sich ansonsten nicht leisten könnten. Unsere erste Reise war nach Brasilien gegangen. Ich begleitete ihn. Sie war ein ungeheurer Erfolg, und jetzt hatte Eamonn Nigels, der berühmte Filmregisseur, mir nicht nur siebzehn Zeilen Text in seinem Film gegeben, sondern unterstützte Simons Projekt auch noch finanziell.
    »Nein, natürlich weiß ich nicht, wer dein liebster Organisator von Wohltätigkeitsprojekten ist. Bono?«
    »Pah!«
    »Geldof?«
    »Mach dich nicht lächerlich.«
    »Wer denn dann?«
    »Elton John.«
    Ich fand das sehr lustig. Simon vergaß meine Füße und stürzte sich auf mich. Und am Ende lag ich quieksend in seiner Achselhöhle, während er mich kitzelte. Ich wünschte mir, die Zeit nach diesem Moment in der Achselhöhle wäre nicht so schnell davongaloppiert. In den darauffolgenden Tagen bahnte sich nämlich eine Veränderung an.
    Eine Reihe ominöser Anrufe brachte schleichend unser harmonisches Gleichgewicht ins Wanken.

2
    Der erste Anruf erfolgte, als wir gerade unseren Christbaum kaufen wollten. Was nicht heißen soll, dass wir uns im grünen Hampstead wie im Comic durch die schneebedeckten
Straßen kämpften und einen echten Nadelbaum über unseren Köpfen balancierten. Weit entfernt davon. Wir befanden uns bei Argos in der Camden High Street. Argos hatte lange Zeit auf meiner Liste unerfreulicher Dinge gestanden. Und zwar ziemlich weit oben, zwischen dem Verzehr von Innereien und Scheidenpilzen. Also hätte ich es wissen müssen.
    Vermutlich sollte man Argos dazu gratulieren, dass man dort den einfachen Vorgang des Einkaufs zur Schwerstarbeit macht. Warum kann man nicht in einen Laden gehen, sich nehmen, was man haben möchte, und es dann bezahlen, wenn
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