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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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    Ich hatte einmal eine ganz wunderbare Beziehung zu einem Mann namens Simon. Wir hätten glücklich und zufrieden bis ans Ende unserer Tage zusammenleben können. Taten wir aber nicht. Unsere wunderbare Beziehung folgte den üblichen ausgetretenen Pfaden.
    Sie ging den Bach runter.
     
    Wenn ich nur wüsste, wann genau die Sache ins Rutschen kam. Gab es da einen Moment zwischen uns, in dem ein pulsierender roter Alarmknopf mit der Aufschrift VERHÄNGNIS! aktiviert wurde? Oder war die Beziehung immer schon schlecht? War sie von Anfang an kaputt, wir jedoch zu berauscht von Sex, Zwei-zum-Preis-von-einem-Angebotswein und Fußmassagen, dass wir es gar nicht mitkriegten?
    Oder hab ich einfach alles verpatzt?
    Wetten, dass es Letzteres war! Etwas zu verpatzen war schon immer meine besondere Stärke.
    Hätte ich die Beziehung nur behütet. Ich wünschte, ich hätte sie gepäppelt wie ein Kind.
    Anfangs war sie nämlich perfekt. Ich erinnere mich noch gut an den ersten Dezember letzten Jahres. Kollektives Wohlwollen machte sich in London breit, man
nennt es auch Vorweihnachtsstimmung. Der Himmel zeigte sich in seinem üblichen schmutzigen Unterhosengrau, und es war kalt wie in der Kirche zur Frühmesse. Doch in allen Zeitungen las man von der globalen Erwärmung, was Simon und ich sehr ernst nahmen. Wir hatten beschlossen, den Thermostatregler nicht anzufassen, sondern unsere Körperwärme als Heizquelle einzusetzen und häufig gemeinsam zu baden. Wir waren Ökokrieger und funktionierten unsere Zweizimmerwohnung in Camden zur Flitterwochensuite auf den Malediven um.
    Simon und ich waren gut zwei Monate zusammen, aber bereits seit zwölf Jahren Freunde, und wir teilten uns seit einem guten Jahr eine Wohnung. Simon meinte, er habe geduldig darauf gewartet, dass ich endlich aufwachte und erkannte, dass die Liebe meines Lebens im Nebenzimmer schlief. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass mir Aufwachen immer schon schwerfiel. Aber nichtsdestotrotz, wir liebten uns. In einer Seifenblase aus Liebe schwebten wir über dem jahreszeitlichen Chaos. Ich hätte nie gedacht, dass es auf der Welt eine Nadel geben könnte, die spitz genug wäre, sie zum Platzen zu bringen. Und schon gar nicht hätte ich damit gerechnet, dass jemand eine Axt wetzte in der Absicht, unsere Liebesblase zu zertrümmern.
    Früher habe ich Weihnachten immer gehasst. Jahr für Jahr habe ich versucht, die fröhlichen Gesichter der Frauen aus der Werbung nachzuahmen. Aber es will keine rechte Freude aufkommen, wenn man in jedem Laden fünfundvierzig Minuten in der Schlange an der Kasse steht, wohl wissend, dass mindestens zwei Kreditkarten abgelehnt werden, und man sich zudem fettleibig fühlt, weil man
ein Kleid anprobiert hat, in dem man wie ein Weihnachtsmann aus Pappmaschee aussieht. Ich habe die Weihnachtsprozedur nur überstanden, indem ich gegen den Schmerz antrank.
    Letztes Jahr hingegen war die Weihnachtszeit die glücklichste Zeit meines Lebens. Ich hatte sogar einen Adventskalender gekauft. So weit bin ich tatsächlich gegangen, als ich Weihnachten nicht hasste.
    »Du darfst das erste Türchen öffnen, Schatz«, sagte Simon am Abend des ersten Dezember. Wir hatten gerade mal wieder gebadet und lagen zusammengekuschelt unter einer Decke auf dem Sofa. »Und ich werde dir deine Füße massieren.«
    Er zog meine Füße in seinen Schoß, und ich biss dem Schokoschneemann, der hinter dem Türchen mit der Nummer 1 zum Vorschein kam, den Kopf ab.
    »Ich liebe dich, Sarah«, sagte Simon.
    Aber das hätte ich auch gewusst, wenn er es nicht gesagt hätte. Ich wusste es allein aufgrund der Tatsache, dass er sich meinen Füßen auf weniger als drei Meter näherte. Ich hatte nämlich immer Schweißfüße gehabt. Das liegt an meiner hartnäckigen Vorliebe für billige Schuhe mit hohen Absätzen. Fast mein ganzes Leben lang hat meine Familie mich Käsefuß genannt. Als Antwort darauf habe ich meine Schuhe in Plastiktüten gesteckt, die ich gut verschlossen außerhalb von Wohnräumen aufbewahrte, und meine Stinkefüße mit kräftigen Männerdeodorants besprüht. Simon wusste eine weitaus radikalere Antwort auf meine Füße. Er fand, sie müssten geliebt werden. Also wusch er sie im Bad, cremte sie ein und massierte sie, wenn wir auf dem Sofa lagen.

    »Und ich liebe dich, Simon Gussett«, erwiderte ich träumerisch.
    Ich betrachtete sein hübsches Gesicht mit den blauen Augen und den braunen sexy Bartstoppeln und seine muskulösen Hände, die meine Füße kneteten,
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