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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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kurz bevor ich ihn in meine Finger bekam, zog irgendein Mistkerl ihn mir weg.
    »Na, komm schon, Baby. Denk positiv.«
    Simon war ein wichtiger Botschafter des positiven Denkens. Er war der einzige Mann, der mir je begegnet ist, der Bücher aus der Körper-Geist-Seele-Abteilung der Buchläden kauft. Seine neueste Erwerbung war Der Weg zur Erleuchtung . Und dank dieser Bücher wurde er so entspannt, dass es ihm überhaupt nichts ausgemacht hatte, als ich vor das Wort »Weg« mit Kugelschreiber »Rück« geschrieben hatte. Ich las solche Bücher nicht. Ich liebte eher Schmöker.
    »Bitte nicht die Positivschiene, Schatz. Darf ich mich nicht einfach mal in Selbstmitleid suhlen?«, protestierte ich.
    »Nein, Sare! Die Energie fließt dorthin, worauf man sich konzentriert! Wenn du dich darauf konzentrierst, keinen Job zu haben, wirst du nie einen Job bekommen.
Na los, stell dir vor, dass du einen anderen Job bekommst. «
    Ich stöhnte theatralisch wie ein Kind, dem man gesagt hat, es solle seine Spielsachen aufheben.
    »Schließ deine Augen«, befahl Simon.
    Ich gehorchte widerwillig.
    »Und jetzt stell es dir vor!«
    »Simon!«
    »Stell es dir vor. Los doch. Du bist auf der Bühne in einem großen Theater. Das Publikum schreit Hurra. Kannst du es hören?«
    »Hm«, sagte ich, obwohl der Verkehr und das Geräusch der Automatiktüren von Argos das Einzige waren, was ich hören konnte.
    »Ja!«, platzte er laut heraus – mit so viel Begeisterung, dass ich meine Augen aufschlug, um einen verstohlenen Blick auf ihn zu werfen.
    Simon hatte die Augen noch immer geschlossen. Sein Gesicht war verkniffen. Er atmete tief ein, als könnte er Sommertau und nicht den Rauchabzug riechen. Dabei lächelte er zufrieden, er schien mich wirklich in einer großen Theaterrolle zu sehen. Ich saß da und schaute ihn an und fand, dass er der reizendste Mann auf dieser Erde war.

3
    Also das war nicht exakt der Anfang vom Ende zwischen Simon und mir. Noch war keine wirkliche Veränderung
eingetreten. Wir liebten uns nach wie vor. Der einzige Unterschied war der, dass ich mich wie ein Stück Scheiße fühlte. Ich war von einer Filmstarfreundin zu einer arbeitslosen Freundin abgestiegen.
    Wenn ich ehrlich zu mir war, fühlte ich mich ein wenig wertlos. Betrachtete man unsere Beziehung als ein glänzendes neues Auto, dann war auf meiner Seite eine Delle aufgetaucht, für die ich mich schämte. Aber ich versuchte, die Karosserie auszubeulen. Simons Rezept lautete, die Enttäuschung zu meinem Vorteil zu nutzen. Also brachte ich die folgenden drei Tage damit zu, an Theater und Fernsehsender Bewerbungen zu schicken:
    Lieber potenzieller Arbeitgeber,
    eigentlich hätte ich diese Woche nach L.A. fliegen sollen, um den neuen Eamonn-Nigels-Film zu drehen. Das Studio, das für diesen Film zuständig gewesen wäre, ist bankrottgegangen.
    Deshalb wende ich mich heute ganz vorwitzig an Sie für den Fall, dass Sie einen Job für eine talentierte Schauspielerin in den Zwanzigern 1 zu vergeben haben. Hollywoods Verlust könnte Ihr Gewinn sein.
    Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich für eine der von Ihnen zu vergebenden Rollen in Erwägung zögen.
     
    Mit freundlichen Grüßen
    Sarah Sargeant

    Dem Brief fügte ich meinen Lebenslauf bei. Ich war stolz auf meinen Lebenslauf, obwohl noch ein bis zwei weitere Notlügen drinsteckten. Ich bin keine geborene Lügnerin. Ich habe in meinem Leben so gut wie noch nie gelogen. Ich habe nämlich eine Klosterschule besucht. Der Einfluss katholischer Schuldgefühle hat meinen Lebenslauf geprägt. Die wenigen Male, die ich gelogen habe, wurde die Lüge auf sehr peinliche Weise aufgedeckt und öffentlich gemacht. (Vor allem, als ich eine erfundene Sexgeschichte in einen Blog stellte und der Evening Standard darüber ein Feature veröffentlichte. Aber das ist eine lange Geschichte.)
    Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass Lügen zum Lebenslauf dazugehört. Ein Lebenslauf ist Werbematerial. Und wir alle wissen doch, dass Werbung aus schönen Lügen besteht, damit die Sachen sich besser verkaufen.
    Im Allgemeinen ist der Lebenslauf eines Schauspielers viel fiktiver als der eines normalen Menschen. Bei uns gibt es ganze Absätze, bei denen das Ausschmücken richtig Spaß macht. Ich würde wirklich gern den Menschen kennenlernen, der so viel Rückgrat hat, es nicht mal mit kreativem Schreiben zu versuchen, wenn er nach den wichtigsten »Fähigkeiten« gefragt wird. Was die »Fähigkeiten«-Abteilung angeht, bin ich
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