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Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Halb verliebt ist voll daneben - Roman

Titel: Halb verliebt ist voll daneben - Roman
Autoren: Lucy-Anne Holmes
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sage, es ist ein Albtraum, dann ist das noch geschönt«, flüsterte er mir gerührt ins Ohr.
    Im Weihnachtsmärchenland schienen aufregende Dinge zu geschehen. Der für die Rolle der Prinzessin vorgesehene zweiundzwanzigjährige Hollyoaks -Star war tags zuvor während der Generalprobe mit dem verheirateten ehemaligen Kricketspieler durchgebrannt, der den König spielte. Der Rest der Besetzung war verständlicherweise am Abend ausgegangen, um sich zu betrinken, wobei zu allem Unglück einer der Tänzer wegen unsittlicher Zurschaustellung im Kentucky Fried Chicken um die Ecke verhaftet worden war. Der junge Mann wurde derzeit verhört, doch man ging davon aus, dass er wieder zur Truppe stoßen würde, wenn er gegen Kaution freigelassen wurde.
    In der Zwischenzeit versuchte Dominic Anrufe der lokalen und nationalen Presse und der Familien der zwei geflüchteten Schauspieler abzuwimmeln. Keiner wusste, wohin die Turteltäubchen geflogen waren, doch es gab Gerüchte, wonach man sie in einem Billighotel nahe der M5 gesichtet hatte. Die Geschichte war besser als jeder Artikel eines Sensationsblatts.
    »Also hier ist Ihr Skript«, sagte Dominic, der Regisseur, reichte mir den dicken Packen von Jack und der
Bohnenstängel und bugsierte mich auf die Bühne. »Wir gehen jetzt das Stück in aller Ruhe durch und bauen Sie und Dennis ein.«
    »Dennis?«
    »Dennis Waterman, er ersetzt unseren abtrünnigen Kricketspieler. Aber er taucht erst in der zweiten Hälfte auf. Lassen Sie uns anfangen.«
    Meine Mum wird hocherfreut sein, überlegte ich. Sie ist ein begeisterter Fan von Dennis Waterman und Piers Morgan. Verrückt.
    »Ich möchte Ihnen nur versichern, Dominic, dass Sie bei dieser Prinzessin keine Sorge haben müssen, dass sie angesichts des Königs ihre Kontrolle verliert«, versprach ich im Bühnenflüsterton.
    »Schön, Sie hier zu haben, Sarah Sargeant.«
    »Schön, hier zu sein.«
    Er lächelte und sah zum ersten Mal an diesem Tag nicht mehr ganz so aus wie Gordon Ramsay vor seiner Schönheitsoperation, sondern eher wie der begabte Regisseur Anfang dreißig, der er auch war.
    Die Probe begann ganz hervorragend. Die Generalprobenphase einer Aufführung fand ich schon immer toll. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt zwar noch kein Kostüm an, aber die Gewandmeisterin wurde jede Sekunde erwartet. Alle anderen waren schon voll kostümiert und geschminkt. Sogar das arme Mädchen im Bohnenstängel aus Pappmaschee, dessen Gesicht braun geschminkt war. Ganze Horden von Tänzern kamen als Bauernhoftiere auf die Bühne und zogen eine schweißtreibende Show ab, um dann zwanzig Minuten später als Schneeflocken zurückzukehren und die nächste Einlage zu tanzen. Das
Drama hinter der Bühne hatte für so viel Energie gesorgt, dass alle ihr Bestes gaben.
    Sehr schnell begeisterte ich mich für meine Rolle als Prinzessin. Ich nahm mir Zara Phillips und Prince Harry zum Vorbild. Spielte sie übertrieben vornehm mit einer Vorliebe für Pferde und spätabendliche Trinkgelage. Ich veränderte sogar die Zeile »Ich war shoppen« in »Ich war in einem Klub« – ich sagte das so, als hätte ich einen Kater und brächte mein eines Auge nicht auf. Dafür erntete ich einen großen Lacher, und Dominic klatschte. Genau darum ging es. Simon hatte Recht gehabt. Ich würde Applaus in einem großen Theater bekommen. Und plötzlich empfand ich überwältigende Dankbarkeit für die chaotische Folge von Ereignissen, die mir diese Erfahrung beschert hatten. Ich liebte meinen Job. Und dabei war es egal, ob ich ihn in Hollywood oder in Cricklewood machte. Ich war mit Leib und Seele Schauspielerin, und zwar wo und wann immer sich mir dafür Gelegenheit bot. Visualisierung war wirklich der Bringer.
    Aber dann gefror mir das Blut in den Adern. Mir drehte sich der Magen um. Meine Kehle wurde trocken, meine Hände sonderten Schweiß ab. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Aber im Skript stand ganz eindeutig:

PRINZESSIN SINGT SOLO
    Ich schloss meine Augen in der Hoffnung, dass es sich um einen Flashback von meiner einzigen LSD-Erfahrung vor vielen Jahren handelte. Ich öffnete sie wieder. Mist. Nein, so viel Glück hatte ich nicht. Die Worte waren noch immer da, und wie um sie mit einem Leuchtmarker
hervorzuheben, spielte ein Klavier ein paar bemerkenswert hohe Töne, und zehn Tänzer, als Chihuahuas verkleidet, kamen spielerisch hinter mir auf die Bühne gekrochen.
    »Oh, das ist Ihr erstes Lied, Sarah«, erklärte Dominic, der neben mir auf die Bühne geklettert
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