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Das Herz des Loewen

Titel: Das Herz des Loewen
Autoren: Suzanne Barclay
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PROLOG
    Im schottischen Hochland Juli 1358
    Die Strahlen der aufgehenden Sonne vermochten kaum die unheilvollen Wolken über Curthill Castle zu durchdringen. Trotz der frühen Stunde drängten sich Soldaten an den Wehrgängen der Burg, die Jahrhunderte zuvor auf den natürlichen Verteidigungsbastionen steiler, dunkler Klippen errichtet worden war.
    „Passt auf, Leute!“, mahnte der Hauptmann. „Bald werden sie kommen.“ Nach der durchwachten Nacht rieb sich Archie Sutherland müde die Augen.
    „Da, ein Schiff!“, rief der Beobachtungsposten.
    Sofort verflog Archies Müdigkeit. Diesem Augenblick fieberte er entgegen, seit er erfahren hatte, Lionel Carmichaels Schiff würde, einen Trupp Soldaten an Bord, nordwärts segeln. Dem Dudelsackspieler befahl er, das Alarmsignal zu geben. „Alle Posten müssen bereitstehen, die Besatzung der Hawk muss sofort Nachricht erhalten“, rief er. „Sobald ich Mylord mitgeteilt habe, das Schiff sei gesichtet worden, komme ich zurück.“
    Das schrille, gespenstische Kreischen des Dudelsacks riss die Sutherlands aus den Betten und übertönte das Gepolter der Zugbrücke, die nun herabgelassen wurde. Archie ritt aus der Burg. Da die Zeit drängte, galoppierte er in halsbrecherischer Geschwindigkeit den steilen, gewundenen Weg zum Dorf hinab, das im Windschatten der Klippe lag.
    Türen und Fensterläden flogen auf, während er an Holz-und Steinhäusern vorbeisprengte. Angstvolle Stimmen fragten nach dem Feind, der Curthill in den letzten zehn Monaten zweimal attackiert hatte, aber Archie beachtete sie nicht. Erst als er den schmalen Felsenstrand erreichte, wo die Fischerboote lagen, hielt er inne. Dreißig bewaffnete Krieger in ihren Rüstungen sahen ihm entgegen. Er sprang aus dem Sattel und lief zu dem kostbar gekleideten Mann, der sich an einem kleinen Lagerfeuer wärmte. „Carmichaels Schiff segelt auf uns zu, Mylord“, keuchte er.
    „Ah!“ Erwartungsvoll wandte sich der Lord zur See. Er war hochgewachsen und gertenschlank, mit scharf geschnittenen Zügen. Trotz seiner schottischen Herkunft trug er eine Rüstung im französischen Stil. Seine hellen Augen verengten sich, als er die Segel des feindlichen Schiffes entdeckte. Und sein Puls beschleunigte, sich, im Einklang mit den rastlos schäumenden Wellen, die gegen die Felsbrocken schlugen. Bald würde Carmichael mitsamt seinem Gefolge auf dem dunklen Meeresgrund ruhen, ein passendes Ende für einen Mann, der es wagte, seine Pläne zu durchkreuzen. „Habt Ihr mein Schiff alarmiert?“, fragte er Archie.
    „Aye. Alle Eure Befehle wurden befolgt, Mylord. Die Bogenschützen stehen auf den Klippen bereit. Sobald Carmichael in den Hafen eindringt, segelt die Hawk aus der Bucht und greift sein Schiff von hinten an. “
    Ein dünnes, kaltes Lächeln belohnte diese Antwort. „Das dürfte dem alten Lionel Carmichael die größte Überraschung seines Lebens bescheren, was?“
    „Den nehmen wir ganz schön in die Zange.“ Boshaft stimmte der Hauptmann in das Gelächter seines Anführers ein. „Ich würde meinen Anteil an unserer nächsten Beute dafür geben, könnte ich Carmichaels Gesicht sehen, wenn er merkt, dass Curthill keineswegs ein schutzloses Fischerdorf ist.“
    „Nein, das ist es gewiss nicht.“.Der Lord blickte zu den schäbigen Hütten hinüber, die so viel verbargen - die Bewohner und die Arbeit, die sie nachts verrichteten. „Die Dinge haben sich großartig entwickelt“, sagte er mehr zu sich selbst.
    Der Hauptmann spuckte auf den steinigen Boden. „Warum gab Carmichael sich nicht mit unserer Behauptung zufrieden, sein Sohn habe einen tödlichen Jagdunfall erlitten?“
    „Die Carmichaels halten fest zusammen. Wahrscheinlich macht es für den Alten gar keinen Unterschied, wie Lion gestorben ist. Er will Blut sehen - Sutherland-Blut - und seinen geliebten Erben rächen.“
    „Nun, diesmal werden wir ihm Einhalt gebieten, ein für alle Mal. Zum Glück ist die Hawk erst kürzlich in den Hafen eingelaufen, mit reicher Beute. Sonst stünden uns im Kampf gegen Carmichael nur die Burggarnison und Eure Söldner zur Verfügung. “
    „Ja, und wir können’s uns nicht leisten, Lionel Carmichael noch länger gewähren zu lassen. Alle paar Monate segelt er hierher und vereitelt unsere Pläne. Wenn wir ihm diesmal nicht den Garaus machen, beschwere ich mich beim König. Er erhielt damals einen lückenlosen Bericht über Lions Tod. Und er weiß, wie tief wir den unglückseligen Zwischenfall bedauern. “ Voller
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