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Ein verfuehrerischer Handel

Titel: Ein verfuehrerischer Handel
Autoren: Kat Martin
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    Surrey, England, 1800
    Ach, wäre ich doch Euresgleichen! Ariel Summers hockte hinter der Hecke an dem Weg, der zu dem herrlichen Herrenhaus von Greville führte und sah zu, wie die verzierte schwarze Kutsche an ihr vorbeirollte. Das Dach war zurückgeklappt, und an der Tür prangte das vergoldete Wappen des Grafen. Seine Tochter, Lady Barbara Ross und ihre Begleiterinnen, die in den roten Samtpolstern saßen, lachten, als kennten sie keine Sorgen auf dieser Welt.
    Ariel starrte ihnen bewundernd nach und stellte sich vor, wie es wohl sein würde, solch wunderschöne Kleider zu tragen, Kleider aus der feinsten Seide, in Schattierungen von Rosa, Lavendel und einem beinahe leuchtenden Grün - jedes mit dem dazu passenden Sonnenschirmchen.
    Eines Tages, dachte sie sehnsüchtig.
    Wenn sie die Augen schloss, sah sie sich in einem Kleid aus schimmerndem goldenen Stoff, ihr blassblondes Haar zu Locken aufgetürmt, ihre schlanken Füße in zierlichen Schuhen aus Chevreau. Eines Tages werde ich eine eigene Kutsche besitzen, schwor sie sich, und für jeden einzelnen Tag der Woche ein anderes Kleid obendrein!
    Aber dieser Tag war noch nicht gekommen, sie seufzte tief auf, und auch nicht in Sicht.
    Sie wandte sich von der Kutsche ab, die langsam ihren Blicken entschwand, hob ihren braunen Leinenrock über den festen Schuhen und lief zurück zu dem kleinen Haus. Sie hätte schon vor einer Stunde daheim sein sollen. Ihr Vater würde schrecklich wütend sein, wenn er herausfand, was sie getan hatte. Sie betete, dass er noch draußen auf dem Feld war.
    Doch als sie den ledernen Vorhang beiseite schob, der Kate als Tür diente, wartete Whitby Summers schon auf sie. Ariel keuchte erschrocken, als ihr Vater schmerzhaft ihren Arm umfasste und sie gegen die grobe Wand aus mit Lehm verschmiertem Flechtwerk stieß. Sie zwang sich, in sein aufgedunsenes Gesicht zu blicken und zuckte dann zurück, als er ihr mit seiner Pranke ins Gesicht schlug.
    »Ich habe dir gesagt, du sollst nicht trödeln. Ich habe dir gesagt, du sollst die Flickarbeiten abliefern und so schnell wie möglich zurückkommen. Was hast du gemacht? Hast du wieder die Ladys in ihrer eleganten Kutsche angestarrt? Du hast wieder geträumt, so wie du es immer tust - ist es nicht so? Du wünschst dir etwas, was du niemals bekommen wirst. Es ist an der Zeit, dass du die Gegebenheit begreifst, Mädel! Du bist nicht mehr als die Tochter eines Pächters, und dabei wird es bleiben. Jetzt mach, dass du rauskommst auf das Feld!«
    Ariel widersprach nicht, sie duckte sich nur vor der Wut, die sie im Gesicht des Vaters sah. Draußen vor dem Haus holte sie zitternd Luft und schob sich den blassblonden Zopf über die Schulter. Ihre Wange brannte von der schmerzhaften Ohrfeige ihres Vaters, aber das war es wert gewesen.
    Als sie über die staubige Erde in den Gemüsegarten lief und ihre Schürze im Wind wehte, hob Ariel störrisch den Kopf. Ganz gleich, was ihr Vater ihr auch eintrichterte, eines Tages würde sie eine Lady sein. Whit Summers war eben nicht der Wahrsager, den sie im letzten Jahr auf dem Jahr-
    markt befragt hatte. Er konnte nicht in die Zukunft sehen -ganz besonders nicht in ihre Zukunft. Sie würde für sich selbst etwas Besseres schaffen, sie würde dem eintönigen Leben entfliehen, das sie jetzt führte. Ihr Schicksal lag in ihrer eigenen Hand, und irgendwo, hinter dem kläglichen Stückchen Land ihres Vaters, würde sie es finden.
    Seit ihre Mutter tot war, arbeitete Ariel vom Morgen bis zum Abend. Sie putzte den gestampften Boden des Häuschens, das nur zwei Räume aufwies, kochte das magere Essen, das alles war, was das kleine, gepachtete Stück Land hergab; sie sammelte Kartoffeln, zupfte Rüben, hackte den Gemüsegarten und befreite ihn vom Unkraut, außerdem half sie dem Vater auf den Weizenfeldern.
    Es war ein eintöniges, erschöpfendes, trostloses Dasein, und sie hatte die Absicht, sich davonzumachen. Ariel schwor sich das mit jugendlicher Zuversicht.
    Und sie hatte auch einen Plan.
    Wie jeden Monat, so verbrachte auch diesmal Edmund Ross, der vierte Graf von Greville, den Tag damit, seine Felder zu inspizieren und seine Pächter zu überprüfen. Heute war es heißer als üblich, die Sonne stand wie ein glühender Ball am Himmel, sie verbrannte die Erde und machte die ausgefahrenen Wege steinhart. Normalerweise zog er es vor, auf einem seiner Rassehengste zu reiten; aber bei dieser Hitze hatte er stattdessen den leichten Wagen gewählt, der ihm ein wenig
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