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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat
Autoren: F Steinhauer
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erinnern sich an die DNA-Probe, die Sie untersucht haben wollten? Das Ergebnis liegt jetzt vor. Die Spuren an den gerissenen Tieren und am Weidezaun stammen von Kramstätters Collie. Nicht von dem, der im Moment bei ihm in der Hundehütte wohnt, sondern von dem, dessen Spuren er wegzuputzen versuchte. Das funktioniert nie.«
    »Korbinian Nagel?«
    »Nun, wenn ein Wolf Schafe reißt …« Er ließ den Satz in der Schwebe. Die Presse würde sicher ausgiebig über Betrugsversuche bei Entschädigungszahlungen berichten.
    »Wir sind froh, dass Sie den Mord an Wolfgang geklärt haben«, flüsterte Flocke. »Auch wenn es für mich unvorstellbar bleiben wird.«
    »Unser Gerichtsmediziner hat übrigens festgestellt, dass Ihr Freund zu wenig von dem Tee getrunken hatte, um eine beruhigende Wirkung zu spüren. Die Substanz fand sich in äußerst geringer Dosierung in seinem Mageninhalt, aber nicht in seinem Blut.«
    »Aber dann, dann, dann war er ja gar nicht …«, stotterte Sebastian Körbel erleichtert.
    »Er war nicht wehrlos.« Damit drehte sich der Hauptkommissar um und ging sehr langsam zu seinem Wagen zurück.

73
    Albrecht Skorubski erwartete ihn schon. »Hast du es ihm gesagt? Das mit dem Medikament?«
    »Ja.«
    »Na, da wird der junge Mann aber verflixt froh sein. Er hat sich ja so schuldig gefühlt, dass wir uns schon Sorgen um ihn gemacht haben.«
    Skorubski merkte, dass sein Freund kein Interesse an einer Unterhaltung hatte. Aber eines brannte ihm noch auf seiner Seele, das musste er einfach fragen. »Woher hast du das gewusst?«
    »Es stand auf die ein oder andere Weise in den Akten.«
    »Nein. Wir haben die so oft durchgearbeitet. Es stand nicht drin«, widersprach er. »Daran haben wir überhaupt nicht gedacht. Und nun hängen die Morde eben doch zusammen und wir haben dennoch unterschiedliche Täter!« Er schüttelte den Kopf.
    »Alles wurde klarer, wenn man davon ausging, dass stimmte, was Gieselke sagte. Die Familie sollte ausgelöscht werden. Wenn das zutraf, bedeutete es im Umkehrschluss, dass Wolfgang Maul auch Familie war.«
    »Ja, wenn du es so ausdrückst, sehe ich es auch. Wir haben von mehreren Seiten gehört, Olaf Gieselke sei nicht treu. Aber ich dachte dabei immer an junge, hübsche Frauen, mit viel Glamour und einer tollen Figur. Gut, es ist ja wahr. Friederike Maul war auch mal jung.«
     
    Michael Wiener saß mit Olaf Gieselke im Verhörraum. Demonstrativ zeigte der alte Mann seinen Unwillen.
    Ohne sich von der unterkühlten Atmosphäre beeindrucken zu lassen, baute Nachtigall das Aufnahmegerät auf, richtete sorgfältig das Mikrofon aus. Albrecht Skorubski und Emile Couvier hielten sich im Hintergrund.
    Nach den einführenden Worten und der Bestätigung der Identität der Anwesenden stellte Nachtigall ruhig fest: »Wir vernehmen Sie als Tatverdächtigen. Ihnen wird Mord in drei Fällen zuungunsten des Wolfgang Maul, der Irma Gieselke und des Johannes Gieselke zur Last gelegt.«
    Olaf Gieselke schwieg.
    »Sie können einen Anwalt hinzuziehen. Sollten Sie einen Arzt benötigen, stellen wir Ihnen einen zur Verfügung. Es gibt doch sicher einen Anwalt der Familie?«
    »Ich brauche weder ärztliche noch rechtliche Unterstützung«, fauchte Gieselke ätzend.
    »Gut. Das ist Ihre Entscheidung.«
    Der Hauptkommissar griff zu einer umfangreichen Akte und begann darin zu lesen und aufreizend langsam zu blättern.
    Schweigend. So, als gäbe es Olaf Gieselke gar nicht.
    Diese offen zur Schau gestellte Missachtung gefiel dem alten Herrn nicht. Er bewegte sich unruhig auf dem Stuhl hin und her, lehnte sich vor, ließ sich gegen die Lehne fallen, verschränkte die Arme vor der Brust und löste sie wieder.
    Plötzlich schlug der Hauptkommissar den Ordner zu, sprang auf und verließ den Raum.
    Verblüfft sah Gieselke ihm nach.
    Emile Couvier beobachtete den Tatverdächtigen genau. Drei Morde wurden ihm zur Last gelegt, aber das schien ihn nicht im Mindesten zu beeindrucken. Gelangweilt wirkte er, desinteressiert.
    Nachtigall kehrte zurück und klappte erneut die Akte auf.
    »Ich hätte ja gedacht, Sie belesen sich gründlich, bevor Sie einen Menschen des Mordes beschuldigen«, kommentierte Gieselke schneidend.
    »Das tun wir. Dies ist nicht Ihr Vorgang.«
    Der Tatverdächtige lief rot an vor Zorn. »Wenn Sie Wichtigeres zu tun haben, kann ich ja gehen!«
    »Ich fürchte, das können wir nicht erlauben. Sie gehen nirgendwo hin.« Peter Nachtigall stützte die Ellbogen auf und erklärte: »Sie erbten die
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