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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat
Autoren: F Steinhauer
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der Vorderseite blutverschmiert. Er musste wohl noch versucht haben, auf den in der Mitte baumelnden Wildschweinkadaver zu klettern, um sich zu retten.
    Es hätte ihm nichts genützt, selbst wenn er es geschafft hätte.
    Erdgas war leichter als Luft.
    Nachtigall wusste, er würde sich nie verzeihen, zu spät gekommen zu sein.
    »Das Blut ist schlecht!«, spuckte Gieselke in den Raum.
    Der Hauptkommissar stemmte seine Fäuste auf den Tisch und beugte sich dem unbeeindruckten Mann entgegen.
    »Sie waren es leid!«
    »Sie hatten Johannes doch schon im Visier. Nicht Friederike hat Maurice getötet. Nein! Johannes hat das getan. Weil er bei der Erbfolge übersprungen werden sollte. Deshalb auch gerade dieses Gewehr! Es ist das Einzige, das er mühsam beherrschen konnte!«, polterte Gieselke überraschend.
    Gut, dachte Nachtigall, wenn er erst über den Mord an seinem Sohn sprechen wollte, sollte ihm das recht sein. »Sie wollten mehr. Ihr Plan war, die gesamte Linie auszulöschen und noch einmal neu zu beginnen. Geld macht sexy. Eine fruchtbare Frau hätte sich finden lassen, ein neuer Erbe konnte gezeugt werden.«
    Bockig schwieg der Verdächtige wieder.
    »Frau Büttner rief bei Ihnen an. Sie wollte Sie vor dem psychopathischen Mörder warnen, der die Familie nach Meinung Ihres Sohnes auslöschen wollte. Johannes war zu Ihnen gefahren, um Sie zu retten! Doch was taten Sie? Sie fingen ihn, sperrten ihn im Keller ein und leiteten Gas in den Raum! Danach schluckten Sie ein Beruhigungsmittel und warteten darauf, gerettet zu werden.« Erregt sprang Nachtigall auf und lief im Raum auf und ab.
     
    Emile Couvier hatte seine eigene Theorie zu den Abläufen. »Der Kerl wusste, dass die Polizei über kurz oder lang vorbeikommen musste. Spätestens dann, wenn Bettina Büttner ihren Mann vermisste. Man würde die Leiche des Sohnes im Keller und den betäubten Vater im Erdgeschoss finden. Gieselke spekulierte darauf, dass man einen Mörder außerhalb der Familie suchen würde, der die letzte Tat schlicht verpatzte, weil er dem alten Mann eine zu geringe Dosis verabreicht hatte. Er hat das schlau eingefädelt, einem neuen Leben hätte nichts im Wege gestanden. Dumm für ihn, dass du hinter das Geheimnis um Wolfgangs Vater gekommen bist«, hatte der Profiler ihm seinen Verdacht erläutert.
     
    Nachtigall fixierte sein Gegenüber.
    Nahm wieder Platz.
    »Er hatte alles zerstört. Meinen Erben getötet. Erst verlor er das Kind an die nichtsnutzige Mutter, diese Schlampe, und dann tötete er ihn auch noch, nur damit er nicht zu dieser neuen Familie gehören sollte. Du liebe Zeit. In ein paar Jahren wäre Maurice vielleicht wieder nach Deutschland gekommen. Es gab keinen Grund, alle Hoffnung aufzugeben.«
    »Johannes hat Ihren Enkel nicht getötet!«
    Gieselke setzte wieder seine arrogante Miene auf und signalisierte mit einer Handbewegung, er wisse es besser.
    »Ohne Ihren Sohn, ohne Ihren Enkel war die männliche Linie der Nachkommen abgeschnitten. Sie sprachen mit Annabelle bereits kurz nach Wolfgangs Tod über die Änderung der Erbfolge, die Sie festlegen wollten. Zumindest bis Sie selbst einen neuen Erben präsentieren konnten. Der Anruf von Frau Büttner bewies, wie leicht alle an den Mörder von außen glauben würden.«
    Olaf Gieselke verschränkte die Arme vor der Brust, warf den Kopf in den Nacken und lachte dröhnend.
    »Frau Büttner wurde zu Ihrer heimlichen Komplizin bei diesem Coup. Wir sollten eine Soko bilden und über Jahre im Trüben ermitteln.«
    »Johannes war ein Mörder. Es wäre Aufgabe der Polizei gewesen, ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Aber diese Arbeit wurde Ihnen abgenommen. Wie praktisch!«, erklärte Gieselke eisig.
    »Er war ein Dorn in Ihrem Fleisch. Deshalb musste er sterben!«, behauptete Nachtigall unbeirrt.
    Das unerträgliche Lächeln des Verdächtigen wurde noch breiter. »Sie sind verrückt. Das Haus hätte in die Luft fliegen können. Die Explosion hätte man bis nach Cottbus gesehen!«
    »Ein gewisses Risiko mussten Sie eingehen. Schon wegen der Glaubwürdigkeit. Aber der Strom war immerhin abgestellt. Ein Funke beim Klingeln oder Einschalten einer Lampe war ausgeschlossen.«
    »Nichts von all dem können Sie beweisen!«
    »Mehr als Sie denken!«
    Olaf Gieselkes Lächeln gefror. »Von mir hören Sie kein Wort mehr!«, versprach er und hielt sich auch zunächst daran.
     
    Emile Couvier begann plötzlich, laut mit Michael Wiener den Fall zu diskutieren. Auch Albrecht Skorubski mischte mit.
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