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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Geborgenheit.
    Wieder klingelte mein Mobiltelefon. Lustlos nahm ich den Anruf an. Es war Kleist. »Wir sind auf dem Weg nach Hause.«
    Seine Stimme löste ein gutes Gefühl in mir aus.
    »Brinkhoff sitzt neben mir. Er wollte nicht länger in Templin bleiben. Wie geht es dir?«
    »Ich weiß nicht. Aber ich glaube, ich habe heute frei.« Ich war noch nicht wieder ganz bei Besinnung. »Geht es Brinkhoff wirklich gut?«
    Kleist beruhigte mich. »Keine bleibenden Schäden.«
    Das genügte mir nicht. »Ich möchte mich selbst davon überzeugen.«
    »Soll ich ihn dir vorzeigen?« Ich konnte hören, dass er sich amüsierte.
    Das war mir aber egal. »Ja. Gut. Das wäre genau richtig.«
    »Warte mal, ich frage ihn.« Im Hintergrund hörte ich Gemurmel. Dann wieder Kleists Stimme. »Wir kommen gern, aber du musst uns füttern.«
    »Das ist in Ordnung. Keine Probleme.«
    »Sollen wir etwas mitbringen?«
    »Nein. Kommt einfach her. Und bitte: keine Blumen. Blumen sind schön. Aber nur, wenn sie in der Erde stecken.«
    Frühheimkehrer
    Brinkhoff sah noch etwas bleich aus, doch er konnte allein gehen. Er setzte sich in meinen bequemsten Stuhl.
    »Erzählen Sie«, bat ich. »Ein Glas Wein dazu?«
    »Haben Sie auch Bier?«
    Ich hatte. Er goss das Blonde ins Glas und trank. Dann erzählte er: »Ich habe sehr lange über Elberberg nachgedacht. Ich wusste ja von den kleinen Sünden, die er im Osten begangen hatte. Es war klar, dass ein so geltungssüchtiger Typ nicht erst in unserem Bierstadt wirklich aktiv wird. Solche Charaktere haben immer ein Dilemma. Er will den Ruhm des Ausnahmemenschen, der tötet. Aber er will auch nicht erwischt werden.«
    »Woher wussten Sie, dass er aus Bierstadt abgehauen ist?«, fragte ich.
    »Ganz alte Polizeischule: Observation. Als Elberberg den Flug nach Berlin buchte, war mir klar, dass er sich absetzen wollte. Ich bin hinterher. War sogar im selben Flugzeug.«
    »Hat er denn keinen Verdacht geschöpft?«
    Brinkhoff stöhnte und änderte seine Haltung im Sessel. »Muss er wohl. Beinahe hätte ich ihn verloren, weil ich einen Wagen mieten musste, ohne ihn aus den Augen zu verlieren. Spätestens da bin ich ihm wohl aufgefallen. Und die rote Farbe des Opels half auch nicht gerade, mich unauffällig zu machen. Ich verfolgte ihn nach Templin. Dort begab er sich in ein Haus. In der Ritterstraße.«
    »Da hat er eine Wohnung«, warf Kleist ein. »Wir haben sie durchsucht, aber nichts Auffälliges gefunden. Nicht mal morbides Geschreibsel.«
    »Apropos Geschreibsel. Ich hab wieder eine Mail von ihm bekommen«, sagte ich. »Ein Zitat von Foucault. Moment.« Ich hatte den Zettel an die Pinnwand geheftet. »Das Verbrechen wird verherrlicht, weil es eine der schönen Künste ist, weil es nur das Werk von Ausnahmenaturen sein kann, weil es die Monstrosität der Starken und Mächtigen enthüllt, weil auch noch die Ruchlosigkeit ein Privileg ist.«
    »Mord als Kunstform, die nur von Ausnahmenaturen wie Aldwin von Elberberg ausgeführt werden kann.« Kleist schüttelte den Kopf.
    »Jedenfalls befindet er sich noch in zivilisierten Gefilden«, stellte ich fest. »Sonst hätte er die Mail nicht schicken können.«
    »Zum See ist er nicht mehr zurückgekommen«, erzählte Kleist. »Die Kollegen haben vergeblich gewartet.«
    Ich warf Pasta in kochendes Wasser. Die Sauce war in der Hauptsache ein Fertigprodukt aus dem Glas. Ich hatte sie mit Zwiebeln, Knoblauch und Kräutern aus dem Garten etwas aufgemotzt.
    »Wie ging es denn weiter mit Ihnen, Herr Brinkhoff?«
    »Ich hatte die ganze Nacht vor dem Haus verbracht – im Mietwagen. Ganz früh am Morgen fuhr Elberberg plötzlich weg. Ich folgte ihm. Die Strecke führte durch Wälder und an kleinen Seen vorbei. Dann hielt er vor einem Gebäude, das von einem Park umgeben war. Piekfein, das Ganze. Er ging durchs Tor und ich wartete erst mal. Hätte ja sein können, dass er mit jemandem verabredet war.«
    »War das Madigs Hütte?«, fragte ich.
    Kleist nickte. »Elberberg hatte wohl einen Schlüssel zu dessen Landhaus.«
    Brinkhoff hustete heftig. Ganz wiederhergestellt war er wohl doch nicht. Oder lag es am kalten Pils?
    »Nach einer halben Stunde schlich ich mich ans Haus heran und riskierte einen Blick durch die Fenster«, berichtete Brinkhoff. »Plötzlich spürte ich den Lauf eines Gewehres in meinem Rücken. Ich hatte mich tatsächlich von dem Bürschchen austricksen lassen. Bin wohl doch etwas aus der Übung.«
    »Was hat Elberberg gesagt?«
    »Nicht viel. Er meinte,
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