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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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erneuerte mein Make-up. Noch schnell ein frisches T-Shirt und fertig. Kleist verschwand nach mir im Bad und ich hörte Wasserrauschen.
    »Das Bett ist ja nicht besonders breit«, meinte ich, als er wieder neben mir stand.
    »Schlimm?«
    »Nicht wirklich.«

    Im Fährmann gab es viel Holz in der Deko. Ein offener Kamin malte Gemütlichkeit in die Seelen der Gäste. Der Widerschein des Feuers tanzte auf dem Fußboden und der Decke. Die Karte war so, dass man von ihr nicht wählen sollte, wenn man ein Magenleiden sein Eigen nannte.
    »Du wolltest es doch rustikal«, sagte Pöppelbaum, als er mich die Nase kräuseln sah. »Ich nehm die gemischte Bratenplatte und dazu Kartoffelgratin. Und erst mal ein Pils. Hoffentlich haben die hier was Vernünftiges.«
    Kleist entschied sich für Buletten aus der Pfanne mit Senf und pikantem Gemüse und ich für Putengeschnetzeltes in Rahmsauce.
    Die Portionen waren noch größer als im Westen. Dazu Wasser und Ossi-Wein. Der kam von der Saale und schmeckte gar nicht übel.
    Wir redeten nicht viel. Unter dem Tisch griff Kleist mehrmals nach meiner Hand. Da er aber sämtliche Buletten vertilgte und sich sogar die Petersilie einverleibte, die eigentlich als Dekoration gedacht war, gab ich die leise Hoffnung auf einen erotischen Ausklang des Abends auf. Dafür trank ich ein wenig mehr von dem Wein.
    Kurz nach dreiundzwanzig Uhr zogen wir uns zurück, nachdem wir einen Weckruf am Morgen um acht Uhr vereinbart hatten.

    Mitten in der Nacht glaubte ich zunächst an eine Begegnung mit der seltenen Templiner Großtrappe. In einem wirren Traum spürte ich plötzlich Berührungen, die alles anderes als unangenehm waren.
    »Hab ich etwa wieder geschnarcht?«, fragte ich und rückte näher zu Kleist.
    »Genau. Ich wollte dich eigentlich nur dazu bringen, dich auf die andere Seite zu legen«, flüsterte er. »Dreh mir doch bitte mal den Rücken zu.«
    Gut, dass es dunkel war – so konnte er mein amüsiertes Gesicht nicht sehen.
    Ich brauchte noch eine Weile, bis ich so lag, wie er es gern hatte. Im Morgengrauen schließlich hatten wir die ideale Lage gefunden, aber nur noch drei Stunden Schlaf, bis der automatische Weckruf uns in den nächsten Tag spülte.
    Eine Datscha wird erobert
    »Wie siehst du denn aus?«, fragte Pöppelbaum, als er mich im Frühstücksraum entdeckte. »Ich dachte immer, Sex im Alter sei eine eher ruhige Angelegenheit.«
    »Sex? Was ist das? Ich hab den Wein nicht so gut vertragen«, gab ich zu. »Leichte Kopfschmerzen sind das Ergebnis. Aber nach zwei Tassen Kaffee gibt sich das wieder.«
    Als ich vom Büfett an den Tisch zurückkam, setzte sich Kleist gerade.
    »Na, hat Grappa geschnarcht?«, grinste Wayne.
    »Ich konnte nicht darauf achten. Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht, wie man am besten mit Menschen umgeht, die mit sinnlosen Fragen nerven.«
    Ups, dachte ich, das sitzt. Kleist hatte Wayne an die Stelle zurückgeschubst, die ihm zustand.
    »’tschuldigung«, stammelte Pöppelbaum. Er wirkte bedröppelt. Während Kleist sich am Frühstücksbüfett bediente, meinte er: »Ich hab das Gefühl, dein Freund mag mich nicht besonders.«
    »Das kann sein«, gab ich zu. »Aber mach dir nichts draus. Du bist ja mit mir hier.«
    Um neun Uhr waren wir mit dem Frühstück fertig und angriffsbereit. Kleist hatte mit drei Kollegen von der Prenzlauer Kripo ein Treffen hundert Meter von Madigs Datscha entfernt ausgemacht.
    Das Haus, das Mobby Madig dem Stasioffizier für kleines Geld abgeluchst hatte, stand am Lübbesee. Das war ein Gewässer südlich vom Fährsee. Wir fanden den vereinbarten Treffpunkt, der vom Haus aus nicht einzusehen war, ohne Probleme.
    »Haltet euch bei der Aktion im Hintergrund«, bat Kleist. »Und bevor du es sagst, Maria: Die Anordnung ist keine Beschränkung der Aufgabe der freien Presse in einem demokratischen Staat, sondern eine reine Vorsichtsmaßnahme. Elberberg weiß, dass wir ihn suchen. Vielleicht weiß er auch schon, dass sein Komplize ein Geständnis abgelegt hat. Also hat er nichts mehr zu verlieren.«
    »Wie nah können wir denn ans Haus heran?«, fragte Pöppelbaum.
    »Gar nicht. Ihr bleibt hier. Es ist möglich, dass wir das Haus stürmen. Aber vielleicht kommt alles auch ganz anders. Die Prenzlauer Kollegen beobachten das Anwesen schon eine ganze Weile. Das Gebäude scheint verlassen zu sein, allerdings ist das Polizeisiegel beschädigt.«
    »Hoffentlich liegt Brinkhoffs Leiche nicht da drin.« Mich gruselte es.
    »Alles, was es zu
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