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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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eine Eingebung. »Es kann nur so sein, dass Madig seltsamerweise doch fest auf die Justiz vertraut. Er war sich wohl sicher, dass er für den Mord an dem Paar nicht verurteilt werden konnte, weil er es einfach nicht getan hat. Sein Geständnis ist eine Ablenkungsblase mit Rückversicherung. Wahrscheinlich hat er für den Hochzeitsmord ein knallhartes Alibi.«
    Das leuchtete mir ein. »Das wäre typisch für seinen tollen Anwalt, diesen Rüttelstein-Siegert.«

    Weil uns der Arzt versichert hatte, dass Brinkhoff bald folgen konnte, machten Wayne und ich uns noch am Abend auf den Heimweg nach Bierstadt. Kleist hatte noch in Templin zu tun. Ein Flug war nicht mehr zu bekommen. Wir gaben den Mietwagen am Bahnhof zurück und nahmen den Intercity. Der brauchte etwas mehr als vier Stunden von Berlin nach Bierstadt. Pöppelbaum und ich waren kurz nach Mitternacht zu Hause.
    Zurück zu Hause
    Ich schlief lange und traumlos. Zum Glück war Samstag und ich konnte meinen Artikel in Ruhe vorbereiten. Natürlich waren die Meldungen über Brinkhoffs Befreiung und die Flucht des Hochzeitsmörders noch in der Nacht über die Agenturen gegangen, sodass die Radio- und Fernsehnachrichten bereits Samstag früh darüber berichteten. Doch außer den nackten Fakten hatten sie keinerlei tiefere Einsichten.
    Ich ordnete meine Erlebnisse und telefonierte mit Kleist, um zu erfahren, ob Brinkhoffs Genesung Fortschritte machte.
    »Er hat es erstaunlich gut überstanden«, berichtete Kleist. »Natürlich war er sehr ausgetrocknet durch die mangelnde Flüssigkeitszufuhr. Ich soll dich ganz lieb grüßen. Er wird nie vergessen, dass er sein Leben deiner Hartnäckigkeit verdankt.«
    »Nicht der Rede wert. Dafür hab ich ihn auch oft geärgert in den letzten Jahren.«
    »Ja, davon hat er auch gesprochen«, lachte Kleist.
    »Wann kommst du zurück?«
    »Sobald hier alles geregelt ist. Es gibt übrigens Neuigkeiten.«
    »Ach ja? Soll ich deine Pressestelle anrufen?«
    »Nein. Diesmal erfährst du es aus erster Hand«, antwortete er. »Der flüchtige Dealer der Jessica Brühl ist festgenommen worden. In Istanbul. Versuchter Drogenschmuggel.«
    »Und? Bleibt er dabei, dass er Brühls Mörder ist?«
    »Genau das ist der Punkt«, sagte Kleist. »Er hat sein Geständnis widerrufen.«
    »Sag jetzt nichts, denn ich weiß es schon«, unterbrach ich ihn. »Madig hat ihm Geld gegeben, damit er den Mord auf sich nimmt.«
    »Bingo. Die Ermittlungen gegen Madig werden also wieder aufgenommen. Er wird erneut einkassiert.«

    Am Abend öffnete ich eine Flasche Wein von der Saale. Ich hatte sie am Berliner Bahnhof gekauft. Sie war so durchgeschüttelt, dass sie fast moussierte. Dann stellte ich den Fernseher an. Gleich fühlte ich mich ganz zu Hause, denn ein Film über eine Ordensverleihung wurde anmoderiert. Der Geehrte war niemand anders als Mobby Madig. Und er bekam ihn für seine progressive SPD-Personalpolitik besonders im Hinblick auf die elegante Entsorgung des Bierstädter Oberbürgermeisters Jakob Nagel.
    Verliehen wurde der Preis von einem Laien-Kabarettisten-Club, der mit seinen zweifelhaften humoristischen Auftritten auf kleinen Bühnen tingelte. Der Orden hatte den Namen Pannekopp , der Ruhri-Bezeichnung für Doofmann.
    Es war nicht das erste Mal, dass dieser Orden verliehen wurde. Aber die Preisträger hatten bisher sämtlich darauf verzichtet, ihn tatsächlich entgegenzunehmen. Nicht so Mobby Madig. Entsprechend deutlich war das Aufkommen an Presse. Das lokale Fernsehen übertrug das Ganze live. Madig trat nach der Laudatio und der Übergabe des Preises in die Bütt, um seine Dankesrede zu halten.
    Dazu kam es jedoch nicht. Zwei uniformierte Polizisten erschienen auf der Bühne, legten Madig Handschellen an und führten ihn hinaus. Den kleinen Pannekopp trug einer der Beamten für ihn. Der Kommentator verstand die Situation nicht. Er hielt die Vorgänge für eine der Kabarettnummern und erging sich in Spekulationen darüber, welche Art von Gag so ein Auftritt wohl darstellen sollte. Ich hörte mich sagen: »Tschüss, Doofmann«, und prostete ihm hinterher.
    Worte mit Echo
    Am Sonntag fuhr ich früh zur Redaktion. Peter Jansen hatte sich für den Mittag angekündigt. Ich schlenderte durch die leeren Räume. Unter den Faxen fand sich nichts Besonderes. In meinem dienstlichen Mailaccount stapelten sich die Nachrichten. Ich löschte alles, was unwesentlich war. Ich war fast fertig, als eine weitere Mail einging. Ich erstarrte. Der Absender war
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