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0168 - Satansparty

0168 - Satansparty

Titel: 0168 - Satansparty
Autoren: Andreas Brandhorst
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Ein Knacken zu seiner Linken lähmte ihn beinah. Er erstarrte in völliger Regungslosigkeit, kein Laut drang mehr über seine Lippen. Ja, dort hinten mußte sie sein, Ann-Su, eins der Amüsiermädchen, die der Gastgeber bestellt hatte. Francis Wilson verstand nicht, warum sie vor ihm davongelaufen war, warum sie sich seinen eindeutigen Angeboten widersetzt hatte. Schließlich wurde sie für so etwas bezahlt, und er war bestimmt nicht kleinlich.
    Langsam richtete Wilson sich wieder auf. Für einen Augenblick hatte er dabei Mühe, sein Gleichgewicht zu wahren.
    »Verdammter Alkohol«, knurrte er halblaut und bewegte sich dann vorsichtig in die Richtung, in der er auch die fünfundzwanzigjährige Ann-Su vermutete. Er kannte den Park nur von der Führung des vergangenen Nachmittags. Jetzt, in dieser finsteren Nacht, war er für ihn wie ein grünes Labyrinth, in dem man sich leicht verirren konnte.
    »He, Süße, wo bist du?« rief er mit gedämpfter Stimme. »Ich tue dir nichts, ich verspreche es.«
    Sein von Alkohol umnebeltes Gehirn erinnerte sich zum wiederholten Male an die mehr als aufregenden Formen der jungen Frau, und seine Augenlider flackerten. Er mußte sie haben, um jeden Preis.
    Wieder blieb er abrupt stehen, da er glaubte, ein unterdrücktes Schluchzen wahrgenommen zu haben. Sie konnte nicht mehr weit von ihm entfernt sein, und wenn er die Anlage des Parks einigermaßen richtig in Erinnerung hatte, dann konnte Ann-Su von dort aus, wo er sie vermutete, nicht mehr zum Haus und der Party zurück. Es sei denn, sie kam an ihm vorbei.
    Und das würde er zu verhindern wissen.
    Francis Wilson ahnte nicht, daß sich seine Gedanken immer weiter zu verwirren begannen. Er konnte nicht wissen, daß noch immer das abgrundtief Böse in London sein Unwesen trieb, das Teuflische mit Namen Mahat. Und er konnte ebenfalls nicht wissen, daß der Dämon von allen negativen Emotionen wie von einem Magneten angezogen wurde.
    Langsam, unmerklich, sickerte der dämonische Einfluß in seine Gedanken, lenkte sie in eine andere Richtung, ohne daß dies dem gut vierzigjährigen Manager bewußt wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Francis Wilson nur an eine vergnügliche halbe Stunde gedacht, jetzt aber verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck, und der Blick seiner dunklen Augen flackerte.
    Wilson schüttelte den Kopf, preßte die Lippen aufeinander und schob sich vorwärts. Eine der Parklampen war nur etwa zwanzig Meter von ihm entfernt, und ihr abgedämpfter Schein reichte aus, um die Konturen der Hecken und Sträucher hervortreten zu lassen. Er hob einen kleinen Kiesel auf, überlegte kurz und warf ihn dann von sich. Ein leises Knacken, als der Stein etwa zehn Meter von ihm entfernt gegen einen anderen stieß. Ein erschrockener Laut folgte, dann huschte ein Schatten zur Seite. Wilson lachte lautlos und hetzte hinter dem Schemen her.
    Gleich habe ich dich, Mädchen! pochte es in ihm, und jetzt waren seine Gedanken hart und unerbittlich. Die Jagd hatte begonnen, ihm Spaß zu machen.
    Das Dämonische in ihm gewann immer mehr an Intensität. Es modifizierte seine Gedanken, lenkte das Böse hinein. Und je mehr das Böse die Oberhand gewann, umso stärker wurde Mahat.
    Mahat, der Dämon, der in der Dritten Kammer des Dunklen Pentagramms geboren war. Mahat, der von dem Fürsten der Finsternis, Asmodis, dazu ausersehen worden war, zusammen mit Xadina einen neuen, mächtigen Dämonen zu zeugen, ein Ereignis, das nur alle tausend Jahre stattfand.
    Es war Mahat gelungen, genug Lebenskraft von Menschen an sich zu reißen, um die Dämonen-Hochzeit lebend zu überstehen. Die Dämonen-Brut wuchs und gedieh, aber sie benötigte weiterhin den Tod von Menschen, um zu eigenem höllischem Leben zu erwachen.
    Francis Wilson war, ohne es zu wissen, plötzlich zu einem Handlanger des schrecklichen Geschöpfes geworden. Seine negativen Emotionen hatten genügt, um den Dämonen, der mit einem Mann namens Edward McKinley einen finsteren Pakt geschlossen hatte, zu rufen. Jetzt war es zu spät, viel zu spät.
    Die Stille kehrte zurück, und auch Wilson verharrte wieder. Diese elende Dunkelheit, in der man seine eigene Hand nicht vor den Augen sehen konnte.
    Mahat hatte lange auf der Lauer gelegen, bevor er wieder aktiv geworden war. Was war mit Zamorra, dem Meister des Übersinnlichen geschehen? Es war Mahat nicht gelungen, einen Ego-Schatten seines gefährlichen Gegners zu finden. War Zamorra vernichtet worden? Lebte er schon gar nicht mehr? Die Barriere aus
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