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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Altenheim anlässlich ihres 102. Geburtstages. Oder an Adolf Möller, der es auf einhundert Jahre gebrachte hatte. Mehrere Belege über Auszahlungen für Bewirtungskosten und Blumengestecke. Alle Belege waren von der Stadtkasse ausgestellt worden und trugen die Unterschrift von Jessica Brühl als Empfängerin.
    Ich schaute auf die Uhr. Egal. Ich suchte die Nummer heraus und rief das Altenheim an. Hermine Klein war vor vier Jahren gestorben. Aha. So ging das also.
    Nun telefonierte ich mit Moritz Ritter-Mensch. Er hatte vom Tod der Sachbearbeiterin erfahren und zeigte sich geschockt.
    »Wie sie gestorben ist, weiß doch noch niemand«, wandte ich ein. »Vielleicht war es ja ein natürlicher Tod. Oder er hängt mit ihrer Drogensucht zusammen. Ich frag mich nur, warum das im Amt nicht aufgefallen ist. Eine hochgradig drogensüchtige Frau als Geldbriefträgerin für den Oberbürgermeister! Sehr ungewöhnlich.«
    »In der Tat. Die Stadtkasse hatte sogar Anweisung, die Brühl bevorzugt zu behandeln. Sie tauchte auf, sagte, wie viel sie wollte, bekam die Kohle und unterschrieb die Quittung.«
    »Davon hab ich schon gehört. Doch das Geld kam nicht da an, wo es hinsollte«, meinte ich. »Auch wenn es sich um kleine Summen handelte.«
    »Kleinvieh macht auch Mist. Und es ist wohl eine ganze Menge Kleinvieh. Die Rechnungsprüfer sichten angeblich Tausende von Vorgängen. Die Frau hat gut sieben Jahre bei der Stadt gearbeitet.«
    Ich beschloss, ins Bett zu gehen, und lief ins Bad. Als ich nach der Zahnbürste griff, hörte ich mein Handy klingeln. Ich sprintete zurück ins Wohnzimmer, doch ich war zu langsam. Der Anrufer hatte die Nummernanzeige unterdrückt, aber auf die Mailbox gesprochen. Ich hörte die Nachricht ab, doch außer Atemgeräuschen war nichts zu vernehmen. Und verbrauchte Luft war schwer zuzuordnen.
    Die anderen sind auch nicht schlecht
    Am nächsten Morgen traf mich fast der Schlag. Im Großraumbüro lag die BILD-Zeitung anklagend auf einem Schreibtisch. Sex und Koks im OB-Büro – so stach mir die Überschrift ins Auge. Eine Exklusivreportage von Milva Grandi.
    Wer war Milva Grandi? Ich kannte alle Kolleginnen und Kollegen des Boulevardblattes vor Ort, doch dieser Name war mir noch nicht begegnet.
    Ich las weiter:

    Jessica B. kann nicht mehr auspacken. Die 48-Jährige wurde gestern tot in ihrer Wohnung gefunden. Mord oder Selbstmord? Die Polizei schweigt. Hauptkommissar Dr. Friedemann Kleist beschreibt den Anblick der Leiche so: »Sie war über und über mit Maden bedeckt und in der Wohnung herrschte ein bestialischer Gestank.«
    Wer war Jessica B.? Sie arbeitete in direkter Nähe von Bierstadts Oberbürgermeister Jakob Nagel (SPD), offiziell als ›Sachbearbeiterin‹. Doch welche ›Sachen‹ hat die Tote bearbeitet? BILD weiß aus sicherer Quelle: Jessica B. hatte weiter reichende Vollmachten als ihre Kollegen. Sie war die Geldbeschafferin des Oberbürgermeisters. Immer, wenn Jakob Nagel Bares brauchte, lief Jessica B. zur Stadtkasse und kassierte. Mal große, mal kleine Summen. Belege? Fehlanzeige! Die Staatsanwaltschaft überprüft jetzt Tausende von Geldabholungen.
    BILD weiß auch: Jessica B. hat Kokain konsumiert. Und nicht immer allein. Auf dem Handy der Toten wurden Fotos von geheimen Sex- und Schneepartys im Rathaus gefunden.
    BILD fragt: Hat der Tod der ›Sachbearbeiterin‹ mit diesen Vorgängen zu tun? Wer wollte Jessica B. zum Schweigen bringen? Oberbürgermeister Nagel, der die Kokser kennen müsste, hüllt sich in Schweigen. Parteichef Mobby Madig (SPD) dagegen verlangt eine rückhaltlose Aufklärung des Skandals.
    BILD fordert: Herr Nagel, machen Sie reinen Tisch oder treten Sie zurück!
    Milva Grandi hatte ihren Artikel mit Fotos aufgehübscht. Friedemann Kleist im Porträt. Die Unterzeile: Kann er den Sumpf im Rathaus trockenlegen?
    Ein weiteres Foto zeigte Madig: SPD-Parteichef fordert konsequente Aufklärung. Auch einen Nagel-Schnappschuss hatte sich Grandi nicht verkniffen: Nahm OB Nagel an geheimen Drogen- und Sexpartys teil?
    Ich ließ die Zeitung sinken. Die Grandi hatte nicht schlecht recherchiert und ihre Zeilen so formuliert, dass man ihr juristisch nicht beikommen konnte.
    »Hallo, Grappa.« Jansen stand vor mir. »Ich sehe, du hast die Konkurrenz schon gelesen. Frau Grandi weiß offenbar mehr als du.«
    »Abwarten«, meinte ich reserviert. »Wer zuletzt lacht … Und so weiter.«
    »Komisch ist das doch!« Er schaute mich direkt an. »Du findest die Leiche und du hast eine
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