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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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gerade passiert?«, fragte ich und steckte den Kopf durch die Tür.
    »Frau Grappa!« Ada Hecke atmete durch und sagte dann: »Kommen Sie doch rein!«
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.
    »Sie haben ihn gefeuert?«, fragte ich überflüssigerweise.
    »Allerdings. Ich habe was gesucht und raten Sie mal, was ich in seiner Schreibtischschublade gefunden habe?«
    »Keine Ahnung!«
    »K.-o.-Tropfen! Massenberg hat die Show gesprengt!«
    »Was?!«
    »Er hat es zugegeben. Weil er Sie hasst und mich und Jansen und den ganzen Sender. Der hat einen echten Knall! Ich hab den Typen angezeigt.«
    »Gut. Dann kriegt er seine gerechte Strafe. Hoffe ich wenigstens. Kann ich mit Ihnen mal was anderes besprechen?«
    »Natürlich. Kommen Sie!«
    Sie ging vor und schloss die Tür hinter sich.
    Wir setzten uns in die Besucherecke.
    »Stimmt es, dass Barbara alle Morde gestanden hat?«
    »Ja.«
    »Sie wissen doch aber, dass sie nicht allein schuldig ist. Wollen Sie das zulassen?«
    »Barbara wird keine hohe Strafe bekommen, dafür werde ich sorgen. Außerdem kann man ihr nicht alle Morde anlasten. Sie hat gute Alibis.«
    »Und wie soll das gehen?«
    »Ein paar Morde bleiben halt unaufgeklärt.«
    »Sie sind wirklich eiskalt.«
    Ada Hecke machte eine jähe abwehrende Bewegung. »Sie haben keine Ahnung, wie oder was ich bin«, sagte sie dann.
    »Um wen geht es Ihnen eigentlich? Wollen Sie Frau Ottawa schützen? Oder sich selbst?«
    »Sie kennen doch unsere Geschichte«, sagte sie und sah mir direkt in die Augen. »Wenn Sie die Diskette, die Guido Ihnen gegeben hat, an die Polizei weiterreichen, wird alles wieder aufgerollt. Und etwas hat Herr Jansen Ihnen nicht erzählt, weil er es nämlich nicht weiß. Ich habe Guido als Erinnerung an jene beiden Tage, aber auch Barbara hat ein Andenken. Sie ist HIV-positiv seit jener Zeit. Zum Glück ist die Krankheit noch nicht ausgebrochen.«
    »Und Gudrun Ottawa?«
    »Sie ist in psychologischer Behandlung. Hat immer noch schwere Depressionen.«
    »Das tut mir wahnsinnig Leid«, meinte ich betroffen. »Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll. Eigentlich fühle ich mich immer der Wahrheit verpflichtet – dachte ich.«
    Ada Hecke atmete tief durch. »Ich bitte Sie, die Diskette zu vernichten, Frau Grappa! Mehr kann ich nicht tun – als Sie herzlich zu bitten. Entscheiden müssen Sie selbst.«

Provokation und Wahrheit
    Wie wichtig war Wahrheit wirklich? Die Opfer waren eh tot – und um sie war es vielleicht nicht schade – Kaligula ausgenommen. Er hatte einen bösen Fehler gemacht und die möglichen Reaktionen von Menschen, die sich in die Enge getrieben fühlen, völlig unterschätzt.
    Von Jansen erfuhr ich, dass der Profiler von der Gefängnisrevolte gewusst und Barbara Rutzo mit ziemlich widerlichen Bemerkungen gereizt hatte – so hatte sie es zumindest ihrem Anwalt erzählt.
    Ich saß in meinem Zimmer im Sender, wollte nichts sehen, nichts hören und schon gar nichts denken müssen. Doch es ging kein Weg daran vorbei! Ich musste mich entscheiden – und zwar bevor mir die Entscheidung aus der Hand genommen wurde.
    Unschlüssig ging ich im Zimmer auf und ab, mit mir und der Situation hadernd. Warum hatte ausgerechnet ich diese verfluchte Diskette am Hals?
    Weil du dich immer in alles und jedes reinhängen musst, gab ich mir selbst die Antwort.
    Zu allem Unglück regnete es draußen auch noch in Strömen. Der Wind peitschte das Wasser gegen das Fenster und die Menschen auf der Straße suchten Schutz unter Schirmen oder Vordächern.
    Ein Taxi fuhr vor und hielt direkt vor dem Haus. Die Tür ging auf und Guido stieg aus. Er hatte keinen Schirm und der Sturm hätte ihn fast von den Füßen geholt. Tapfer kämpfte sich der Junge zur Tür vor, die Miene verkniffen, denn er bekam den Regen direkt ins Gesicht.
    Ich hatte Guido bei meinen Überlegungen ganz vergessen! Ich hatte keine Ahnung, wie viel er wirklich wusste über seine Herkunft, aber wenn es in der Zeitung stehen würde, bekäme er jede schreckliche Einzelheit präsentiert.
    Nein, das wollte ich nicht. Außerdem gehörte die Diskette ja sowieso ihm. Ich nahm sie und verließ mein Zimmer. Er war bestimmt bei seiner Mutter im Büro.
    Ja, er war dort und Ada Hecke war gerade dabei, ihn mit einem Handtuch abzutrocknen. Ich stand im leeren Vorzimmer. Die beiden bemerkten mich nicht, so vertieft waren sie miteinander.
    »Wenn alles vorbei ist, mein Schatz, fahren wir in Urlaub. Nur wir beide. Und wir bleiben ganz lange weg«, sagte sie
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