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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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waren, wusste ich nicht. Lediglich die Tat an Kaligula würde man ihr zur Last legen – der Anwalt bastelte an einer Verteidigungsstrategie.
    Bierstadt war also wie immer. Stimmt nicht, es fehlte doch noch etwas ...
    Beschwingten Schrittes ging ich über den Rathausplatz. Es war Abend und es dunkelte schon gewaltig. Vor mir lag der große rote Kasten des Rathauses. Davor stand eine künstlerisch gestaltete Säule, eines der vielen ästhetisch umstrittenen Kunstwerke, die das Stadtbild zierten. Die Säule trug auf ihrer Spitze eine goldene Weltkugel, in die in mehreren Sprachen das Wort Friede eingraviert worden war. Deshalb wurde das Teil – zielsicher, wie wir Bierstädter in unseren Bezeichnungen nun mal sind – Friedenssäule genannt.
    Ich umstöckelte das Kunstwerk elegant und bewegte mich auf das Rathausportal zu. Die Tür war fast immer geöffnet, denn im Parterre lag die Bürgerhalle, der Saal für die Bürger eben, und die hatten ja wenig davon, wenn sie die Halle nur während der amtlichen Öffnungszeiten betreten durften.
    Plötzlich durchfuhr es mich heiß. In dem Bürotrakt des Oberbürgermeisters brannte Licht – und das um diese Zeit!
    Ich legte einen Zahn zu und fragte den einsamen Mann, der den Informationsschalter betreute: »Was brennt denn da oben für ein Licht?«
    »Wo?«, fragte er höchst interessiert zurück.
    »In Nagels Büro.«
    »Nagel?«
    »Mann! Das ist der Oberbürgermeister von Bierstadt!«
    »Ach so. Bin nur die Aushilfe. Keine Ahnung, was der da noch macht. Gehen Sie doch hoch und fragen! Zweite Etage mit dem Fahrstuhl.«
    »Sie lassen mich einfach so hochfahren?« Ich fasste es nicht.
    »Warum nicht?«
    Ja, warum wohl nicht?
    Der Lift beförderte mich in die zweite Etage. Beherzt ging ich auf die Bürotür zu, auf der in goldenen Messingbuchstaben Der Oberbürgermeister stand.
    Ich trat ein, das Vorzimmer war leer und dunkel, doch rechts von mir schimmerte Licht. Nach ein paar Sekunden der Überlegung hatten sich meine Augen an die Dämmerung gewöhnt und ich ging forsch auf die Lichtquelle zu.
    Dann sah ich ihn. Der Mann saß korrekt gekleidet an dem großen Schreibtisch, neben sich einen ungeheuren Berg Akten aufgetürmt. Er hielt den Kopf gesenkt, studierte ein Stück Papier und hielt einen silbernen Kugelschreiber in der rechten Hand.
    »Herr Nagel«, rief ich, »was in aller Welt machen Sie denn hier?«
    Jakob Nagel hob langsam den Kopf. »Was ich hier mache, Frau Grappa? Sie können ja mal wieder Fragen stellen ... Ich arbeite! Einer muss doch das Chaos beseitigen, das Sie auf den letzten zweihundertachtundvierzig Seiten angerichtet haben!«
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