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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ungestillten Sehnsüchten befassen sollte: Astro-Flirt-Show – so der Titel der Sendung. Eine Live-Show vor Studiopublikum mit männlichen und weiblichen Kandidaten.
    Während der Vorbereitung der Flirtsendung hatte ich den Strammen Hengst im Internet kennen gelernt ... und ein paar Männer mehr, mit so fantasievollen Namen wie Schlüpferstürmer , Mister-Lover-Lover und Wilder-Widder .
    Es war nicht so einfach, geeignete Kandidaten für die Show zu finden. Deshalb trieb ich mich an manchen Abenden stundenlang in Chatrooms und bei Single-Services herum – auf der Suche nach witzigen und halbwegs intelligenten Männern und Frauen, die fernsehtauglich waren. Ich hatte mir den Nicknamen TV-Frau gegeben.
    Leider waren die interessanteren Kandidaten in der Regel erst abends online, außerhalb meiner regulären Arbeitszeit. So hatte ich nach manch anstrengendem Tag im Sender am Feierabend noch ein paar harte Stunden in Chatrooms vor mir.
    Eberhard wusste meine abendliche Tätigkeit zu schätzen, weil sie mich an die Wohnung fesselte. Seitdem die männlichen Teile des Katers dem Messer eines Tierarztes zum Opfer gefallen waren, hatte er nicht mehr den Drang, ständig abzuhauen, und war auch insgesamt ruhiger geworden, mochte aber nicht lange Zeit allein sein.
    Eberhard und ich waren gerade dabei, uns bettfertig zu machen, als mein Handy klingelte. Ich stand im Bad und hatte die neue Creme gegen Falten im Gesicht verteilt, die Hautschüppchen ablösen und die Zellbildung neu anregen sollte. Da ich die Hände voller Schmiere hatte, ignorierte ich das penetrante Gebimmel.
    »Kannst du nicht mal drangehen, Eberhard?«, muffelte ich den Kater an. »Wozu hab ich dich eigentlich?«
    Er sah mich mit seinen Opalaugen an und verließ schnurstracks das Bad.
    »Du wirst doch wohl nicht ...?«, lachte ich und folgte ihm vorsichtshalber.
    Nein, der Kater vergriff sich nicht an meinem mobilen Telefon, er setzte sich mit aufgestellten Ohren davor und starrte auf das Display.
    »Meinst du, es ist wichtig?«, fragte ich.
    Der Kater schwieg.
    Ich guckte selbst nach, es war die Telefonnummer von Tom Piny, die dort erschien.
    »Der kann warten!«, entschied ich und ging ins Bad zurück, um meine Toilette fortzusetzen.
    Piny war mein Freund und Kollege – leider arbeitete er für die Konkurrenzzeitung. Aber egal. Jetzt war ich ja beim Fernsehen und mit der Veröffentlichung von heißen Storys in der Regel schneller als er – das elektronische Medium hatte eben einen zeitlichen Vorsprung.
    Trotzdem war Wadenbeißer Piny, sein Kürzel lautete – eingebildet, wie er war – TOP, manchmal flexibler als ich, weil er nicht ein ganzes Fernsehteam mit sich rumschleppen musste.
    Mein Handy signalisierte durch einen Piepston, dass mir Piny eine Nachricht hinterlassen hatte. Ich stellte das Gerät ab.
    »Hat Zeit«, gähnte ich. »Komm, Kater, lass uns schlafen gehen.«

Kein Trieb, kein Stress
    Am nächsten Morgen fiel mir Pinys Anruf wieder ein und ich hörte die Mailbox ab.
    »Ich weiß etwas, was du nicht weißt«, sagte Piny, »willst du es wissen, rufst du mich an.«
    Angeber, dachte ich.
    Eberhard saß gähnend vor mir und wartete auf sein Frühstück.
    »Erst bin ich dran«, murrte ich. Ich stellte fest, dass kein Brot mehr da war.
    Aber zum Glück gab es ja die Bäckerei um die Ecke! Anneliese Schmitz, die Bäckersfrau, hatte sich auf meine Bedürfnisse eingestellt und auch immer eine Notration von Eberhards Nobelfutter auf Lager.
    Das Telefon klingelte schon wieder.
    »Bist du denn überhaupt nicht mehr neugierig, Grappa-Baby?«, fragte Piny.
    »Du erzählst es mir ja doch«, entgegnete ich. »Also?«
    »Jakob Nagel ist verschwunden!«, behauptete Tom.
    »Ich weiß. Er hat Urlaub.«
    »Hatte – bis letzte Woche!«
    »TOP! Lass dir die Infos doch nicht aus der Nase ziehen!«
    »Ich hatte Freitag einen Termin im Oberbürgermeisterbüro. Und war pünktlich da. Doch Nagel tauchte nicht auf. Plötzlich brach Hektik aus, die Hühner in Nagels Büro wurden völlig nervös. Ich sperrte meine Ohren auf und bekam mit, dass Nagel nicht in seinem Flieger gesessen hat.«
    »Und?« Ich war ziemlich desinteressiert. »Dann hat er noch ein paar Tage drangehängt. Und außerdem: Warum machst ausgerechnet du dir Sorgen um den Oberbürgermeister? Wer beklagt denn in schöner Regelmäßigkeit in den Kommentaren seine Führungsschwäche? Wirft ihm Inkompetenz vor? Vielleicht hat er sich das zu Herzen genommen und ist in ein buddhistisches Kloster
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