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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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dem Jemen kommt. Sehen Sie hier Zusammenhänge? Wollen die Terroristen mit der Entführung Nagels vielleicht einige ihrer Leute aus den Gefängnissen befreien? Oder den US-Präsidenten dazu bringen, die Al-Kaida-Kämpfer in Guantanamo Bay freizulassen?«
    Oberstaatsanwalt und Polizeipräsident schwenkten ihre Blicke zu einem Mann, der unauffällig am Fenster stand.
    »Die Fragen zur aktuellen Weltpolitik sollte vielleicht Herr Rumi beantworten. Herr Rumi ist Islamexperte des Auswärtigen Amtes.«
    Der Mann trat etwas ins Licht, ich gab Barbara Rutzo ein Zeichen, damit sie ihre Kamera auf ihn richtete.
    »Die Familie Bin Laden hat ihre Wurzeln tatsächlich im Jemen. Die USA hatten die jemenitische Regierung nach den Terroranschlägen vom 11. September aufgefordert, konsequent gegen islamistische Extremisten im Land vorzugehen. Präsident Saleh hatte daraufhin US-Präsident Bush zugesagt, zwei oder drei Leute festzunehmen, die Osama Bin Laden unterstützt haben sollen. Doch leider handelte die Regierung in Sanaa ausgesprochen halbherzig. Im Dezember 2001 kam es zu einem Panzer- und Luftangriff auf das Gebiet des Al-Dschalal-Stammes im Osten des Landes, weil sich die Stammesführer weigerten, die Verdächtigen auszuliefern.«
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte der Kollege von der BILD-Zeitung. Die Frage war genial, denn genau das fragten sich wohl alle hier im Raum.
    »Wir müssen das Ergebnis der Suchaktion abwarten«, antwortete der Polizeipräsident. »Es ist eine Sonderkommission gebildet worden. Und eine Hotline geschaltet. Lassen Sie uns gemeinsam hoffen, dass unser Oberbürgermeister seine Amtsgeschäfte bald wieder wohlbehalten aufnehmen kann.«
    »Die sollen den Teufel nicht an die Wand malen«, wünschte TOP. »Endlich hätte Bierstadt mal eine Chance!«
    »Du bist ein herzloser Mensch«, schnaubte ich.
    »Sehen wir uns gleich im Catilina? «, fragte Piny.
    »Ich komme nach«, versprach ich, »sobald ich mir die Statements von den Vortänzern hier geholt habe. Sag Luigi, er soll die Pizza Diabolo mit der doppelten Dröhnung Peperoni belegen!«

Roter Pfeffer
    Ein Gefühl der Geborgenheit hüllte mich ein, als ich mein Lieblingsrestaurant betrat. Knoblauchduft und der Geruch von frisch gebackenem Brot empfingen mich, die Vorspeisen präsentierten sich frisch und schön drapiert unter einer Glashaube und an einem Tisch im hinteren Bereich des Raumes hockte Tom Piny, der den italienischen Anspruch der Trattoria Catilina durch chronisches Trinken von Bier ignorierte.
    Sein Bierstädter Pils hatte er schon zur Hälfte geleert. Ich setzte mich und der Kellner brachte unaufgefordert ein Glas Prosecco und eine große Flasche Wasser.
    »So, alles im Kasten«, erklärte ich und nippte am prickelnden Alkohol.
    Ich nahm mein Handy und rief das Bildarchiv an. »Ich brauche Bilder von Jakob Nagel, aber bitte aktuell, und alles über den Jemen, was wir kriegen können. Bilder von den Landschaften, der Hauptstadt, der Tihama-Wüste und von touristischen Einrichtungen. Kriegt ihr das in zwei Stunden hin?«
    »Wie kompliziert!«, meinte TOP. »Ich hätte nicht den Nerv für so was. Einen Block, einen Bleistift, eine Stunde Zeit – und mein Artikel ist fertig.«
    »Ja. Fernsehen ist kompliziert, aber es macht auch Spaß, mit Bildern zu arbeiten. Du kannst viel besser die Emotionen der Leute zeigen. Trotzdem – ich bin wahrscheinlich froh, wenn das halbe Jahr vorbei ist. Ich rieche lieber Zeitungspapier und Druckerschwärze als Herrenparfums und Monte Christos.«
    »Du bist auch zu alt, um wirklich endgültig umzuschwenken«, sagte Piny charmant und knabberte Brot.
    »Herzlichen Dank«, knurrte ich.
    »Nun sei nicht sauer, Grappa«, grinste er.
    »Wie könnte ich«, erwiderte ich säuerlich. »Auf der Gebrauchsanleitung meiner neuesten Faltencreme steht, dass meine Leidenszeit in spätestens drei Wochen endgültig vorbei ist.«
    »Ist die Creme tödlich?«, fragte er frech.
    »Ekel!«
    Die Pizzen kamen.
    Auch Piny stand auf feurige Sachen und knibbelte eine rote Schote von meinem Teig.
    »Sind die sehr scharf?«, fragte er.
    »Es geht«, antwortete ich und sah ihm erwartungsfroh zu, wie er die Peperoni in den Mund schob, kaute und hinunterschluckte. Wenige Sekunden später riss er die Augen auf, seine Gesichtsfarbe veränderte sich und er saß sehr aufrecht.
    »Ist was?«, erkundigte ich mich scheinheilig.
    Er konnte nicht antworten, schnappte nach Luft.
    »Siehst du!« Ich prostete ihm zu. »Kleine Sünden und üble
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