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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Nachrede werden sofort bestraft. Nicht nur von Gott, sondern auch von mir.«

Geständnis
    Zurück im Sender sichtete ich das Material und wählte die O-Ton-Passagen aus, die ich für den Film brauchen würde, notierte die Timecodes. Dies erleichterte den Cutterinnen und mir später die Arbeit.
    Ich holte mir einen Kaffee aus der Kantine, ging in mein Zimmer, fuhr den PC hoch und gab den Begriff Jemen in eine Suchmaschine ein.
    Es gab genug Material über das arabischen Land und jede Menge Fotos. Ich war überrascht, wie traumhaft schön die Landschaft des Jemen zu sein schien. Die Gegend war bereits von den Römern geschätzt und Arabia felix, glückliches Arabien, genannt worden. Für ein islamisches Land war die Verfassung einigermaßen fortschrittlich – Frauen hatten sogar das Wahlrecht. In Urzeiten hatte dort der Sage nach die berühmte Königin von Saba geherrscht. Allerdings machte das die Sache für Jakob Nagel auch nicht gemütlicher.
    Es klopfte. Barbara Rutzo trat ein. »Wie findest du das Material?«, wollte sie wissen.
    »Alles bestens«, beruhigte ich sie.
    »Der Mann tut mir Leid«, sagte sie. »Ich möchte nicht in seiner Haut stecken.«
    »Der taucht schon wieder auf«, meinte ich mit wenig Überzeugung in der Stimme. »Jedenfalls können wir von der Geschichte noch lange zehren. Wenn ich nur nicht noch diese Single-Show planen müsste!«
    Barbara lachte. Ich betrachtete sie und fragte mich, wie es kam, dass sie keine Männer mochte. Sie war ein totaler Männerwunschtraum. Dichtes blondes Haar, frisches Gesicht mit blauen Kulleraugen, eine gute dralle Figur und eine sanfte Stimme.
    »Mein Kollege eben war völlig hin und weg von dir«, berichtete ich.
    »Der dicke Typ von der Allgemeinen? «
    »Sag bloß nicht Dicker zu ihm, wenn du ihn mal triffst«, warnte ich sie. »Er ist ständig dabei, abzunehmen ... Die verrücktesten Diätpläne habe ich von ihm bekommen. Einmal hat er mir sogar eine Sherry-Diät aufgeschwatzt! Ich war den ganzen Tag blau, und als der Rausch nachließ, habe ich richtig Hunger gekriegt. Er ist übrigens ein Experte für Körbchengrößen. Er behauptet, dass du 85 D hast.«
    »Was es nicht alles für Idioten gibt!«, feixte sie.
    »Er ist ganz harmlos. Glücklich verheiratet. Darf ich dich mal was fragen?«
    »Klar, Grappa.«
    »Hast du eine Freundin?«
    »Zurzeit nicht. Warum? Willst du dich bewerben?«, grinste sie.
    »O je! An mir hättest du wenig Spaß. Ich bin erotisch total auf Männer fixiert.«
    »Das dachte ich von mir auch mal. Bis mir auffiel, dass ich viel lieber mit Frauen zusammen bin. Immer und überall.«
    »Verstehe. Ich kann auch gut mit Frauen, aber nicht bei jeder Gelegenheit. Bist du eigentlich mal diskriminiert worden deshalb?«
    »Nein. Das Medienvolk ist ein bisschen toleranter – glaube ich. Und Frau Dr. Hecke hat natürlich sowieso nichts dagegen, sie ist ja eine von uns.«
    »Von uns?«, fragte ich.
    »Ich will damit sagen, dass sie auch lesbisch ist.«
    »Echt? Auf die Idee wär ich nie gekommen. Ich dachte immer, die vernascht den Königspudel in der Mittagspause!«
    »So kann man sich täuschen«, sagte Barbara. »Und jetzt muss ich wieder los. Mach's gut.« Sie verschwand.
    Ich brauchte anderthalb Stunden, um den Film fertig zu stellen.
    Der Chef vom Dienst nahm ihn ab. Kein Meisterwerk, denn es fehlten aktuelle Bilder. Die Aufnahmen aus dem Jemen stammten aus einem Reisemagazin und die Sequenzen mit Jakob Nagel aus Ratssitzungen und Pressekonferenzen, die längst Vergangenheit waren. Neu waren nur die Statements vom Morgen.
    Ich schaffte es nach der Arbeit noch so eben in meinen Supermarkt, bevor er schloss. Wein, Salat, Tomaten, eine Kugel Büffelmozzarella, Espresso und Eberhards Goldkantenfutter in den von ihm bevorzugten Kompositionen: Ente mit Erbsen, Rind mit Gemüse und Shrimps in Sahnesoße – alles ökologisch bestimmt nicht korrekt, aber das Vieh aß nun mal nichts anderes.

Auslauf wegen Madonna
    Abgehetzt kam ich zu Hause an, Eberhard trottete mir gelangweilt und gähnend entgegen.
    »Wie war dein Tag?«, fragte ich.
    Wie schon? , muffelte er.
    »Ich weiß«, sagte ich. »Du willst nach draußen. Aber denk an die vielen Kater in der Gegend. Die machen dich fertig.«
    Ich hab mich verliebt , teilte der Kater lapidar mit.
    »Ach, was?«, lachte ich. »Hast du heimlich im Internet gechattet? Ich wusste gar nicht, dass die auch einen Lovechannel für Haustiere haben.«
    So was hab ich nicht nötig, sagte Eberhard von oben herab. Sie
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