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0018 - Die Hexenschwestern

0018 - Die Hexenschwestern

Titel: 0018 - Die Hexenschwestern
Autoren: Dieter Saupe
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»Was ist, Professor?« fragte Nicole Duval, seine Sekretärin. Noch nie hatte sie ihn so gesehen. Und sie wußte, daß irgendwo in der Welt ein wütender Dämon den Professor herausforderte. Wieder einmal.
    Und heute war sie überzeugt davon, daß der Professor die übersinnlichen Kräfte besaß, ein aufkommendes Geheimnis kraft seines geheimnisvollen Amuletts zu lösen. Ihre Skepsis war längst gewichen.
    Im Anfang ihrer Tätigkeit hatte das bildhübsche Mädchen nur mit Skepsis die Berichte Zamorras verfolgt. Aber inzwischen hatte sie sich überzeugen können, daß es mehr als logische Erklärungen in der Welt gab. Kräfte, die mit normalen menschlichen Verstandesmitteln nicht allein zu erklären waren.
    »Blut«, sagte der Professor leise, mit einer fast ersterbenden Stimme. Aber gerade in diesem Hauch von Stimme lag die Drohung jenes unbekannten Dämons, dessen Spur Zamorra vor seinem geistigen Auge sah.
    »Blut«, wiederholte Zamorra. »Ich sehe ein Grab. Ein offenes Grab. Und zwei gierige Frauenhände, die einen Leichnam packen. Jetzt ziehen sie den Toten aus dem feuchten, lehmigen Erdschacht heraus – und der Tote bewegt sich! Er lebt, Nicole! Oder glauben Sie mir heute auch wieder nicht?«
    »Doch, Professor! Sie wissen, daß ich längst von Ihren übernatürlichen Kräften überzeugt bin. Wo befindet sich das Grab?«
    »Ich kann es noch nicht lokalisieren, Nicole. Aber es muß weit weg sein. Sehr weit weg. Ich sehe, wie der Mann zu einem Schrei ansetzt. Aber ich kann seine Stimme nicht hören. Ich sehe nur diese gräßlichen Bilder.«
    »Wer ist die Frau, Professor?«
    »Auch das weiß ich noch nicht«, gab Zamorra zur Antwort. »Aber jetzt kann ich ihr Gesicht erkennen. Und ich sehe, wie sie ihre Zähne in den Hals des Mannes schlägt. Tiefer und tiefer graben sich diese gierigen Zähne in das Fleisch eines Toten, der so lebendig ist, wie Sie und ich es sind, Nicole.«
    Das Mädchen starrte den Professor an und schwieg. Sie wußte, daß sie ihn nicht stören durfte. Kein unbedachtes, störendes Wort sagen durfte. Sie stand vor ihm und wartete. Außer ihr war kein Mensch bei dem Professor. Sie waren erst vor wenigen Tagen auf dem alten Familiensitz des Professors eingetroffen, im Château Montagne. Und schon wußte Nicole Duval, daß es keine Zeit zum Ausruhen geben würde. Kaum war ein Fall gelöst, ließen sich die Unheimlichen der Erde wieder vernehmen. Forderten den Professor zu neuen Taten, zu neuer Konzentration.
    Zamorras Lippen bewegten sich wie von selbst. Da hörte Nicole das ganze Entsetzen, das sich dem Auge des Professors bot. Eine Frau, ein blutgieriger Dämon, hatte ein Grab geöffnet, einen lebenden Leichnam herausgeholt. Sie schlug ihre Zähne in sein Fleisch und trank sein Blut. Das Gesicht des Mannes war vor Furcht und Ekel zu einer Maske verzerrt. Von seinem Hals liefen gräßliche Spuren dicken Blutes über seine Kleidung. Und Wasser sah der Professor – Ströme von Wasser. Der Friedhof schien unter den brechenden Regenschauern wegzuschwimmen. Und immer wieder zwischendurch die unmenschliche Fratze der bluttrinkenden Frau und die weit aufgerissenen Augen des gepeinigten Mannes.
    Da plötzlich zuckte Zamorras Hand, die das Amulett umklammert hielt. Eine unergründliche und geheimnisvolle Macht ließ den Professor vom Kamin wegtreten, auf die gegenüberliegende Wand des riesigen Raumes zugehen, der wohl einmal als Rittersaal gedient haben mußte. Die Hand mit dem Amulett schwang noch, zeigte nach vorn.
    Nicole Duval wußte, daß dies nur eines bedeuten konnte. Das Amulett, dieses unscheinbar kleine und edle Schmuckstück, übertrug seine Zauberkraft ins Bewußtsein des Professors!
    Das Amulett zeigte Zamorra den Ort des Geschehens an! Oder zumindest die Richtung, die er einzuschlagen hatte, wenn er diesem entsetzlichen weiblichen Dämon auf den Leib rücken wollte.
    »Fahren wir?« fragte das hübsche junge Mädchen und lief auf ihren herrlich gebauten Beinen zur Tür, um schnell die Koffer zu packen. Normalerweise hätte es sich selbst ein Professor Zamorra nicht nehmen lassen, seine Blicke diesen langen, schlanken Beinen folgen zu lassen. Aber jetzt hatte er keinen Blick dafür. Zu sehr zog ihn die magische Kraft des Amuletts, drängte ihn zu einer neuen Lösung.
    »Wir fliegen, Nicole«, sagte er endlich.
    »Soll ich zwei Plätze buchen, Professor?«
    »Ja, bitte schnell. Wir nehmen den Zug nach Paris. Versuchen Sie vorher telefonisch beim Flughafen zu buchen.«
    »Und wohin,
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