Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
zärtlich.
    Guido sagte nichts, hatte die Augen geschlossen, denn sie wischte ihm gerade die Stirn trocken. Er lächelte versonnen und es sah aus, als wollte er diesen Augenblick für immer festhalten.
    »Ich hab zu wenig Zeit für dich gehabt«, redete sie weiter. »Und ich weiß, dass du mir das übel genommen hast. Und dass du glaubst, dass ich dich nicht wirklich liebe. Aber das ist nicht so!«
    Mann, dachte ich, diese stolze Frau macht ihrem Sohn eine Liebeserklärung und ich war Zeugin. Vorsichtig trat ich ein paar Schritte zurück, wäre fast in einem Gummibaum hängen geblieben, doch ich schaffte es, ohne Gepolter aus dem Zimmer rauszukommen.
    Draußen klopfte ich laut an die Tür. »Frau Hecke?«
    »Ja, bitte!«
    Sie hatte Guido noch im Arm, als ich das Zimmer betrat. »Hallo, Guido«, begrüßte ich ihn. »Alles klar mit dir?«
    »Logo!« Er guckte mich an – supercool natürlich.
    »Ich hab gesehen, wie du aus dem Taxi gestiegen bist«, erklärte ich, »und ich wollte dir was geben, das du bei mir vergessen hast.«
    Ich reichte ihm die Diskette. Er verstand sofort, Ada Hecke ebenfalls.
    »Sie gehört ja dir. Und es ist die einzige. Ich habe keine Kopien davon gemacht.«
    »Danke!«, stammelte der Junge überrascht.
    »Danke!«, kam es auch von seiner Mutter.

Gedächtnisschwund
    Wochenende. Noch nie hatte ich es so dringend gebraucht wie dieses Mal. Auf dem Weg nach Hause hatte ich in einem Feinkostladen allerhand Neckisches gekauft, mich mit Champagner und ein paar guten Rotweinen zur Auswahl eingedeckt, Eberhards Lieblingskäsesorten erstanden und ein bisschen Tatar und Hähnchenbrust. Ich hatte dem Kater ja versprochen, unseren Jahrestag nachzufeiern – wenn der Fall gelöst wäre. Und das war er ja nun – wenn auch nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte.
    »Hallo, Kater!«, rief ich durch die Wohnung. »A table, s'il te plait!«
    Der Tisch war nicht besonders wörtlich gemeint, Eberhards Essplatz befand sich natürlich nach wie vor auf dem Boden – aber zur Feier des Tages hatte ich ihm mehrere Schälchen mit verschiedenen Leckereien und dem Käse hingestellt.
    Der Schwarze galoppierte heran. Natürlich hatte er schon spitzgekriegt, dass irgendwas lief, sich aber nicht getraut, an der geschlossenen Küchentür zu kratzen. Wenn er wollte, konnte er sich durchaus manierlich benehmen.
    »Was sagst du?« Klar, dass ich gelobt werden wollte.
    Mal sehen. Muss erst probieren.
    »In Ordnung. Dann guten Appetit, Löwe!« Ich prostete ihm mit einem Rosso de Montalcino zu. »Auf dass wir das nächste Jahr ebenfalls überstehen!«
    Doch Eberhard hatte die Nase bereits tief in den Schüsseln. Auch gut. Männer haben halt keinen Sinn für Romantik, dachte ich. Aber im Grunde waren auch mir ein gutes Essen und ein toller Wein lieber als kitschige Sprüche.
    Es fehlt Musik zum Essen, bemängelte der Kater, um den Appetit anzuregen.
    »Stimmt«, sagte ich. »Hast du einen Vorschlag?«
    Muss überlegen.
    »Dann beeil dich. Sonst leg ich einen meiner Sampler auf. Kuschelrock oder so.«
    Das ist eine Drohung! Nimm Vivaldi. Das Flötenkonzert Il Gardellino.
    »Glaubst wohl, den Distelfinken singen zu hören?«
    Ja, wenn die so dumm rumträllern, denken die nämlich an nichts und lassen sich besser schnappen. Also mach! Steht direkt neben deinen Quattro Stagioni.
    Kurze Zeit später schmetterte der Gardellino seine Töne durch die Wohnung. Leider hatte das Konzert drei Sätze, danach war es aber auch wirklich gut mit der Trillerei!
    Musikalisch einigermaßen erhöht und kulinarisch sehr befriedigt brachten wir den Abend zu einem perfekten Ende: Zum Schluss waren alle seine Näpfchen und alle meine Teller leer. Niemand hatte uns stören können, Handy und Telefon hatte ich ausgeschaltet.
    »Ach, Kater«, seufzte ich – satt und ein wenig beschwipst. »Ich wünschte, ich könnte die letzten Wochen irgendwie vergessen. Warum kann ich nicht auch mal eine Amnesie kriegen, wie jeder moderne Mensch?«
    Amnesie? Bei dir wäre das doch ein Upgrading!

Ausklang
    Langsam kehrte Ruhe in Bierstadt ein. Nein, die Ruhe kehrte bei mir ein. Vielleicht lag es auch daran, dass meine letzten Tage bei TV Fun angebrochen waren. Ada Hecke und Guido waren auf Tour gegangen – mit einem Wohnmobil durch die USA. Die beiden würden einige Wochen wegbleiben, was ihrer Beziehung bestimmt gut tun würde.
    Barbara Rutzo würde wahrscheinlich mit einem blauen Auge davonkommen. Sie hatte für die Morde Alibis, ob sie nun richtig oder falsch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher