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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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tatsächlich gelungen, ihn freizubekommen, ohne dass er vernommen worden war.
    Jansen teilte mir das kurz und knapp mit, als ich schon wieder zu Hause war, ohne mit mir über den Fall zu reden. Ich war erleichtert. Jansen deutete allerdings an, dass Dr. Kaligula total erbost sei.
    Fast tat mir der Profiler schon wieder Leid.
    Ich überlegte, ob ich Kaligula anrufen und mit ihm reden sollte. Aber mein Vertrauen zu ihm war völlig dahin. Mir fiel plötzlich ein, was diesem Mann fehlte: Mitleid und Verständnis. Nicht alles im Leben lässt sich halt mit wissenschaftlichen Mitteln bewältigen.
    Eberhard merkte, dass ich angeschlagen war, und schlich noch leiser als sonst durch die Wohnung.
    Irgendwann klingelte mein Handy. Es war Piny.
    Ich musste aufpassen, dass ich mich nicht verplapperte und ihm von dem Umschlag mit der Diskette erzählte, den er morgen in seiner Post finden würde.
    »Hallo, Süßer«, begann ich betont munter. »Alles okay bei dir?«
    »Wo bist du?«
    »Zu Hause.«
    »Gut. Ich habe grad einen Hinweis von einem Informanten bei der Polizei bekommen. Es gibt einen neuen Toten.«

Jenseits von allem
    Ob Dr. Julius Kaligula Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur gemocht hätte? Bestimmt nicht, dachte ich, die Musik war mitleidvoll, innig und vielleicht ein bisschen kitschig. Sie passte schon besser zu Meryl Streep und Robert Redford in dem Film Jenseits von Afrika. Er wirft mitten in der abendlichtdurchfluteten Savanne das Grammofon an und Mozarts Klarinette macht in bester Soundqualität nicht nur die Wildtiere schwach, sondern bringt auch die Frau dazu, sich dem Manne hinzugeben.
    »Scheißspiel!«, murmelte ich und verdrückte ein paar Tränchen.
    Ich nahm mein Telefon und rief Brinkhoff an. »Wie ist es passiert?«, fragte ich.
    »Er hatte Frau Rutzo zur Vernehmung bestellt. Er muss ihr wohl ziemlich zugesetzt haben. Jedenfalls zog sie plötzlich eine Pistole und erschoss ihn.«
    »Wurde sie vorher nicht durchsucht?«
    »Nein. Solche Vorsichtsmaßnahmen ergreifen wir nur, wenn es irgendwelche Anhaltspunkte gibt, dass so was geschehen könnte.«
    »Und niemand konnte das verhindern?«
    »Es ging alles blitzschnell. Und es war eine ganz normale Vernehmung. Wir haben sie noch nicht mal auf Video aufgenommen. Kaligula hatte ja eigentlich nichts in der Hand. Sie hat ihn mitten in die Stirn geschossen.«
    »Was ist mit ihr passiert?«
    »Sie blieb ganz ruhig im Zimmer sitzen und ließ sich festnehmen. Ohne Widerstand. In der Zelle jedoch bekam sie einen Nervenzusammenbruch. Jetzt liegt sie im Gefängniskrankenhaus«, berichtete der Hauptkommissar.
    »Er muss Barbara irgendwie provoziert haben. Er hat mir mal erzählt, dass er Worte wie Fallbeile einsetzt. Darf sie Besuch bekommen?«
    »Nein. Nur der Anwalt darf zu ihr. Frau Dr. Hecke hat ihr sofort einen besorgt.«

Pudel ade!
    Am nächsten Tag bekam Tom Piny die Diskette mit den Beweisen. Er befolgte meine Bitte, sie nicht anzusehen, und wir trafen uns vor dem Sender, wo er sie mir wieder zurückgab. Es machte keinen Sinn mehr, sie der Polizei vorzuenthalten – jetzt, wo Kaligula tot und Barbara Rutzo festgenommen war.
    »Neugierig war ich ja schon«, bekannte er. »Hat das Ding was mit dem Mord an dem Profiler zu tun?«
    »Nicht direkt. Ich erzähl dir's später. Danke jedenfalls! Es geht doch nichts über gute Freunde.«
    »Trauerst du um ihn?«, fragte er – überhaupt nicht neugierig.
    »Ich bin traurig«, gab ich zu. »Über seinen Tod. Aber auch über die Umstände und die Wirrungen, die dazu geführt haben.«
    »Du redest über seinen Tod, als seiest du zwölf und dein Pony sei dir eingegangen«, meinte Piny.
    »Ich kann im Moment nicht besonders klar denken«, gab ich zu.
    »Versteh ich, Grappa. War ein bisschen viel für dich. Ich habe übrigens gehört, dass die Rutzo alles gestanden hat. Auch die anderen Morde.«
    »Hat sie das?«
    »Du bist nicht gut informiert, Grappa-Baby.«
    »Mag sein, dass mich die Trauer um mein Pony in meiner Aufklärungsfreude etwas hemmt«, griff ich seinen Gag auf. »Aber ich werde mich bessern.«
    Nachdenklich ging ich in Richtung meines Büros. Die Tür zu Ada Heckes Vorzimmer stand halb offen.
    »Packen Sie Ihre Sachen, und lassen Sie sich hier nie wieder blicken!« Das war Heckes Stimme und sie war lauter als gewöhnlich. Aus dem Zimmer drangen ein paar hektische Geräusche und einige Sekunden später stürmte Thaurus von Massenberg aus der Tür an mir vorbei – die Pudelfrisur im Sturmlook.
    »Was ist denn da
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