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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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stieg in mir auf.
    »Ist die Chefin da?«, fragte ich einigermaßen höflich.
    »Klar. Um was geht es denn?«
    »Das sag ich ihr schon selbst.«
    »Tut mir dann Leid.« Thaurus von Massenberg lächelte maliziös.
    Mein Unmut verwandelte sich in Wut. »Was tut Ihnen Leid?«
    »Dann geht es nicht. Ich kann Sie nicht zu ihr lassen. Sie will nicht gestört werden.«
    »Pass mal auf, du manieriertes Arschloch!« Ich hatte völlig vergessen, zu welchen Grobheiten ich in der Lage war. »Du setzt dich jetzt wieder brav hin und feilst dir die Fingernägel rund. Oder meinetwegen eckig. Ich geh da jetzt rein – und du wirst mich nicht daran hindern. Hast du das gerafft?«
    »Aber ...« Er stellte sich mir in den Weg.
    Ich schubste ihn weg. »Fick dich ins Knie!«
    Ich drückte die Tür zu Ada Heckes Büro auf. Sie war nicht allein. Peter Jansen war bei ihr. Als die Chefin mich sah, zog sie ihre Hand aus seiner.
    »Gut, dass du kommst, Grappa«, sagte Peter. »Setz dich doch. Ich habe Ada gerade erzählt, dass mit ihrem Sohn alles okay ist. Stimmt doch, oder?«
    »Klar.« Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen. »Ich habe ihn dazu gebracht, gründlich zu duschen, und ihm was zu essen gegeben.«
    »Und wo ist Guido jetzt?«, fragte sie.
    Die Hecke war mal wieder kalt wie eine Hundeschnauze. Das Kostüm saß perfekt wie immer, das Make-up gab ihrem Gesicht den überirdisch matten Glanz und jede Haarsträhne war natürlich an ihrem Platz. Mir war nicht klar, ob es Bewunderung oder Abscheu war, die ich beim Anblick dieser Frau empfand. Als Mutter hätte ich sie bestimmt nicht gern gehabt.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte ich überflüssigerweise, denn sie machte sich bestimmt keine Sorgen um ihren Sprössling. »Guido ist in meiner Wohnung und erholt sich von drei Flaschen Pils.«
    »Und warum kommt er zu Ihnen und nicht zu mir? Sind Sie seine Mutter oder ich?« Ada Hecke hatte ihre Stimme ein wenig erhoben.
    Holla, dachte ich, diese Frage passte nicht zu Madame Contenance. Jansen warf mir einen warnenden Blick zu.
    Ich beschloss, mich sensibel zu gebärden, und sagte: »Das müssen Sie mit Guido klären. Wahrscheinlich glaubt er, dass die Polizei Ihr Haus observiert.«
    »Das tut sie auch«, erklärte Hecke. »Und sie haben mich nach meinen Alibis gefragt. Für die Tage, an denen die Männer ermordet worden sind.«
    »Ich glaube nicht, dass Sie eine Mörderin sind. Aber ich vermute, dass Sie zwei Mörderinnen decken. Sie wissen auch, wen ich meine. Und Ihr Sohn weiß es auch.«
    »Wer sind die beiden?«, mischte sich Peter Jansen erstaunt ein.
    »Rutzo und Ottawa wechseln sich ab«, antwortete ich. »Die beiden betreiben eine Agentur. Sie heißt Hexenhammer. Ich glaube, dass Ehefrauen, die ihre Männer killen lassen wollen, die Agentur beauftragen. Alles läuft übers Internet. Guido hat Fotos gemacht, wie die beiden die Hotels verlassen.«
    »Warum tut der Junge das?« Heckes Stimme war heiser, auf der Stirn glänzten Schweißperlen. »Warum nur?«
    »Er vermutet, dass Sie von den beiden erpresst werden. Und er will ganz einfach, dass das aufhört«, erklärte ich. »Er hat mir die Diskette nur unter der Bedingung gegeben, dass Sie da rausgehalten werden. Er will Sie von den beiden Frauen befreien ...«
    »Ich werde nicht erpresst!«
    »Dann verstehe ich nicht, wie Sie schweigen konnten!«
    »Kann ich mit Guido reden?«, fragte sie.
    »Das ist schwierig. Ich habe ihm verboten, ans Telefon zu gehen, weil ich befürchte, dass die Polizei meinen Anschluss abhört.«
    Ausgerechnet jetzt klingelte auch noch mein Handy! Kaligula – verriet mir die Nummer im Display.
    »Herr Dr. Kaligula!«, sagte ich, damit die anderen wussten, wer dran war. »Was gibt es?«
    »Ich wollte dir nur erzählen, dass ich gerade in deiner Wohnung war. Seit wann gibst du dich mit sechzehnjährigen Jungen ab?«
    »Arbeitest du neuerdings für die Sitte?«, bemühte ich mich, cool zu bleiben. »Ich nehme an, du hattest einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Hatte ich. Ich bin schließlich ein Profi. Den Jungen habe ich kassiert. Mal hören, was er zum Besten gibt.«
    »Ich sitze in diesem Moment seiner Mutter gegenüber«, sagte ich. »Du weißt, dass Guido minderjährig ist und du ihn nicht verhören darfst. Pass auf, was du tust!«
    »Natürlich. Kannst du mir Frau Dr. Hecke mal geben?«
    »Ich frage sie, ob sie mit dir sprechen will.«
    Sie wollte. Ich reichte ihr mein Handy.
    »Wo befindet sich mein Sohn?«, fragte sie. Und einige Augenblicke später:
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