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Grappa 14 - Grappa im Netz

Grappa 14 - Grappa im Netz

Titel: Grappa 14 - Grappa im Netz
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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gegangen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass es im Jemen Buddhisten gibt«, warf TOP ein.
    »Wieso Jemen?«
    »Grappa! Er war auf einer Abenteuerreise im Jemen. Ohne Handy, Zivilisation, Ehefrau und seine persönliche Referentin. Seitdem du bei der Glotze arbeitest, kriegst du wirklich nichts mehr mit!«
    »Stimmt. Ich habe verdammt nochmal andere Sorgen. Ich kaue an dieser Single-Show herum, von der ich dir erzählt habe. Es nervt mich total.«
    »Hättest ja nicht zum TV gehen müssen. Also, was ist? Interessiert dich Nagel oder nicht?«
    »Klar. Kannst dich ja melden, wenn du Näheres weißt.«
    »Lass mal, Grappa!« Jetzt war er auch noch eingeschnappt. »Ich will mich nicht aufdrängen. Du kannst die Story in meiner Zeitung nachlesen. Ciao!« Er hängte ein.
    »Männer!«, sagte ich zu Eberhard. »Sind gleich sauer, wenn sie nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit kriegen.«
    Der Kater schnurrte und strich um meine Beine.
    »Hunger?«, fragte ich.
    Natürlich!
    Ich nahm das Goldkantenfutter und füllte das Glasschälchen. Der Kater machte sich konzentriert über die Bröckchen her.
    Wenig später verließ ich das Haus, hielt bei der Bäckerei Schmitz, um schnell ein belegtes Brötchen zu essen und eine Tasse Kaffee zu trinken.
    Die Bäckersfrau räumte gerade die Brote ins Regal.
    »Morgen«, sagte ich.
    »Morgen«, erwiderte sie. Und schickte das obligatorische »Wie isses?« gleich hinterher.
    »Muss.« Ich war wieder dran. »Und selbst?«
    »Muss.«
    »Dasselbe wie immer?«
    »Genau.«
    Sie kletterte von ihrer kleinen Stiege und schnappte sich ein Körnerbrötchen. Es sah unglaublich gesund aus und schmeckte auch so. Anneliese Schmitz ließ mich in dem Glauben, dass dieses Gebäck viel weniger Kalorien hatte als die duftenden, goldgelben, knusprigen Brötchen, die in einer Extrakiste neben der Theke standen.
    Ein Seufzer entrang sich meiner Brust. Aber mit Anneliese Schmitz wollte ich es mir nicht verderben. Sie hielt mich für unfähig, mein Leben in geordneten bürgerlichen Bahnen zu leben, und hatte es sich zum Ziel gesetzt, dafür zu sorgen, dass ich wenigstens meinen Kater regelmäßig fütterte.
    »Sie brauchen einen Mann, der auf Sie aufpasst!« Das war einer ihrer Lieblingssätze. Danach folgten: »Sie essen zu wenig Obst und trinken zu viel Wein«, und: »Wer war denn der nette Mann, der Sie gestern besucht hat?«
    Die letzte Frage zu stellen, dafür hatte es jedoch schon einige Monate keinen Anlass mehr gegeben.
    Schweigend mümmelte ich mein Brötchen. Gleich musste die Frage nach dem Kater kommen.
    »Was macht der Schwatte?« Da war sie.
    »Der ist ganz lieb, seitdem die Dinger weg sind«, antwortete ich ohne Schnörkel.
    »War klar«, nickte sie. »Kein Trieb, kein Stress.«
    »So isses!«, stimmte ich zu.
    »Und sonst?«
    »Was?«
    »Was macht die Liebe?«
    »Nix. Viel Stress, keinen Trieb.«
    Mit dem Handrücken fegte ich die Krümel vom Bistrotisch. »So, ich muss.«
    Sie nahm den Schein und gab mir raus. »Schönen Tach noch!«

Eiszapfen
    Die Redaktion von TV Fun war neben dem Verlagshaus des Bierstädter Tageblattes untergebracht worden – in einem Pavillon, der eigens für diesen Zweck errichtet worden war. Klar, dass die technische Ausstattung vom Allerfeinsten und auf dem neuesten Stand war, dafür waren die Büros der Redakteure mit alten Möbeln ausgestattet worden, die beim Tageblatt keiner mehr wollte. Das Programm sollte möglichst kostengünstig sein und deshalb wurde überall heftig gespart. Auch ich hatte ein Büro bezogen, dessen Mobiliar ziemlich schäbig wirkte. Aber ich arbeitete ja nicht für Schöner wohnen.
    Die Uhr an der Wand erinnerte mich an die Programmkonferenz. Sie würde in einer Viertelstunde beginnen und ich hatte heute das Konzept für die Show vorzutragen.
    Ich mochte diese Konferenzen nicht. Ein falsches Wort und du bist der Verlierer. Ein richtiges Wort und du hast noch mehr Arbeit an der Hacke.
    Ich sortierte meine Vorlagen und las noch einmal den Text, mit dem ich im Internet und in Anzeigen Probanden – aber eigentlich waren es ja Opfer – für die Single-Show suchen wollte:
    Er sucht sie / Sie sucht ihn / Er sucht ihn / Sie sucht sie: TV Fun sucht humorvolle, originelle, aufgeschlossene Singles, die eine neue Liebe finden wollen, Lust auf netten, lockeren Talk haben und Mut genug, bei der neuen TV-Single-Sendung zum Verlieben ›Astro-Flirt‹ mitzumachen. Bewerbungen bitte an: TV Fun, Abteilung: Unterhaltung, Kennwort: ›Astro-Flirt‹. Voraussetzungen: Sie
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