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Alles nach Plan

Alles nach Plan

Titel: Alles nach Plan
Autoren: B. G. Thomas
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Kapitel 1
    »Curtis? Glaubst du, dass Daddy glücklich ist?«
    Curtis Harrell ließ von dem Truthahn ab, den er gerade füllte, und wandte sich an die Zehnjährige, die ihn über den Tisch hinweg ansah. Ihr dunkelbraunes Haar war straff zurückgebunden und in ihren großen, braunen Augen lag tiefe Besorgnis. »Warum fragst du, Bee?«
    Bianca zuckte mit den Schultern und wandte für einen Moment den Blick ab. »Ich weiß nicht.«
    Curtis zog eine Augenbraue hoch. Es war noch nie vorgekommen, dass Bianca nicht gewusst hatte, warum sie irgendetwas fragte. »Komm schon, Bee. Raus damit.«
    Sie schnitt eine Grimasse und stieß die Luft aus. »Er sollte einen Freund haben, meinst du nicht auch?«
    Curtis hörte auf, den Truthahn zu füllen, seine klebrigen Finger verkrampften sich. Das hatte er nicht erwartet. Bianca interessierte sich für das Liebesleben ihres Vaters? Wahrscheinlich sollte er dankbar sein, dass sie so locker mit dem Schwulsein umging und sich nicht in Fantasien darüber verlor, ihr Vater müsste ihr eine neue Mutter suchen.
    Um ehrlich zu sein, Curtis machte sich ebenso Sorgen um Gavin. Es machte ihn traurig, dass es im Leben seines besten Freundes niemand Besonderen gab. »Vielleicht ist er noch nicht bereit.«
    »Wofür ist er noch nicht bereit?« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Es ist lange her, dass Voldemort abgehauen ist.«
    Curtis versuchte, nicht über den Spitznamen zu lachen, den Bianca Gavs Exfreund gegeben hatte. Voldemort – Steve – war eines Tages einfach verschwunden, während Gav arbeiten gewesen war. Gavin war vor Sorge fast verzweifelt, nur um zu erfahren, dass dieser Mistkerl mit dem Besitzer des The Watering Hole , einem mäßig beliebten Lokal in Kansas City, durchgebrannt war. Weder Curtis noch Gav hatten seitdem die Bar besucht. Das war nun schon beinahe zwei Jahre her.
    »Ich hab diesen Blödmann sowieso nie leiden können«, fügte Bianca hinzu.
    Curtis hatte ihn auch nicht sonderlich gemocht. Steve war umwerfend attraktiv gewesen, daran bestand kein Zweifel. Aber der Mann hatte sich für Curtis immer falsch angefühlt. Ganz offensichtlich war er nicht besonders… gebildet gewesen. Curtis vermutete, dass es eher Steves sportliche Höchstleistungen im Bett gewesen waren, die Gavins Interesse an ihm aufrechterhalten hatten, als irgendetwas anderes. Und zur Hölle, warum auch nicht? Aber Curtis fand einfach, dass sein Freund mehr verdiente.
    »Dein Dad ist sehr beschäftigt, Süße. Er arbeitet hart für sein Geld.« Das tat Gavin tatsächlich. Er arbeitete Vollzeit in einem beschissenen Job – zuzüglich so vieler Überstunden, wie er konnte –, um seine Familie und seine Tochter zu unterstützen. »Warum sonst, glaubst du, ist er nicht hier, um uns beim Abendessen zu helfen?«, fragte Curtis.
    Bianca seufzte und verdrehte die Augen. »Meinst du, dieser verdammte Job lässt ihn heute eher nach Hause kommen? Wer muss denn überhaupt an Thanksgiving arbeiten?«
    Jeder, der donnerstags bei RMMS , Gavs beschissenem Arbeitgeber, arbeiten musste, dachte Curtis. Der Laden hatte 365 Tage im Jahr geöffnet und Gavin arbeitete donnerstags, also musste er an Thanksgiving immer arbeiten.
    »Bee, du sollst nicht fluchen«, sagte Curtis.
    Erneut verdrehte sie die Augen. »Ich hab doch nur verdammt gesagt.«
    »Trotzdem«, war seine einzige Antwort.
    Bianca zog einen Schmollmund, was Curtis zum Grinsen brachte. Sie war zu alt, um zu schmollen, und Curtis sagte ihr das auch.
    »Hm«, erwiderte sie und summte leise Jingle Bells vor sich hin, während sie die Dosen öffnete, um den Bohnen-Auflauf vorzubereiten.
    Gott, Curtis liebte dieses kleine Mädchen und hatte sich schon oft gewünscht, sie wäre seine eigene Tochter. Aber das war sie nicht.
    Alles, was er tun konnte, war zu hoffen, dass er die richtige Frau finden und eines Tages ein eigenes Kind haben würde. Eines Tages! Es sollte besser bald passieren. Immerhin war er schon dreißig.
    Curtis schüttelte den Kopf. »So oder so, es wird ein toller Tag«, erklärte er Bianca. »Wir werden auf jeden Fall ein großes, wunderbares Abendessen zusammen haben.«
    »Ich wünschte, du wärst nicht hetero«, sagte Bianca plötzlich.
    Curtis lachte überrascht auf. »Warum denn das?«, fragte er.
    »Weil ich dich so gern mag. Und Dad und du wärt ein tolles Paar. Ihr seid schon beste Freunde. Ich fände es cool, dich als meinen anderen Dad zu haben.«
    Nein. Bianca hegte auf keinen Fall den Wunsch, dass ihr Dad die richtige Frau fand. Curtis
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