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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht
Autoren: C.E. Lawrence
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er beeindrucken möchte.«
    Butts schüttelte sich. »Ungefähr so wie meine Katze, wenn sie einen Mäusekopf mitbringt und ihn mir aufs Kissen legt.«
    »Das ist ein wirklich guter Vergleich.«
    »Haben solche Freaks denn überhaupt Freundinnen?«
    »Einige schon. Aber ich bezweifle, dass das auf unseren Mann zutrifft.«
    »Eine Schwester vielleicht?«
    »Möglich. Aber er ist introvertiert, und meine Vermutung wäre, wenn er seine Trophäe irgendjemandem gibt, dann seiner Mutter.«
    Wieder schüttelte Butts sich. »Oh Mann, das ist einfach zu abgefahren.«
    Lee lief es ebenfalls kalt den Rücken herunter. »Ja, wir haben es hier mit einer zutiefst gestörten Persönlichkeit zu tun.«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen, Doc«, entgegnete Butts. »Ich nenne es gruselig.«

KAPITEL 3

    Eine Stunde später betrat Lee seine verlassene dunkle Wohnung in der East Seventh Street und genoss einen Moment lang die Stille, bevor er das Flurlicht anschaltete. Er zog seinen Mantel aus und hängte ihn an den geschwungenen viktorianischen Kleiderständer, ein Geschenk seiner Mutter.
    Sein Klavier wartete in der Ecke unter dem Fenster auf ihn. Doch erst einmal sehnte Lee sich nach einem Kaffee und ging in die Küche. Etwas regte sich in seinem Hinterkopf, aber er bekam es nicht ganz zu fassen. Er hatte das Gefühl, dass es in irgendeiner Weise in Zusammenhang mit Maries Tod stand. Während er das Wasser aufsetzte, klingelte das Telefon. Das Geräusch war schrill, zerriss die Stille wie Kirchengeläut. Er griff nach dem Hörer und hielt den Atem an.
    »Hallo?«
    »Hallo, Schatz.« Es war seine Mutter. »Wie geht’s dir?« Ihr aufgesetzter Frohsinn war unerschütterlich.
    »Gut, Mom.« In der Familie Campbell gab es nur eine akzeptable Antwort auf diese Frage. Gut, Mom. Alles bestens. Lauras Mörder läuft noch immer frei herum, und im Leichenschauhaus liegt eine Collegestudentin mit aufgeschlitzter Brust, aber alles ist gut .
    »Ist das Wetter nicht scheußlich? Schwer zu glauben, dass in sechs Wochen schon Frühling sein soll.«
    Das Wetter – ein ungefährliches Thema. Das Wetter, Essen, Heimwerken, der Garten – allesamt ungefährliche Themen für Fiona Campbell.
    »Ich kann es gar nicht abwarten, meine Rosen auszusetzen. Ich habe dieses Jahr drei verschiedene Teerosen.« Sie pflanzte immer irgendetwas – Rosen, Begonien, Petunien.
    »Oh, das ist ja schön.«
    Lee stellte die Kaffeemühle an und ging mit dem Telefon ins Wohnzimmer, während das Gerät kreischend die Bohnen durcheinanderrüttelte.
    »Wie geht es Kylie?«, fragte er.
    »Oh, ihr geht es bestens – sie wächst ja so schnell. Man kann gar nicht glauben, dass sie schon fast sieben ist!«
    Lee schaute zu einem der Schnappschüsse von Laura an seiner Kühlschranktür. Das Foto war vor dem Haus seiner Mutter aufgenommen worden. Laura blinzelte darauf in die Sonne, während sie sich eine Strähne ihres langen braunen Haars aus dem Gesicht strich. Lee erinnerte sich noch gut an jenen Tag – er hatte das Bild kurz vor ihrem Collegeabschluss geknipst.
    Seine Nichte hingegen würde niemals irgendwelche Erinnerungen an Laura haben – sie würde ihre Mutter nur von Fotos wie diesem her kennen oder aus den Geschichten, die man ihr über Laura erzählte. Kylie lebte bei ihrem Vater, doch sie verbrachte die Samstage und Sonntage bei ihrer Großmutter, da er an den meisten Wochenenden Schichtdienst in der Notaufnahme des örtlichen Krankenhauses hatte. George Callahan war ein großer, freimütiger Mann, dem jede Bösartigkeit fremd war. Lee hatte sich immer gewünscht, dass Laura ihn heiraten würde, doch er war nicht ihr Typ. Der verlässliche, ruhige und herzensgute George hatte so gar nichts von dem eitlen, neurotischen Vater, den Laura in allen Männern, mit denen sie zusammen war, suchte. Selbst nachdem Kylie geboren war, weigerte Laura sich, George zu heiraten, obwohl er sie darum angefleht hatte.
    »Du hast doch noch immer vor, den Samstag mit ihr zu verbringen, oder?« Seine Mutter klang skeptisch – in letzter Zeit war Lee nicht sonderlich zuverlässig gewesen.
    »Äh, sicher doch.«
    »Möchtest du ihr Hallo sagen? Sie ist hier.«
    »Klar.«
    Im Hintergrund konnte er seine Nichte mit Groucho reden hören, dem getigerten Kater seiner Mutter. Es gab eine Pause, dann erklang die Stimme seiner Mutter: »Lass ihn jetzt runter – nein, er mag es nicht, wenn man ihn so festhält.«
    Lee lächelte. Kylie war genau wie seine Schwester, eigenwillig und stur – und mit
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