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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht
Autoren: C.E. Lawrence
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Kaffeebecher noch etwas fester.
    »Hören Sie, Ralph«, sagte Lee sanft, »wir lassen Sie gleich gehen. Ich wollte nur wissen, ob es noch irgendetwas gibt, das Sie uns über Marie sagen können und das uns vielleicht hilft, ihren Mörder zu fassen.«
    Der junge Mann wurde rot, und Tränen schimmerten in seinen Augen. »Sie – Sie denken also nicht, dass ich es getan habe?«
    »Nein. Aber wir hoffen, dass Sie uns helfen können, indem Sie uns von Marie erzählen – alles, was Ihnen einfällt.«
    Ralph schluckte schwer. »Na ja, wie ich dem anderen Detective schon gesagt habe, sie war wirklich nett, und alle mochten sie.«
    »Ja«, erwiderte Lee. »Ich weiß. Warum erzählen Sie mir nicht einfach alles über Marie, was Sie wissen?«
    »Sie war irgendwie schon sehr gläubig – katholisch, meine ich.«
    »Wie oft ist sie denn in die Kirche gegangen?«
    »Oh, nicht öfter als zweimal die Woche. Sonntags und dann manchmal am Mittwoch zur Vesper. Aber sie mochte es nicht, wenn Leute fluchten oder den Namen des Herrn missbrauchten. Und sie hatte ein Kruzifix über ihrem Bett hängen – war irgendwie schräg, wenn Sie mich fragen, aber ich bin nicht religiös erzogen worden.« Ralphs Unterlippe bebte. »Haben Sie ihre Eltern schon angerufen?«
    »Darum kümmern wir uns gerade. Sie wohnen irgendwo in Jersey, oder nicht?«
    »Ja – in Nutley.« Ralph schluckte abermals und trank einen Schluck Kaffee.
    »Hatte sie irgendwelche speziellen Freunde in der Kirche?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Sie hatte keinen großen Bekanntenkreis – ein, zwei Freundinnen halt. Einmal im Monat half sie in der Kirche bei der Essensausgabe für die Obdachlosen.«
    »Haben Sie sie begleitet?«
    »Manchmal.«
    »Sie erwähnten ihre Freundinnen – sind die gläubig?«
    »Glaube ich nicht.«
    »Aber Marie war es?«
    »Ja. Sie hat immer ein Kreuz um den Hals getragen.«
    »Können Sie es beschreiben?«
    »Ähm, ja … es war aus Gold, und in der Mitte war eine winzig kleine Perle.«
    »Eine weiße Perle?«
    »Ja. Sie hat das Kreuz nie abgenommen.«
    Lee spürte, wie sein Herz schneller schlug. Er hatte ein deutliches Bild der toten Marie vor Augen, und er war sich fast vollkommen sicher, dass sie kein Kreuz getragen hatte, als sie gefunden wurde.
    »Nie?«
    »Nein. Sie hat es sogar unter der Dusche getragen – sie meinte, dass es so wäre, als hätte sie Jesus ständig an ihrer Seite. Ich erinnere mich noch daran, dass ich mir deswegen einmal eine Schramme zugezogen habe, als wir …« Seine Züge entgleisten, und er ließ unter der Last seiner Trauer die schmalen Schultern hängen. »Oh Gott, oh Gott!« Er brach schluchzend zusammen und vergrub den Kopf in seinen Armen. Lee legte ihm eine Hand auf die Schulter, als Butts gerade ins Vernehmungszimmer zurückkehrte.
    »Kommen Sie, Junge, es steht ein Wagen bereit, um Sie nach Hause zu bringen.«
    Ralph hob seinen Kopf und sah den Detective mit tränennassen Augen an.
    »Sie haben keine weiteren Fragen?« Er klang enttäuscht.
    »Im Moment nicht. Wir wissen ja, wo wir Sie finden, falls doch noch.« Butts spuckte ein Stück Zigarre in den Papierkorb und gab Ralph eine Visitenkarte. »Rufen Sie mich an, wenn Ihnen irgendetwas einfällt. Besonders, wenn Sie eine Vermutung haben, wer der andere Mann gewesen sein könnte. Tut mir leid, dass wir Ihnen das hier nicht ersparen konnten.«
    »Schon in Ordnung«, sagte Ralph und hielt seinen Kaffeebecher umklammert, während er versuchte, auf seinen unsicheren Beinen zu stehen.
    »Officer Lambert hier wird Sie nach Hause bringen«, sagte Butts und zeigte auf einen schlanken Polizisten mit blassem Gesicht, der vor der Tür des Vernehmungszimmers stand.
    »Kommen Sie allein zurecht?«, erkundigte sich Lee.
    »Ja, danke – ich schaffe es schon«, versicherte Ralph und folgte Officer Lambert widerspruchslos den Gang hinunter.
    »Ich weiß, was er mitgenommen hat«, erklärte Lee, sobald der Junge gegangen war.
    »Wer hat was mitgenommen?«
    »Der Mörder. Ich weiß, was er sich als Souvenir genommen hat.«
    »Ach ja? Was?«
    »Das Goldkreuz – das, das sie nie abgenommen hat.«
    »Aber sie hatte kein Kreuz um, als sie gefunden wurde.«
    »Ganz genau.«
    Butts verdrehte die Augen. »Okay. Dann müssen wir jetzt also nur einen Perversen finden, der das Kreuz dieses Mädchens trägt.«
    »Nein, er würde es nicht selbst tragen. Er wird es entweder in einer Schublade verstecken oder es der Frau in seinem Leben geben – jemandem, der ihm wichtig ist, jemandem, den
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