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0013 - Geister-Roulett

0013 - Geister-Roulett

Titel: 0013 - Geister-Roulett
Autoren: Jason Dark
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»Rien ne va plus – nichts geht mehr«, sagte der Croupier mit tonloser Stimme.
    Mit einer tausendmal geübten Bewegung ließ er die Kugel aus der Hand schnellen, gab ihr dadurch den nötigen Drall und verfolgte mit dem teilnahmslosen Blick eines Profis, wie sie an der Seite der Roulettschüssel entlangdriftete.
    Der Tisch war voll besetzt. Frauen und Männer starrten mit hungrigen Blicken auf die kleine Elfenbeinkugel.
    Es ging um Geld – um viel Geld. Und um mehr…
    Die Einsätze waren hoch. Sehr hoch sogar. Wer hier spielte, mußte Geld haben.
    Gichtkrumme Finger krallten sich um die Kanten des mit grünem Tuch bespannten Roulettisches. Grell angemalte Lippen waren fest aufeinandergepreßt. Dicke Schminke überdeckte die tiefen Falten in der Haut mancher Frau.
    Es waren ältere Menschen, die hier spielten.
    Warten, bis die Kugel ausgerollt war. Für manche eine zu kurze Zeit. Für die meisten jedoch wurden die Sekunden zu Ewigkeiten.
    Gepreßtes Atmen. Luftholen. Der Geruch von Schweiß und teurem Parfüm. Aufgeregtes, nervöses Husten. Das hastige, gierige Ziehen an den Zigaretten. In dicken Schwaden dampfte der Rauch unter den strahlenden Kristallüstern.
    Das war Casino-Atmosphäre. Der ewige Nervenkitzel.
    Gewinnen oder verlieren!
    Die Kugel rollte, war aber schon wesentlich langsamer geworden. Sie kippte bereits ab, berührte die Kanten eines Nummernfachs, sprang weiter und blieb liegen.
    Aufstöhnen – Erleichterung, Enttäuschung.
    Mit dem Rateau zeigte der Croupier die Nummer an. »Sechsunddreißig«, sagte er. »Nummer sechsunddreißig…«
    »Gewonnen!« kicherte eine Frau. »Ich habe gewonnen.« Sie rieb sich begeistert die faltigen Hände. Die Frau hatte Plain gesetzt. Sie bekam das 35fache ihres Einsatzes ausgezahlt.
    Sie hatte einen 100-Pfund-Chip gesetzt.
    Die Chips häuften sich bei ihr. Lässig warf sie dem neben ihr sitzenden Croupier einen hohen Jeton zu.
    »Danke für die Angestellten, Madam. Ich glaube, Sie haben heute das große Glück!«
    »Wirklich das große?« Die Stimme der Frau klang gepreßt. Ihr Atem ging schnell.
    »Kann schon sein…«
    Die Frau griff nach den Filterlosen, steckte sich ein Stäbchen zwischen die Lippen. Feuer gab sie sich selbst.
    »Machen Sie Ihr Spiel, Ladies and Gentlemen.« Die kühle Stimme des Croupiers unterbrach die Gedanken der Frau.
    Die Frau ließ den Rauch durch die Nasenlöcher ausströmen. Ihr Blick huschte über den Tisch. Jetons wurden zielsicher auf die Felder geworfen. Scheine raschelten. Geld wechselte seinen Besitzer.
    »Auf Nummer sieben«, sagte die Frau leise. Ihre Stimme zitterte vor unterdrückter Erregung.
    Der Croupier sah sie an. Ein schmales Lächeln spaltete seine Lippen. »Es ist möglich, Madam!«
    Sie nickte.
    Das Spiel lief. Wieder rollte die Kugel. Wieder der gleiche Nervenkitzel, das Gefühl der künstlich hochgezüchteten Spannung in der morbiden Atmosphäre des Casinos.
    Nur das Geräusch der kreisenden Kugel war zu hören. Monoton, gleichmäßig. Gierige Blicke verfolgten die Kugel.
    Nummer sieben. Jemand hatte auf Nummer sieben gesetzt. Ein Wagnis – oder wußte dieser Jemand Bescheid?
    Würde das eintreten, auf das alle hofften?
    Die Kugel bekam den Drall nach unten. Die Zentrifugalkraft konnte sie nicht mehr am oberen Schüsselrand halten. Auch die Croupiers starrten auf die Roulettschüssel.
    Die Spannung wuchs, wurde unerträglich. Schweiß perlte auf den Gesichtern der Spieler.
    Dann war es soweit.
    Die weiße Kugel berührte das Fach, tickte hinein…
    Nummer sieben!
    Die Spannung löste sich. Zwei Spieler sprangen auf. Es waren ältere Männer.
    »Nein!« stöhnte einer von ihnen. Er riß sich den obersten Knopf seines Smokinghemdes auf. Das Licht überzog sein Gesicht mit einer leichenblassen Farbe.
    Die Frau blieb sitzen.
    Die magische Zahl sieben war gekommen.
    Das Ereignis stand dicht bevor.
    Wie hypnotisiert starrte die Frau auf ihren Jeton. Noch lag er auf dem grünen Filz, noch war alles normal.
    Plötzlich begann sich der Chip zu verändern. Er schrumpfte zusammen. Rauch stieg auf, bewegte sich träge der Lampe entgegen und reizte zum Husten. Der Qualm hüllte für Sekunden den Jeton ein. Dann aber zerfaserte er, gab den Blick wieder frei.
    Der Jeton war verschwunden.
    Auf dem Feld mit der Nummer sieben stand ein Totenkopf!
    ***
    »Neiiinnn!« Die Frau schrie gequält auf. Obwohl sie das Ereignis herbeigesehnt hatte, spürte sie doch die Angst die sich auf einmal breit machte.
    Aber sie konnte nicht mehr
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