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0186 - Die Blutorgel

0186 - Die Blutorgel

Titel: 0186 - Die Blutorgel
Autoren: Jason Dark
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»Dieser verdammte Nebel!« fluchte Victor Tyler erbost. »Das Zeug macht mich noch wahnsinnig. Shit auch…«
    »Vic, hör doch auf.«
    »Du hast gut reden, Jenny. Sitz du mal hinter dem verfluchten Lenkrad und starr durch die Scheibe nach draußen. Was siehst du? Nichts, nur diese quirlenden, tanzenden Wolken. Wären wir doch bloß in Los Angeles geblieben.«
    »Fluchen hilft auch nicht«, hielt ihm seine Frau entgegen. »Außerdem weckst du Ronny.«
    »Ja, ja, schon gut.«
    In den nächsten Minuten schwieg Victor Tyler. Jenny warf ihrem Mann lange Blicke zu. Normalerweise war Vic sehr ruhig, ihn konnte nichts so leicht aus der Fassung bringen, aber der Nebel auf der Strecke war der reinste Horror. Da verlor selbst ein Mann wie Vic die Nerven. Dabei hatte er so recht. Draußen war alles zu. Der Nebel war vom Meer gekommen und hatte die einsamen Autofahrer überrascht. In Minutenschnelle hatte sich alles zugezogen.
    Da quirlte und tanzte es. Wenn man zu lange hineinstarrte, hatte man das Gefühl, von gespenstischen Figuren umringt zu sein, die einen lautlosen Höllenreigen walzten. Die graue Suppe war überall. In jede Felsspalte kroch sie hinein, und selbst die kärgliche Vegetation am Straßenrand war nicht mehr zu erkennen. Das graue Tuch hatte auch sie zugedeckt.
    Vic Tyler kurbelte die Scheibe nach unten. Augenblicklich drangen die kühlen Schwaden ein und füllten das Innere des Wagens. Tyler fuhr noch langsamer, beugte seinen Kopf durch das offene Fenster und schaute nach draußen.
    »Was ist denn?« fragte Jenny.
    »Ich suche den Mittelstreifen.«
    »Den hab ich noch nie gesehen.«
    »Aber ich. Am Anfang der Straße. Als wir den letzten Ort verlassen haben.«
    »Und wann erreichen wir den nächsten?« fragte Jenny.
    Ihr Mann hatte sich wieder normal hingesetzt. »Weiß ich doch nicht«, gab er schroff zurück. »Bin ich Jesus?«
    »Nein aber deine Laune ist heute mal wieder zum Verlieben.«
    »Kannst ja den Nebel wegpusten, dann lache ich auch wieder.«
    Vom Rücksitz her meldete sich der siebenjährige Ronny. Seine Stimme klang quängelnd, als er sagte: »Mummy, ich muß mal.«
    Die Frau drehte sich um. »Gleich«, erwiderte sie, »gleich erreichen wir einen Ort, wo wir anhalten können.«
    »Nichts erreichen wir!« schimpfte Vic Tyler. »Ich weiß gar nicht wo wir stecken.«
    Seine Frau holte die Karte, während Ronny sich auf der Sitzbank lang machte und mit einer Popcorn-Tüte knisterte.
    Jenny entfaltete die Karte. Sie hatte as dem Handschuhfach auch eine kleine Lampe hervorgeholt, deren dünner Strahl dünner Strahl über die Linien, Kreise und Striche der Autokarte glitt.
    »Hast du es?« fragte Vic.
    »Moment noch.«
    »Den Highway haben wir verpaßt.«
    »Das wußte ich ja.«
    »Der letzte große Ort, den wir verlassen haben und wo du vergessen hast zu tanken, hieß Santa Ynez, wir befinden uns inmitten der San Rafael Montains.«
    »Du könntest Geographie Lehrerin werden«, meinte Vic Tyler spöttisch.
    »Willst du nun eine Auskunft oder nicht?«
    »Schon gut, mach weiter.«
    »Pine Muff«, sagte die Frau nach einer Weile. »So heißt der nächste Ort.«
    »Ist er groß?«
    Jenny Tyler lachte auf. »Von wegen groß, das ist ein Kuhkaff, mehr nicht.«
    »Hauptsache es gibt da eine Tankstelle.«
    »Und ein Klo«, meldete sich Ronny.
    »Auch das«, knurrte sein Vater.
    »Ich habe Hunger«, sagte Jenny.
    »Denk an deine Figur.«
    »Himmel, ein Sandwich oder ein Hamburger wird mir schon nicht schaden. Stell endlich deine schlechte Laune ab, es sind nur noch ein paar Meilen.«
    »Wieviel genau?«
    »Vier.«
    »Dazu brauchen wir eine halbe Stunde.«
    »Ich muß aber«, beschwerte sich Ronny.
    Victor Tyler fletschte die Zähne wie ein hungriger Löwe. »Wie alt bist du eigentlich?« knurrte er. »Kannst du es nicht einhalten?«
    »Wenn er doch muß«, sagte die Frau.
    Damit hatte sie ihren Gatten auch schon überredet. Kaum stand der Wagen, da stieß Ronny schon die Tür auf und sprang nach draußen.
    Seine Mutter öffnete ebenfalls die Beifahrertür.
    »Willst du auch aussteigen?« fragte Vic.
    »Ja.«
    »Hier gibt es aber Schlangen und…«
    »Ich will mir nur die Beine vertreten.«
    »Schon gut.« Vic griff zu den Zigaretten und nahm das letzte Stäbchen aus der Packung. Sobald sie in Pine Bluff eingetroffen waren, würde er sich neue holen.
    Jenny Tyler vertrat sich inzwischen die Beine. Sie war eine hochgewachsene Frau von 31 Jahren, nicht mehr ganz schlank, aber auch nicht üppig zu nennen, sondern
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