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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht
Autoren: C.E. Lawrence
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auf.
    Drinnen war es dunkel bis auf den flackernden Kerzenschein am Altar. Lees Instinkt sagte ihm, dass hier Gefahr lauerte, aber seine Sorge um Kathy trieb ihn weiter.
    Er tastete sich im Halbdunkel der Kirche voran. Als er glaubte, das Geräusch huschender Schritte aus dem hinteren Teil der Kirche zu hören, erstarrte er. Sein Herz klopfte heftig vor Anspannung.
    Er machte ein paar Schritte in die Richtung, aus der er den Laut vernommen hatte, als ihn ein seltsames, kribbelndes Gefühl überkam, als würde eine Horde Ameisen über seine Haut krabbeln. Lee erschauerte, ging aber weiter auf die Loge des Chors zu, vorbei an den Kirchenbänken.
    Plötzlich hörte er von rechts ein Rascheln. Er wirbelte herum, doch es war zu spät. Grelles Licht blendete ihn, und etwas Schweres traf ihn am Hinterkopf. Er nahm noch wahr, wie er stürzte, dann versank die Welt um ihn herum in vollständiger Dunkelheit.

    Lee kam langsam wieder zu sich und hatte dabei das eigenartige Gefühl, über dem Boden zu schweben. Als er das Bewusstsein endgültig wiedererlangt hatte, wurde ihm klar, dass er an das massive Holzkreuz hinter dem Altar gebunden war. Er versuchte sich loszureißen, aber die Fesseln waren zu fest. Seine Arme schmerzten, und sein Kopf dröhnte. Kathy lag auf dem Altar ausgestreckt, und eine dunkle Gestalt in einer schwarzen Robe hatte sich über sie gebeugt. Kathy trug eine Art weißes Kleid, und Lee erkannte, dass es eines der Chorgewänder sein musste.
    »Aufhören!«, brüllte Lee die schattenhafte Gestalt vor dem Altar aus vollem Halse an. »Lass sie gehen!«
    Der Mann sah auf, und Lee blickte in das Gesicht seines Mentors und Ziehvaters.
    Nelson grinste zu ihm hoch. »Nette Idee, das mit den Roben, findest du nicht auch? Die habe ich in der Sakristei entdeckt und spontan eingebaut.«
    »Bitte, ich flehe dich an, tu das nicht. Ich – ich weiß, wie du dich fühlst.«
    »Red keinen Unsinn! Niemand weiß, wie ich mich fühle .«
    »Du irrst dich. Ich weiß es wirklich, das schwöre ich.«
    »Netter Versuch, Lee.« Nelsons Stimme klang kalt und grausam.
    Lee zerrte an den Fesseln, versuchte sie zu lockern, damit er sich herauswinden konnte.
    »Warum hast du nicht auf mich gehört?«, fuhr Nelson fort. »Ich habe dich beschworen – geradezu angefleht –, dich aus dem Fall herauszuhalten! Ich habe versucht, dich zu beschützen. Der ganze Quatsch mit deiner Schwester war nur dazu gedacht, dich zu vergraulen. Aber du musstest ja stur bleiben. Mein Gott, denkst du, ich hätte gewollt, dass es so weit kommt?«
    Lee reckte den Hals, um zu sehen, ob Kathy noch am Leben war.
    »Keine Angst, noch atmet sie«, bemerkte Nelson kühl. »Wie du ja weißt, töte ich sie nicht sofort … drücken, Luft lassen, drücken, Luft lassen. Du wärst überrascht, wie lange das Sterben dauert, wenn man einen Menschen auf diese Art erwürgt. Ach nein, das ist dir ja bestimmt bekannt, oder? Du weißt eine ganze Menge, auch über mich – nur nicht das, was du hättest wissen müssen.«
    »Warum tust du das?«
    »Tja, Lee, das sind nicht bloß Gerüchte, was man sich über meinen alten Herrn erzählt: Er war tatsächlich ein Mitglied der berüchtigten Westie-Bande. Man kann also ohne jede Übertreibung behaupten, dass Gewalt bei uns in der Familie liegt. Wenn du dir die Mühe gemacht hättest, mal ein Profil von mir zu erstellen, hättest du erkannt, dass ich eine nette kleine Vorgeschichte der Gewalttätigkeit habe. Ich bind es nur nicht jedem auf die Nase.«
    »Aber all die Frauen … warum –?«
    »Ach, komm schon, Lee! Hast du dich nie gefragt, was für eine Erfahrung das wäre? Wolltest du nie wissen, wie es ist, Mörder nicht nur zu analysieren, sondern wirklich einer von ihnen zu sein – zu fühlen, was sie fühlen?«
    Nelsons Gesicht glühte förmlich vor Leidenschaft, und seine Augen funkelten auf eine Art, wie Lee es noch nie bei ihm gesehen hatte.
    »Warum hast du Eddie getötet? Wie bist du überhaupt auf ihn gekommen?«
    Nelson schnaubte. »Ist das nicht offensichtlich? Du hast mich doch selbst erst auf seine Fährte gebracht. Und er wurde langsam zu einer ernsthaften Bedrohung für mich. Hättest du ihn mal lieber aus dem Spiel gelassen.« Er seufzte. »Ich habe dich so oft gewarnt, und du hast nicht darauf reagiert. Selber schuld.«
    Lee stöhnte und versuchte erneut, sich zu befreien, aber die Fesseln waren einfach zu fest.
    Nelson beobachtete ihn bei seinen vergeblichen Anstrengungen. »Hätte nie gedacht, dass der Segelkurs
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