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Gott geweiht

Gott geweiht

Titel: Gott geweiht
Autoren: C.E. Lawrence
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Kaminsims, und an einer Wand hing ein kitschiges Porträt von Jesus, die Augen melodramatisch gen Himmel gerichtet. Die bemerkenswerteste Devotionalie aber war das schwere Goldkreuz über dem Kamin. Ein geschnitzter Christus war augenscheinlich mit echten Nägeln darangenagelt worden, und Blut troff ihm aus jeder Pore. Die Figur wirkte so lebensecht, dass Lee eine Gänsehaut bekam. Ansonsten erinnerte die Einrichtung an einen viktorianischen Salon – dunkle Möbel mit befransten Sofaschonern und Spitzendeckchen.
    »Okay«, sagte Butts, als er ins Zimmer kam, »sie sind auf dem Weg. Hey – sehen Sie sich das mal an!«
    Lee folgte seinem Blick. Auf einem kleinen runden Beistelltisch, neben einem altmodischen Telefon mit Wählscheibe, lag ein weißer Plastikinhalator, wie ihn Asthmatiker benutzten. Daneben ein Notizzettel. Lee hob ihn auf und las die eilig hingekritzelten Worte.
    Amtrak → Phillie 15:35 Penn Station
    Er sah auf seine Uhr. Der Zug war vor einer Stunde von der Penn Station abgefahren.
    »Phillie?«, wunderte sich Lee laut. »Was will er denn in Philadelphia?«
    »Hier«, sagte Butts. »Sehen Sie sich das an.« Er hielt Lee eine zerknüllte Rechnung für das Adams-Mark-Hotel hin, am Rande der Innenstadt von Philadelphia.
    Lee starrte auf die Rechnung. Plötzlich klingelte es in seinen Ohren, und sein Kopf war von einem dröhnenden Rauschen erfüllt. Ihm wurde schlagartig klar, warum Samuel Hughes nach Philadelphia unterwegs war.
    Nächstes Mal komme ich näher.
    Er hatte es auf Kathy abgesehen . Die Panik schnürte Lee die Kehle zu. Er packte Butts am Arm und zerrte ihn zur Haustür.
    Sie sprinteten die Straße entlang zur U -Bahn-Station, der untersetzte Detective einige Schritte hinter ihm. Es gab in diesem Viertel keine Taxis, und Lee schätzte, dass ein Expresszug sowieso schneller sein würde.
    »Was ist denn los?«, fragte Butts, während er keuchend versuchte, Lee einzuholen. »Wollen Sie, dass ich eine Lungenentzündung bekomme?«
    »Ich muss nach Philadelphia!«, rief Lee über seine Schulter zurück.
    »Wie wollen Sie ihn denn in einer so großen Stadt finden?«, brüllte Butts, während sie die Treppe zum Bahnhof hinunterhetzten und gerade rechtzeitig durch die Drehkreuze stürzten, um den Express Richtung Manhattan zu erwischen.
    »Okay«, sagte Lee, als sie sich keuchend auf die Plastiksitze warfen, »hören Sie mir gut zu. Ich fahre direkt zur Penn Station. Ich will, dass Sie Chuck Morton kontaktieren und ihm sagen, dass ich Samuel Hughes auf den Fersen bin und dass er unser Mörder ist.«
    »Oh, Mann «, brachte Butts mühsam heraus, bevor ihn ein plötzlicher Hustenanfall übermannte. »Sind Sie jetzt von allen guten Geistern verlassen? Wie wollen Sie diesen Kerl denn in Philadelphia finden, verdammt noch mal?«
    Lee erklärte ihm, was er befürchtete – dass Hughes es jetzt auf Kathy abgesehen hatte und dass sie der Grund für seine Reise nach Philadelphia war.
    »Oh Gott«, entfuhr es Butts. »Lassen Sie mich mitkommen!«
    »Nein, es ist wichtiger, dass Sie zuerst mit Chuck reden und ihm alles erklären. Dann kann er sich vielleicht mit den Cops in Phillie in Verbindung setzen und mir Unterstützung besorgen.«
    »Okay, okay«, lenkte Butts ein. »Wie können wir Sie erreichen?«
    Lee gab ihm die Adresse von Kathys Vater und der Vidocq-Gesellschaft.
    »Rufen Sie die beiden an, und hinterlassen Sie eine Nachricht für Kathy oder ihren Vater, dass sie sich nicht von der Stelle rühren sollen, bis ich komme«, sagte Lee und warf einen prüfenden Blick auf sein Handy. Die Batterie zeigte nur noch einen Ladebalken. Er schaltete das Handy ab – er würde keine Gelegenheit mehr haben, es aufzuladen, bevor er Philadelphia erreichte.

KAPITEL 61

    Das Adams Mark war ein typisches Hotel für Kongresse und Seminare mit vielen Besuchern. Das dreiundzwanzig Stockwerke hohe Gebäude, das wie ein Monolith am Rande von Philadelphias Innenstadt emporragte, hatte zudem eine hervorragende Verkehrsanbindung und war über die I -95 einfach zu erreichen. Nachdem Lee vom Bahnhof aus ein Taxi genommen hatte, durchquerte er nun die Empfangshalle des Hotels.
    In der Lobby herrschte ein dichtes Gedränge von Science-Fiction- und Fantasy-Fans – schlaksige, seltsam angezogene Leute mit der blassen Haut passionierter Stubenhocker, aber aufgeweckten Gesichtern. Manche trugen mittelalterliche Gewandung, andere waren ganz normal mit Jeans und bedruckten T -Shirts bekleidet. Drachenbilder in allen Variationen waren
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