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0801 - Ruine des Schreckens

0801 - Ruine des Schreckens

Titel: 0801 - Ruine des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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Sie schwebten in den Wolken als Zerrbilder des Schreckens, und sie schauten auf die Erde nieder, als sollte diese im nächsten Augenblick von ihnen zerstört werden.
    Die vier waren die Gründer gewaltiger Reiche. Sie waren so alt wie die Welt, sie hatten wahrscheinlich miterlebt, wie sie entstand. Sie waren hineingeraten in den gewaltigen Kampf zwischen Gut und Böse. Dass sie noch existierten, ließ darauf schließen, wie mächtig sie waren. Zudem standen sie unter dem Schutz des Finstersten aller gefallenen Engel, Luzifer.
    AEBA stand für Hinterlist, Grausamkeit, Vernichtung und Chaos. Sie selbst aber griffen nur selten in den Lauf der Dinge ein, dafür hatten sie ihre Diener, die Horror-Reiter. Wenn sie sich selbst zeigten, so wie jetzt, musste schon etwas Außergewöhnliches passiert sein.
    Jeder von ihnen versuchte den anderen an Scheußlichkeit zu überbieten.
    Den Anfang machte Astaroth als eine männliche Medusa. Auf seinem Schädel verteilten sich ringelnd knallrote Schlangen, die aussahen wie dicke Blutfäden. Augen schimmerten kalt wie grüne Steine, in die sich kein Lichtreflex verirrt hatte. Kein Mund, keine Nase und keine Ohren.
    Eurynome war der Dämon mit dem Ziegenkopf. Geifernd, bösartig, ein langer Schädel mit bleckenden Zähnen. Unter dem Schädel zeigten sich die schwellenden Formen eines reifen Frauenkörpers in einer abstoßenden Pose.
    Bael hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit einem übergewichtigen Buddha. Er war nackt, schwammig, breit und wuchtig. Seine Haut war mit einem dünnen Goldfilm überzogen, und die Pupillen bestanden ebenfalls aus kleinen Goldplättchen.
    Amducias machte noch den menschlichsten Eindruck von allen. Er wirkte wie ein eleganter Beau. Allerdings nur von der Rückseite her gesehen. Drehte er sich um und wandte dem Betrachter seine Vorderfront zu, sah alles ganz anders aus. Da hatte er dann keinen Kopf mehr, sondern eine lang gezogene Schnauze, die Ähnlichkeit mit der eines Krokodils aufwies.
    Woher diese vier Gestalten erschienen waren, konnte wohl niemand so recht sagen. Wahrscheinlich aus den Tiefen der Hölle, aus schrecklichen Dimensionen, in die niemals das Auge eines Menschen hineingeschaut hatte. Sie waren gelockt worden, man hatte sie gereizt, und sie wollten zeigen, dass mit ihnen zu rechnen war.
    Zwei Menschen jedenfalls sahen dieses schreckliche Bild am Himmel.
    Und diese beiden ging es auch etwas an.
    Der eine war ein achtzigjähriger Schriftsteller namens Robert Morse, der in einem Seniorenstift lebte und Besuch von einem Polizisten bekommen hatte. Als Inspektor Suko hatte er sich vorgestellt. Beide waren sich sympathisch gewesen, und Robert Morse hatte zu Suko auch Vertrauen gefasst. Nicht nur das, er hatte ihn sogar als eine große Chance angesehen und ihm eine golden schimmernde Münze vermacht, ein so genanntes Orakel, auf dessen Oberfläche ein Mann eingraviert worden war, der auf einem Fluss ruderte und sich dabei von Vögeln mit mächtigen Schwingen beobachtet fühlte.
    Der alte Mann hatte die Gestalten der Erzdämonen zuerst gesehen und Suko darauf aufmerksam gemacht. Eine kurze Drehung hatte dem Inspektor gereicht, um sie ebenfalls zu sehen.
    Er starrte sie an.
    Im ersten Augenblick schloss er die Augen. Er wollte kaum zugeben, was er da sah. Es war auch für ihn überraschend gekommen, obwohl er eigentlich hätte damit rechnen müssen, denn die Zeichen standen auf Sturm, und die Zeichen waren negativ geworden. Das Böse hatte zum Kampf geblasen und mit ihm die Kreaturen der Finsternis.
    Luzifer lachte im Hintergrund.
    Suko schaute den Autor an. Der alte Mann saß in einem Schaukelstuhl, er wippte leicht vor und zurück, auch jetzt, als der Schrecken ihn erfasst hatte, kam der Stuhl nicht zur Ruhe. An das leise Knarren hatte sich Suko längst gewöhnt, er hörte es kaum, aber er sah auch nicht die Angst auf dem Gesicht des alten Mannes, denn sein Interesse galt nur den vier Erzdämonen.
    Sie standen in den Wolken. Ihre Gesichter waren nicht klar, trotzdem gut zu erkennen, und er hatte das Gefühl, als wären sie nur ihretwegen erschienen. Sein Blick glitt wieder in die Tiefe, denn hinter dem breiten Fenster des Wintergartens lag ein Park. Suko hatte dort zwei Spaziergänger gesehen, und er war gespannt, wie diese beiden bei dem Anblick reagierten.
    Sie taten nichts.
    Sie gingen weiter, als wäre nichts geschehen. Sie schauten weder zum Himmel noch zur Seite, für sie waren die Fratzen am Himmel einfach nicht existent.
    War es vielleicht so,
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